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Dropkick Murphys (live in Mannheim 2018) © Rudi Brand

Wenn an einem Abend die Dropkick Murphys, Flogging Molly und Sex Pistols-Bassist Glen Matlock auftreten, ist Stimmung vorprogrammiert. Bericht über einen Abend im Zeichen des Kleeblatts.

Die Maimarkthalle Mannheim ist seit Wochen ausverkauft und ungefähr 10.000 Besucher strömen in die Halle. Die Dropkick Murphys haben zum wilden Tanz geladen und Verstärkung in Form von Flogging Molly und Glen Matlock mitgebracht. Diese als Vorgruppe zu bezeichnen, würde ihrem Status nicht gerecht.

Verzögerungen im Betriebsablauf

Doch während der Sex Pistols-Bassist den Abend eröffnet, steht ein Großteil der Besucher noch vor der Halle. Die Einlasskontrollen brauchen bei diesen Menschenmengen ihre Zeit, obwohl der Veranstalter die Türen bereits 90 Minuten vor Konzertbeginn geöffnet.

Hinzu kommt, dass die im Normalfall nicht vorhandene und deshalb extra eingerichtete Garderobe nicht ausreicht und viele Besucher ihre Jacken im Auto lassen müssen. Das ist allerdings bei winterlichen Temperaturen alles andere als angenehm.

Spätestens zum Beginn des Flogging Molly-Sets ist die Halle dann aber zum Bersten gefüllt. Die Band um Frontmann Dave King feierte letztes Jahr ihr zwanzigjähriges Bestehen und macht keine Anstalten, sich ihrem Alter entsprechend zu benehmen.

Dancing on the Devil’s Dance Floor

Die Mischung aus Irish Folk und Punk animiert zum Tanzen, fröhlichen Schubsen und ausgelassenem Springen. Flogging Molly spielen sich dabei durch ihr gesamtes Werk, von Klassikern wie "Salty Dog", "Devil’s Dance Floor" oder "Drunken Lullabies" bis zu Liedern wie "The Days We’ve Yet To Meet" vom letztjährigen Album "Life Is Good".

King fungiert dabei als Sprachrohr der Band und heizt die Menge an. Im Laufe des Konzerts stellt er die Band nach und nach namentlich vor, darunter seine langjährige Lebensgefährtin und Ehefrau Bridget Regan.

Eine in den ersten Reihen geschwenkte Irland-Flagge nimmt King zum Anlass, zu "Rare Ould Times" hinzuführen. Der Songs kann sowohl als nostalgische Verklärung eines vergangenen Dublins, aber auch als Kritik an der zunehmenden Gentrifizierung der Stadt an der Liffey gedeutet werden.

Alles muss seine Ordnung haben

Nach einer guten Stunde Auftritt, inklusive einer Coverversion von "We Will Rock You", räumen Flogging Molly die Bühne, die flugs umgestaltet wird. Nach einer knappen Viertelstunde ist es soweit. Die Lichter werden abgedunkelt, und aus den Boxen erklingt Sinéad O’Connors "The Foggy Dew". Nach diesem beinahe besinnlichen Moment erstrahlen die Lichter hell und "The State Of Massachusettes" ertönt in der Halle.

Es dauert keine Sekunden, bis sich bis weit in die Halle hinein Gerempel und Geschubse einstellt – alles einvernehmlich, versteht sich. Dabei wird das gesamte Repertoire des Moshpits bedient, zwischenzeitlich bildet sich gar ein nicht unbeachtlicher Circle Pit. Den Regeln des Pogo-Knigge wird stets Sorge getragen und es gibt wohl wenig bessere Momente, als noch im Moment des Sturzes von zwanzig wildfremden Menschen wieder auf die Füße gerissen zu werden, bevor man überhaupt den Boden berührt hat.

Back to the Roots

Das Œuvre der Dropkicks lädt dazu aber auch ein. Nur selten wird einem eine Ruhepause in Form eines getragenen Lieds oder einer Ansage gegeben. Dies geschieht beispielsweise durch Lieder wie "Paying My Way" vom 2017 erschienenen "11 Short Stories of Pain & Glory". Der Song wird durch eine Bildercollage begleitet, die die Drogen- und Medikamenten-Epidemie in den USA thematisiert.

Hervorzuheben ist außerdem noch eine Coverversion des The Clash-Klassikers "I Fought The Law", mit dem die Bostoner ihren Punk-Wurzeln Respekt zollen. Ansonsten spielen sich die Dropkick Murphys querbeet durch ihr in den vergangenen 22 Jahren entstandenes Werk.

Das Beste draus gemacht

Die unweigerliche Zugabe, zu der die Band sich aber doch ganz schön bitten lässt, besteht dann aus zwei Liedern: "The Boys Are Back", in dessen Verlauf zum Graus aller Security-Mitarbeiter ein Haufen Fans zum Tanzen auf die Bühne geholt wird, und dem unweigerlichen "I’m Shipping Up To Boston", bekannt aus Martin Scorseses Film "The Departed".

Noch einmal bringt das Publikum die verbliebene Energie auf, um sich dann langsam Richtung Ausgang zu bewegen. Begleitet werden diese letzten Momente in der Halle von Frank Sinatras "My Way", was dem Konzertabend zum Abschluss noch eine sentimentale Note verleiht.

Das Konzert ist nicht ohne Unregelmäßigkeiten und Stolpersteine verlaufen, die Bands aber haben nach allen Regeln der Kunst abgeliefert. Slàn leat!

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