Hubert Kah (Pressebild, 2014)

Hubert Kah (Pressebild, 2014) © Hubert Kah

Hubert Kah, in den 1980ern erfolgreicher Star der NDW und gefragter Songwriter, feierte mit seinem Auftritt bei Big Brother das wohl überraschendste Comeback des Jahres. Wir sprachen mit ihm über sein neues Album, die Liebe des Publikums und die Chance einer zweiten Karriere.

regioactive.de: Hubert, hättest du jemals für möglich gehalten, dass du durch den Auftritt bei Big Brother einen derartigen Popularitätsschub erfährst?

Hubert Kah: Nein, natürlich überhaupt nicht. Es ist ja nicht so, dass man das planen oder kalkulieren kann.

regioactive.de: Man ist ja auch der Redaktion und dem Sender ausgeliefert. Was empfindet man, wenn man sich in ein solches Abenteuer stürzt?

Hubert Kah: Das stimmt: man ist ausgeliefert. Andere haben mich immer davor gewarnt, aber ich hatte aus irgendwelchen Gründen stets ein gutes Gefühl. Und das hat mich auch nicht getrogen.

"Möglicherweise wird es eine Fernsehshow mit Ronald Schill und mir geben"

regioactive.de: Bemerkenswert war dein positives Verhältnis zu Ronald Schill. Warst du selbst über diese Entwicklung erstaunt? Kanntest du ihn vorher?

Hubert Kah: Sein Lebensweg und die damit verbundenen Probleme waren mir bekannt. Das war mir aber nicht so wichtig. Er hat mich gut behandelt und ich ihn. Wir hatten einen guten Lauf miteinander. Eventuell wird es sogar eine Fortsetzung geben, denn wir haben gerade eine Pilotfolge für eine Fernsehshow gedreht. Wenn die sich als erfolgreich erweist, werden die Zuschauer uns in "Hubsi & Schill" gemeinsam sehen können. Das ist aber bei weitem noch nicht spruchreif.

regioactive.de: Wie stehst du zum Spitznamen "Hubsi", der inzwischen überall benutzt wird?

Hubert Kah: Ich finde das lustig und habe kein Problem damit. Ich bin einfach froh, dass mir als Künstler so viele Sympathien zufliegen. Man kann sich als Künstler hinter Zynismus verstecken, letztlich will man geliebt werden. Es ist ein schönes Gefühl, wenn man direkt und eindeutig geliebt wird.

"Die Sympathien der Menschen helfen mir"

regioactive.de: Du hast aus deinen Depressionen kein Geheimnis gemacht. Tragen diese Sympathien dazu bei, dich zu stützen – gerade jetzt, wo so vieles auf dich einströmt?

Hubert Kah: Es ist möglich, dass mir das eine Grundlage verleiht und mich davon abhält, mich so stark zurückzuziehen, wie ich es in der Vergangenheit getan habe. Anstatt mich hinter Glas zu verstecken, erlaubt es mir, das Glas zu zerbrechen und mein Herz zu öffnen.

regioactive.de: Gab es etwas, das sich in den dunklen Stunden der Depression als Rettungsanker erwiesen hat?

Hubert Kah: Hauptsächlich Medikamente. Und dazu die Liebe und Unterstützung meiner neuen Freundin und jetzt die Sympathie, die mir entgegengebracht wird.

"Mein neues Album ist das Allerwichtigste"

regioactive.de: Was beschäftigt dich augenblicklich am meisten?

Hubert Kah: Mein neues Album. Ich befinde mich augenblicklich in Gesprächen mit Glasperlenspiel, ob sie mich bei der Umsetzung unterstützen, denn ich habe im Augenblick leider nur wenig Zeit und Kraft dafür. Das Album muss unbedingt fertig werden. Das ist das Allerwichtigste. Die ganzen Auftritte im Fernsehen machen nur Spaß, wenn man ein Album hat.

regioactive.de: Auf dem Album spielt auch Chris Vrenna von Nine Inch Nails mit. Wie kam der Kontakt zustande?

Hubert Kah: Er spielt nicht nur mit, er hat auch an den Arrangements mitgearbeitet. Der Kontakt kam durch Andi Slavik aus München zustande. Die Sachen sind gut geworden, aber ich bin nicht mit allen hochzufrieden, so dass ich jetzt die Hälfte des Albums von Glasperlenspiel neu produzieren lassen möchte.

regioactive.de: Wenn man sich deine erste Single "Rosemarie" anhört, erkennt man etliche Rockabilly- aber auch Punkeinflüsse. Spielte Punk in deinem Leben je eine Rolle?

Hubert Kah: Stilisierter Punk ist auf meinen Platten immer enthalten, beispielsweise auf „Pogo, the Clown“. Aber natürlich ist das kein reiner Punk, sondern Punk erscheint in stilisierter, verfeinerter Form.

"Demut ist das Wichtigste, das ich gelernt habe"

regioactive.de: Im LP-Innencover und auf der Single deines ersten Albums "Meine Höhepunkte" findet sich der Slogan "Neue Deutsche Schlagermusik" – warum nicht "Neue Deutsche Welle"?

Hubert Kah: Mit dem Begriff "Neue Deutsche Schlagermusik" wollten wir uns von der NDW abheben. Unser Ziel war es, einen eigenen Namen zu machen und uns nicht in ein bestehendes Schema einzureihen.

regioactive.de: Mit welchen Gefühlen denkst du an diese Zeit zurück?

Hubert Kah: Ich hatte sehr großen Erfolg, bin damit aber nicht demütig genug umgegangen. Letztlich wurde mir in jungen Jahren eine Karriere geschenkt, aber ich musste lange dafür arbeiten, eine zweite Karriere zu erhalten. Jetzt mögen die Leute mich wieder und daraus möchte ich etwas machen. Ich habe nicht vor, die zweite Karriere wieder aufs Spiel zu setzen, sondern ich möchte demütig meine Arbeit verrichten und den Leuten das Beste zu geben.

regioactive.de: Ist Demut das Wichtigste, das du gelernt hast?

Hubert Kah: Auf jeden Fall. Es heißt immer: "Die erste Karriere ist ein Geschenk, die zweite muss man sich erarbeiten."

regioactive.de: Hubert Kah, herzlichen Dank für das Gespräch.

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