John Grant (2022)

John Grant (2022) © Christie Goodwin

Im Rahmen des Queer Festivals Heidelberg holt der Karlstorbahnhof John Grant auf die Bühne. Das Konzert erweist sich trotz kleinerer Schwierigkeiten als voller Erfolg, denn dem Musiker gelingt es das Publikum in seinen Bann zu ziehen.

Wem John Grant kein Begriff ist, sollte das schnellstmöglich ändern. Seine Musik ist klanggewaltig, melancholisch und setzt sich mit sehr persönlichen, aber auch gesellschaftlichen Themen aus der Perspektive eines schwulen Mannes auseinander.

Live ist John Grants Musik besonders klanggewaltig. Das ist vielleicht nicht jedermanns cup of tea, doch der Mann, der an diesem Abend auf der Bühne steht, schafft es alleine mit seiner Bühnenpräsenz und seinen Geschichten zu überzeugen. 

Danke Nina Hagen

Ohne viel Gerede leitet John Grant den Auftritt mit dem vom neuen Album bekannten Intro ein, der Titelsong "Grey Tickles, Black Pressure" lässt nicht lange auf sich warten. Sofort zieht der Sänger das Publikum in seinen Bann, ohne Distanz entstehen zu lassen.

Mit kleinen Anekdoten aus seinem Leben lockert er die Atmosphäre auf. So erzählt er in akzentfreiem Deutsch von seiner Zeit in Heidelberg, und berichtet, warum er Deutsch lernen wollte. Das haben wir niemand Geringerem als Nina Hagen zu verdanken, deren Musik ihn nach eigenen Anganben "vom Stuhl gefegt hat", an dieser Stelle also ein dickes Dankeschön. 

Stolpersteine

Über die deutsche Sprache stolpert Grant trotz seinem angeblichen amerikanischen Akzent nicht, die Technik legt ihm aber dennoch einige Steine in den Weg. Hier und da laufen die Dinge einfach nicht so rund, wie sie sollten, doch die Band lässt sich davon nicht beirren. Allerdings fällt ein Lied den Technikproblemen zum Opfer: Es kann nicht gespielt werden.

Auch das Publikum bleibt geduldig. Man merkt, dass die Anwesenden sich seit Wochen auf den Auftritt gefreut haben. Die etwas älteren Musikfreunde schlürfen an ihrer Weinschorle oder an ihrem Glas Sekt, während John Grant die technischen Stolpersteine gekonnt umgeht.

Gewaltig

Zwischen seinen Erzählungen und den ein oder anderen technischen Ausrutschern schafft Grant es auf ganzer Linie zu überzeugen. Sowohl die ruhigeren Lieder als auch die lautstarkeren versetzen das Publikum in absolute Höhenflüge, Songs wie "It Doesn't Matter To Him", "GMF", oder "Snug Slacks" werden den Besuchern definitiv noch länger nachhängen. 

Die unangefochteten Highlights des Abends sind jedoch "Pale Green Ghosts" und "Guess How I Know". Auf den jeweiligen Alben waren sie schon klare Favoriten, doch live sind sie geradezu atemberaubend gewaltig. Die ganze Bandbreite von John Grants Kompositionen und seinem Sound sprengt den kleinen Rahmen des Konzerts, so dass die Zuschauer die Gänsehaut wahrscheinlich noch ein paar Tage mit sich herumtragen werden. 

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