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Wanda (live in Heidelberg, 2015) © Saron Duchardt

Man fragt sich, wann Wanda überhaupt die Zeit für ein zweites Album hatten, wenn sie das ganze Jahr Konzerte spielen. Ist aber egal, das neue Material eignet sich genauso gut zum Eskalieren wie das alte. Das stellt die Band aus Wien in der halle02 in Heidelberg unter Beweis.

Schon Wochen im Voraus war das Konzert von Wanda in der halle02 ausverkauft. Nachdem die Wiener durch ihr Debüt "Amore" Ende letzten Jahres zunehmend Bekanntheit erlangt hatten, gingen sie 2015 hierzulande dann richtig steil. Eine Tour im Frühjahr, Festivalsaison, direkt ein zweites Album und dann wieder auf Tour. Ein voller Terminkalender im Hause Wanda.

Auf ihrer aktuellen Tour erhält die Band Unterstützung vom Kölner Trio Kent Coda. Bestehend aus zwei Türken und einem Österreicher besticht die Gruppe durch eine Mischung aus orientalisch anmutender Rhythmik und straighten Riffs. Dazu kommt der charakteristische türkische Gesang von Gitarrist Ögünc Kardelen. Der führt mit sympathischen Ansagen durch das Set der Band und lässt die Zuschauer vergessen, dass die Stellung der Vorband meistens nicht leicht ist.

Ein böses Ende?

Nachdem das Publikum durch Kent Coda schon gut in Schwung sind, ist es für Wanda ein leichtes, die Stimmung zum Überlaufen zu bringen. Nach einer Umbaupause und kurzem Soundcheck betritt das Quintett die Bühne und legt sich bereits beim ersten Song "Luzia" richtig ins Zeug, Sänger Marco Michael Wanda hat präventiv Hemd und Sakko aufgeknöpft. Der gesamte Saal scheint textsicher und singt begeistert mit. Schon mit ihren ersten Tönen haben Wanda diejenigen gewonnen, die vielleicht noch skeptisch waren.

Die Euphorie und der Wille zum Feiern bleiben nicht unkommentiert: "Heidelberg – das wird bös enden mit uns", teilt Marco Wanda mit, bevor er ins Publikum fragt: "Wohin schickt ihr mir die Post?" Ins Spital natürlich! Die Fans stimmen zum Mitsingen an, werden dann aber von einer entschleunigten Soul-Version des Stücks überrascht. Diese Langsamkeit können Wanda selbst aber auch nur eine Strophe lang aushalten, bevor sie wieder in den Originalton des Songs fallen.

"Keine Macht für niemand – Amore für alle"

Wie viele weitere Stücke zeigt das aber Wandas Willen zur Improvisation. Immer wieder ufern die Lieder aus und ziehen sich dabei bis zu zehn Minuten in die Länge. Nicht zuletzt liegt das an den eingängigen Textzeilen, die in sympathischem Wiener Schmäh vorgetragen werden. Wanda gehen in Ohr und Bein. Nicht ein einziges Mal zeigt das Publikum Schwächen beim Mitsingen oder generelle Ermüdungserscheinungen.

Das Schlagwort "Amore" zieht sich durchs gesamte Konzert und wird stets von der Masse aufgenommen. Eine ganze Menge Amore bekommt Sänger Marco Wanda, als er während "Ich will Schnaps" einen beinahe fünfminütigen Stagedive hinlegt. Die Hände der Fans tragen ihn und seine Weinflasche einmal quer durch die Halle und unbeschadet wieder auf die Bühne zurück. Der Rest der Band rockt die Akkorde währenddessen souverän runter. Überhaupt ist der Sound hervorzuheben, der sowohl bei der Vorband, als auch bei Wanda hervorragend ist.

Es ist so schön bei dir

Als letztes Lied des Hauptteils folgt dann, wie sollte es anders sein, "Bologna", die erste Single des Debüts und vermutlich der Song, der Wanda hierzulande zum Durchbruch verholfen hat. Das Publikum kann gar nicht genug bekommen, der Refrain wird einige Male in Schleife gespielt, bevor die Band unter donnerndem Applaus die Bühne verlässt. Noch während der Ovation ertönen die ersten Zugabe-Rufe. Und es dauert auch nicht lange, bis die fünf Musiker erneut ins Rampenlicht treten.

"1, 2, 3, 4", fordern die Fans, die aktuelle Singleauskopplung von "Bussi". Die Band ist sichtlich beeindruckt vom Durchhaltevermögen des Publikums und belohnt den gut zweiminütigen Sprechgesang dann auch mit dem geforderten Lied. Als die letzten Töne von der Bühne verklingen, hat die Masse aber immer noch nicht genug. "Ein letztes Mal noch!", verspricht Marco Wanda.

"Wir würden für fünf von euch spielen!"

Wer vermutet, dass nach einer Zugabe schon Schluss sei, liegt falsch. Es folgen ein Beatles-Cover von "A Hard Day’s Night" und "Dass es uns überhaupt gegeben hat". Nachdem offensichtlich immer noch niemand nach Hause möchte, lobt Wanda genau dieses Durchhaltevermögen: "Heidelberg, wir sehen uns ganz sicher wieder! Wir würden für zehn von euch spielen! Wir würden für fünf von euch spielen!" Eine schönere Liebeserklärung hat ein Publikum wohl noch nicht erhalten.

Mit einer weiteren energiegeladenen Darbietung von "Luzia" verabschieden Wanda sich dann endgültig von der Bühne. Gut neunzig Minuten hat das Konzert gedauert, in denen die Wiener gezeigt haben, warum sie derzeit eine der heißesten deutschsprachigen Bands sind. Wanda sind hungrig, geradlinig und vor allem unglaublich lässig.

Setlist

Luzia / Schickt mir die Post / Bleib wo du warst / Mona Lisa der Lobau / Meine beiden Schwestern / Stehengelassene Weinflaschen / Das wär schön / Auseinandergehen ist schwer / Gib mir alles / Ich will Schnaps / Bologna // 1, 2, 3, 4 / A Hard Day’s Night / Dass es uns überhaupt gegeben hat / Luzia

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