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The National (live beim Maifeld Derby, 2014) © Achim Casper

Die Erwartungen waren turmhoch, schließlich sind The National unbestritten die größte Band, die jemals auf dem Maifeld Derby gespielt hat. Als die letzten Töne verklingen, steht fest, dass das Festival keinen besseren Abschluss hätte finden können.

Das Interesse ist erwartungsgemäß gewaltig: so gut wie alle auf dem Gelände verbliebenen Besucher strömen zu The National, dem Mega-Headliner des Maifeld Derby Festivals. Die Stimmung könnte nicht besser sein: tosender Jubel umbrandet die Band schon bei den ersten Songs.

Keine Weicheier

Nach einem etwas verhaltenen Auftakt, legen sich The National mit gewohnter Leidenschaft ins Zeug. Sie haben offensichtlich beschlossen, dass ihr letztes Album "Trouble Will Find Me" etwas zu ruhig daherkam. Also wird der Lautstärkeregler aufgedreht und die Gitarren stärker verzerrt.

Dazu schreit sich Matt Berninger bei "Squalor Victoria" und "Mr. November" die Seele aus dem Leib. Auf der Videoleinwand wechseln hektisch Farben und Beleuchtung. Nein, Weicheier wollen The National keine sein. Subtile Schönheit? Wir können auch anders!

Schein- und Schattenwelten

Im Mittelpunkt des Konzerts stehen Lieder der letzten beiden Alben, dazu gibt es eine großzügige Auswahl des Meisterwerks "Boxer" und zwei Lieder vom kaum schwächeren "Alligator". Die Höhepunkte sind zahlreich: "Bloodbuzz Ohio" verzaubert mit seiner Rätselhaftigkeit, die Einsamkeit von "England" besticht ebenso wie die Scheinwelt des "Fake Empire".

The National sind am besten, wenn sie einen Blick hinter die Kulissen wagen, wenn sie Abgründe offenlegen und oberflächliche Eindrücke als Trugbilder entlarven. Hinter der Fassade dominieren Traurigkeit, Einsamkeit, Verzweiflung und Wut.

Ausflug ins Publikum

The National gelingt es diese Emotionen in musikalisch perfekter Form umzusetzen und doch nie weinerlich oder egozentrisch zu klingen. Der Schlüssel ist Sänger Matt Berninger. So elegant er in seinem Anzug auch auf der Bühne steht, seine stets leidenschaftliche Performance lässt keine Zweifel aufkommen, dass es ihm bitterer Ernst ist.

Zur Zugabe wagt Berninger seinen traditionellen Ausflug ins Publikum, begleitet von einem Securitymann, dessen Aufgabe ist, dafür zu sorgen, dass das Mikrofonkabel keinen Schaden nimmt.

Akustischer Abschluss

Der verschwitzte Sänger bahnt sich seinen Weg durch die Menge, die respektvoll Platz macht. Während der Gesang fast unverfälscht aus den Boxen erklingt, steht Matt Berninger plötzlich in nächster Nähe. Zeit für ein Foto ist nicht, aber manche Augenblicke bewahrt man sich besser im Gedächtnis.

Nach zwei Ausflügen ins Publikum ist Matt Berninger wieder auf der Bühne angekommen und in seinem unverwechselbaren Bariton "Vanderlyle Crybaby Geeks" singt, während ihn die restliche Band akustisch und unverstärkt begleitet. Die Zuschauer singen mit. Ach Kinder, was soll man sagen? Schön war's!

Setlist

Don't Swallow The Cap | I Should Live In Salt | Mistaken For Strangers | Sorrow | Bloodbuzz Ohio | Sea Of Love | Hard To Find | Afraid Of Everyone | Conversation 16 | Squalor Victoria | I Need My Girl | This Is The Last Time | Abel | Slow Show | Pink Rabbits | England | Graceless | About Today | Fake Empire

Zugabe: Ada | Mr. November | Terrible Love | Vanderlyle Crybaby Geeks

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