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a-ha (live auf der Loreley 2018) © Torsten Reitz

Nach jahrelangem Streit um die Pacht hat die Stadt St. Goarshausen dem Pächter der Loreley Freilichtbühne gekündigt. Es droht ein langwieriger Rechtsstreit, der nicht nur hohe Kosten verursachen wird, sondern auch die Zukunft der Loreley als Veranstaltungsort gefährdet.

Die berühmte Loreley Freilichtbühne in St. Goarshausen ist zweifellos eine ganz besondere Location für Konzerte und Veranstaltungen und ist deshalb bei Bands und Zuschauern beliebt.

Doch die Zukunft der Bühne ist im Augenblick ungewiss, denn ein Streit um die Pacht führte dazu, dass die Kleinstadt St. Goarshausen Bühnenpächter Ulrich Lautenschläger und seiner Loreley Venue Management GmbH kündigte. Lautenschläger kündigte bereits an, gegen die Kündigung rechtlich vorzusehen.

Stadtbürgermeister Matthias Pflugradt (SPD) wird aus diesem Grund Ende Juli als ehrenamtlicher Rathauschef zurücktreten, da er den einstimmigen Beschluss des Stadtrats nicht mitträgt. Er befürchtet, dass der Rechtsstreit mit einem schwerwiegenden finanziellen Schaden für die Stadt enden könnte.

Streit ums Geld

Letztendlich ist Geld der Auslöser für den Streit. Die Loreley Venue Management GmbH hat die Pacht für die Freilichtbühne in den letzten Jahren deutlich gekürzt, da die Stadt St. Goarshausen die Bühne nicht fristgemäß bis 2015 renoviert habe. Außerdem seien die bisherigen Arbeiten mangelhaft ausgeführt worden, wie Lautenschläger erklärt.

Die Stadt verklagte die Loreley Venue Management GmbH beim Landgericht Koblenz wegen ausstehender Pacht. Das Gericht schlug ein Mediationsverfahren vor, das die Stadt allerdings ablehnte.

Fragwürdiges Vorgehen

Die Vorgehensweise der Stadt wirft jede Menge Fragen auf. In einem Interview mit dem SWR Fernsehen erklärte Stadtratsmitglied Katrin Vetters, die Stadt könne auf die Einnahmen aus der Pacht nicht verzichten. 

Bemerkenswert an diesen Aussagen, dass Vetters und ihre Kollegen dennoch einen jahrelangen Rechtsstreit riskieren, der die Finanzen der kleinen Stadt sicherlich mit Anwalts- und Gerichtskosten stark belasten wird. Wie das die finanzielle Situation der Kommune verbessen soll, ist nicht ersichtlich.

Zudem räumt Vetters überraschend offen ein, dass die Stadt die Anlage nicht fristgemäß renoviert hat. Ob das Argument, Baumaßnahmen könnten sich bekanntlich verzögern, auch vor Gericht auf Anklang stoßen wird, muss sich zeigen.

Der Ruf ist schnell ruiniert

Noch sehr viel schwerwiegender ist aber folgender Aspekt: Die Loreley Freilichtbühne ist zwar wunderschön, aber für Veranstalter ein logistischer Alptraum, da die Bühne nur über eine schmale Straße zu erreichen ist. 

Der organisatoriche Aufwand des Hin- und Abtransports ist gewaltig und die Strukturen vor Ort schlichtweg nicht mit denen moderner Mehrzweckhallen zu vergleichen. Wenn sich dann noch der Eindruck verbreitet, dass zusätzlich auch die Einmischung von Lokalpolitikern droht, die vom Konzertgeschäft nichts verstehen, dann ist die Zukunft der Bühne im höchsten Maß gefährdet. 

Warum sollte irgendeine Konzertagentur das Risiko auf sich nehmen, unter den aktuellen Bedigungen Konzerte auf der Loreley zu veranstalten, wenn sie ihre Künstler in Frankfurt oder Köln auftreten lassen kann? Solche Metropolen bieten neben modernen Locations auch noch andere Annehmlichkeiten wie Fünf-Sterne-Hotels und Anbindung mit dem ÖPNV. All das gibt es auf der Loreley nicht.

Gefährdete Location

Im Augenblick finden auf der denkmalgeschützten Freilichtbühne aufgrund des Großveranstaltungverbotes keine Konzerte statt. Wie es im nächsten Jahr weitergeht, weiß aus den bekannten Gründen aktuell niemand.

Die Stadt St. Goarshausen sollte aber gut überlegen, ob sie wirklich bei ihrer harten Linie bleiben will. Selbst ein Sieg im Rechtsstreit gegen den Pächter könnte sich als Pyrrhussieg erweisen, wenn Veranstalter anschließend die Bühne meiden.

Dann hätte die Stadt St. Goarshausen wirklich ein Problem, weil sie ja bekanntlich auf die Einnahmen aus der Verpachtung der Loreley Freilichtbühne nicht verzichten kann.

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