© Maria Zărnescu

„It was wonderful“ – mit diesen Worten bedankt sich Corina Sîrghi gleich mehrfach, bevor sie nach ihrem Auftritt bei Enjoy Jazz 2023 sichtlich gerührt die Bühne des Betriebswerks Heidelberg verlässt. Das Publikum scheint diese Ansicht zu teilen, denn es verabschiedet das fünfköpfige Ensemble rund um die rumänische Sängerin und den Akkordeonspieler Shaun Williams mit einer Standing Ovation.

Neben einem Akkordeon wird Sîrghi an diesem Abend durch einen Kontrabass, eine Geige und ein Zymbal begleitet. Somit bildet die Gruppe unter Leitung von Williams, der aufgrund seiner amerikanischen Herkunft den Künstlernamen Jean Americanu trägt, ein klassisches Taraf, also ein Folk-Musik-Ensemble, das die bei Roma-Musiker*innen gängigen Lăutari-Klänge in seiner Musik aufgreift.

Ein bewegtes Publikum

Die Musik der Gruppe erinnert an die Werke rumänischer Lăutari-Musiker*innen aus den 20er, 30er und 60er Jahren, weist aber auch Elemente aus den 90er Jahren auf. Dabei umfasst sie ein Repertoire an sowohl melancholischen Liedern als auch solchen, bei denen es dem Publikum sichtbar schwer fällt ruhig sitzen zu bleiben. Köpfe wippen, es wird im Takt geklatscht und hin und wieder werden begeisterte Pfiffe und Rufe Richtung Bühne gerichtet.

Nicht nur das Publikum, sondern auch Sîrghi selbst taut im Laufe des Abends erkennbar auf und entlockt den Zuhörer*innen nach anfänglich zugegebener Nervosität das ein oder andere Lachen, während sie durch das Programm führt.

Multilinguales Erlebnis

Thematisch zieht sich das Spektrum von Liedern mit existentiellen Themen wie dem Tod über Liebeslieder weiter bis hin zu einem Lied, in dem Sîrghi sich wünscht, ein Haus mitten im Wald zu bauen und dort fernab von allen anderen zu leben (Sîrghis Worte an dieser Stelle: „Aber wer wünscht sich das nicht manchmal?“). Mit dem Lied "Christina" wiederum bedankt sich Sîrghi für die langjährige Freundschaft zu dessen Namensgeberin, die an diesem Abend ebenfalls anwesend ist.

Da die Liedtexte auf Rumänisch verfasst sind, widmet Sîrghi jedem Song ein paar erklärende Worte auf Englisch, betont jedoch auch, dass es gar nicht immer notwendig sei, alles zu verstehen. Musik sei mehr als das und das sei gerade das Schöne daran. Sîrghi fasst es wie folgt zusammen: „Wir verstehen uns egal ob wir uns verstehen oder nicht.“

Hin und wieder hilft jedoch auch Williams nach, der neben der englischen auch die deutsche Sprache gut beherrscht. So wendet sich Sîrghi etwa nach dem letzten Lied an Williams, der ihr daraufhin etwas ins Ohr flüstert. „Danke“, ruft Sîrghi dann auf Deutsch. Anschließend bedankt sie sich auch noch bei den Organisator*innen der Veranstaltung und Förder*innen des Projekts, indem sie auf ihr Herz zeigt und verkündet: „Hier seid ihr ganz tief drin“.

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