Phil Collins (2017)

Phil Collins (2017) © Warner Music

Die "Still Not Dead Yet"-Tour von Phil Collins ist eine Wiederbelebung der ganz besonderen Art. Trotz ähnlicher Songauswahl verbreitet sie ein völlig anderes Lebensgefühl als die Shows in Köln im Jahr 2017. In Stuttgart erleben die Fans eine heiße Stadionparty.

Wer könnte als Support-Act besser den deutschen Tourauftakt von Weltstar Phil Collins bestreiten als sein Genesis Bandkollege Mike Rutherford mit seiner erstklassigen Liveband Mike & The Mechanics?

In einem von den Tontechnikern erstklassig präparierten Stuttgarter Stadion feuern die bestens aufgelegten Musiker einen Hit nach dem anderen in die Runde und heizen das Publikum eine Stunde lang perfekt an – nicht, dass das bei den sommerlichen Temperaturen nötig gewesen wäre.

Mike & The Mechanics

Wie schon bei der eigenen Live-Tour 2017 zeigt sich die Band mit Andrew Roachford bei "Another Cup Of Coffee" und Tim Howar bei "A Beggar On A Beach Of Gold" stimmgewaltig. Gemeinsam singen sie "Out Of The Blue", während rockige Gitarrenriffs durch das Stadion feuern.

Herausragend sind die zwei Gitarrensolos von Mike Rutherford bei "Silent Running". Bei "The Living Years" folgen dann schon die ersten Standing Ovations. Mike & the Mechanics verabschieden sich unter tosendem Applaus mit "Over My Shoulder" und dem vom ganzen Stadion mitgesungenen "Word Of Mouth". Und das war "nur" die Vorband.

Neue Energie

Nach den emotional aufwühlenden Konzerten in Köln 2017 ist die große Frage: Wie geht es Phil Collins heute? Vor zwei Jahren wirkte Collins stark gezeichnet. Das Konzert besaß in vieler Hinsicht Merkmale des letzten großen Auftritts einer Legende.

Der Phil Collins, der die Bühne in Stuttgart trotz Gehstock mit viel Energie betritt, wirkt hingegen lebendig und noch nicht bereit für den Ruhestand. In Stuttgart findet sich keine Spur von Pathos und Abschied.

Lebensfreude und gute Laune

Im Gegenteil die warme Sommernacht bietet den perfekten Rahmen für ein Konzert voll Lebensfreude und guter Laune. Ein kräftiges "Guten Abend Stuttgart" sorgt für tosendem Applaus der Zuschauer. 

Schnell entwickelt das Konzert eine hochgradig energetische Dynamik. Schon "Another Day In Paradise" versprüht nicht diesen klassisch poppigen Balladentouch, sondern wirkt viel dynamischer als 2017. 

Groove-Feuer 

Einige Balladen wie "One More Night" sind im Vergleich zu 2017 aus der Setlist verschwunden. Ersetzt wurden sie dafür durch das energiegeladene "Hang In Long Enough". Früh kommen diesmal die Bläser ins Spiel und geben vollen Druck – die Funk-Power entlädt eine riesige Energiewelle ins Stadion. Phil Collins ist immer präsent, geht jeden Song voll mit.

Erstmals seit 2005 ist auch "Don't Lose My Number" wieder im Programm. Der Song entfaltet sich mehrfach durch den Groove der Bläser und auch durch das energetische Gitarrensolo von Lead-Gitarrist Daryl Stuermer. Die Energie scheint aus allen Richtungen auf das Publikum niederzuprasseln.

Poppiges von Genesis

Natürlich spielt Phil Collins auch einige Songs von Genesis. Leider erfüllt sich die Hoffnung, dass Mike Rutherford als Special Guest zu ihm stößt, auch an diesem Abend nicht. Der Stimmung tut das jedoch keinen Abbruch.

Sowohl die wunderschön emotionale Ballade "Throwing It All Away" als auch "Follow You, Follow Me" gelingen großartig. Zu jedem Zeitpunkt ist die Magie und Energie von Genesis spürbar. Das gilt auch für das später folgende "Invisible Touch", der seine groovende Energie als Big Band Version entlädt und perfekt zu dieser Sommerparty passt.

Familiäre Momente

Mit zunehmender Konzertdauer rückt Nic Collins, der Sohn von Phil Collins, am Schlagzeug immer mehr ins Rampenlicht. Zunächst als dominanter Taktgeber des Bläserfeuers von "Who Said I Would", das nur von der wunderschön gesungenen Duett-Ballade "Separate Lives" unterbrochen wird. Allein dieses Duett hat so viel Soul und Kraft, stark gesungen von Background-Sängerin Bridgette Bryant. 

Aus dem "Drum Duett" von Nic Collins und Percussionist Richie Garcia 2017 wird ein "Drum Trio", denn Phil Collins schlägt selbst sein vor ihm aufgebautes Schlagzeug. Es ist das rhythmische Intro für "Something Happened On The Way To Heaven", dem nächsten groovenden Gewitter. Das Highlight ist schließlich das Vater-Sohn Duett bei "You Know What I Mean" mit Nic Collins am Piano.

Hit-Feuerwerk

Das mit Spannung erwartete "In The Air Tonight" ist noch immer ein Fan-Liebling. Nachdem die Spannung durch Phil Collins hypnotischen Sprechgesang langsam aufgebaut wird, zerreißt das legendäre Drum-Solo den Himmel und entlädt sich wie eine Explosion. Die Stimmung ist gigantisch!

Vom luftig-leichten "You Can't Hurry Love" über "Dance Into The Light" bis hin zum Mitsinghit "Easy Lover", die Zuschauer feiern und genießen die Sommerparty. Die positiven Emotionen kennen an diesem Abend keine Grenzen.

Die Flitter-Explosion bei "Sussudio" heizt die Party weiter an und auch die Zugabe "Take Me Home" besitzt nicht diesen emotionalen Tiefgang von 2017, der die Zuhörer fast erschlagen hat. Der Song wirkt lebhaft, er passt zur Lebensfreude des ganzen Abends. Unter ohrenbetäubendem Applaus verabschiedet sich Phil Collins danach von der Bühne.

Lebensbejahend

Das ganze Konzert besitzt eine völlig andere Stimmung als 2017. Phil Collins scheint wieder Energie getankt zu haben. Der Konzertabend mit viel Energie und einem fröhlichen Grundton haben so gar nichts mit den wehmütigen Momenten vor zwei Jahren gemeinsam.

Dieser Phil Collins hat einfach nur Spaß mit seinem Publikum und scheint nicht genug davon zu bekommen. Er saugt all die Liebe seiner Fans spürbar in sich auf und schöpft daraus die Kraft, weiterzumachen. Zu keinem Zeitpunkt fühlt sich das Konzert nach Abschied an: Es macht einfach nur Lust auf weitere Shows.

Setlist Phil Collins

Against All Odds (Take A Look At Me Now) / Another Day In Paradise / Hang In Long Enough / Don't Lose My Number / Throwing It All Away / Follow You Follow Me / I Missed Again / Who Said I Would / Separate Lives / Drum Trio / Something Happened On The Way To Heaven / You Know What I Mean / In The Air Tonight / You Can't Hurry Love / Dance Into The Light / Invisible Touch / Easy Lover / Sussudio // Take Me Home

Setlist Mike & The Mechanics

The Best Is Yet To Come / Another Cup Of Coffee / A Beggar On A Beach Of Gold / Out Of The Blue / Get Up / Let My Fly / Silent Running / The Living Years / All I Need Is A Miracle / Over My Shoulder / Word Of Mouth

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