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Joe Bonamassa (live in Baden-Baden, 2017) © Dominic Pencz

An seinem 40. Geburtstag feiert Joe Bonamassa mit seinen Fans im Festspielhaus Baden-Baden. In dieser grandiosen Klangarena beweist er wieder einmal, warum er derzeit einer der besten Gitarristen der Welt ist. Dabei adaptiert er 2017 auch für ihn ungewöhnliche Coversongs wie von Led Zeppelin.

Seit mehreren Jahren ist Joe Bonamassa regelmäßig auf Tour. Bei langfristiger Betrachtung zeigen sich interessante Aspekte. Ein Teil der Setlist hält der Gitarrist über längere Zeit konstant, während er andere Teile komplett austauscht und so immer neue Akzente setzt.

Im Vergleich mit dem Konzert in Frankfurt 2016 ist der Anfang fast identisch. Der Schwerpunkt liegt auf den eigenen Songs aus dem aktuellen Studioalbum "Blues Of Desperation".

Akzentverschiebung

Ebenso spielen die Bluessongs von Albert King und B.B. King wieder eine dominante Rolle, während Freddie King diesmal nicht berücksichtigt wird. Dafür geht Joe Bonamassa nun einen neuen Weg. Seine Coverhits stammen sonst meist von anderen Bluesmusikern wie Muddy Waters oder Howlin Wolf.

Diesmal nimmt er Songs von Led Zeppelin ins Programm auf. Dominant ist zudem das Songwriting von Don Nix, der entweder als Produzent von John Mayall & The Bluesbreakers agiert hat oder selbst Mitglied einer Band war wie bei The Alabama State Troupers.

Direkt Vollgas

Das Konzert beginnt direkt mit durchgedrücktem Gaspedal. Nach einem kurzen Intro steht Joe Bonamassa im Spotlight und feuert wie angestochen los. Bei "This Train" jagen er und sein Bassist Michael Rhodes sich gegenseitig hoch, während Reese Wynans am Keyboard über die Gitarrenklänge die Melodie spielt. Das Publikum geht jetzt schon ab.

Das Zusammenspiel zwischen Gitarre und Bass ist auch das Highlight des zweiten Songs "Mountain Climbing". Die beiden Backgroundsängerinnen setzen in die Lücken zwischen den Gitarrenparts ihren Soulgesang als Gegenpart. Die Gitarre von Joe Bonamassa dröhnt wuchtig im Zweiertakt durch das Festspielhaus. 

Standing Ovations

Das perfekte Wechselspiel zwischen laut und leise zeigt Joe Bonamassa bei "Blues Of Desperation". Zunächst lässt er seine Gitarre röhren, während seine Bläser Lee Thornburg an der Trompete und Paulie Cerra am Saxophon voll drüber blasen. Dann wird Bonamassa ganz leise und singt dazu, wobei seine Stimme in den leisen Gitarrenteilen besonders einprägsam ist. Dazwischen jagt er seine Gitarre aber immer wieder hoch. Schon jetzt applaudieren die Zuschauer lautstark.

Der nächste Song "No Good Place For The Lonely" wird dann aber zum richtigen Kracher. Das grandiose Akustikspektakel von Joe Bonamassa und seiner Band ist wie gemacht für das Festspielhaus. Man hört unter dem Gesang jeden gespielten Ton, jedes Instrument kommt zur Geltung. Das Keyboard hält die Grundmelodie. Joe Bonamassa powert seine Sequenzen an der Gitarre darüber. Seine Finger fliegen in Höchstgeschwindigkeit über die Saiten.

Das Publikum pfeift und schreit, viele Fans reißt es aus den Sitzen. Joe Bonamassa fällt auf einem Bein stehend fast nach hinten um, so körperlich legt er sich in den Song rein. Am Ende stehen die Zuschauer und spenden Standing Ovations.

Coverhits

Nach seinen eigenen Songs spielt Joe Bonamassa nun mehrere Coversongs und verpasst ihnen seine ganz eigene Note. Den Anfang macht "Boogie With Stu", im Original von Led Zeppelin. Mit Unterstützung eines weiteren Gitarristen spielen sie diese eigene Version nochmal schneller als das Original, behalten aber die verschiedenen Soloparts des Keyboards und das vom Publikum extra beklatschte Saxophonsolo bei. Beeindruckend ist vor allem die Präzision der schnellen Wechsel zwischen den dominanten Stimmen und den Instrumenten.  

Auf diesen rockigen Song folgt mit Albert Kings "Breaking Up Somebody's Home" wieder ein Bluesklassiker, der seine Premiere auf der Tour 2017 feiert. Joe Bonamassa spielt jetzt seine A-Gitarre und lässt sie mehrfach laut aufheulen, während seine Sängerinnen für ihre Souleinlagen vom Publikum gefeiert werden.

Ebenso von Albert King stammt "Angel Of Mercy". Die Besonderheit hier neben dem krachend lauten Intro der Gitarren ist das exzessiv lange Schlagzeugsolo von Anton Fig. Minutenlang zeigt er sein ganzes Können mit schnellen Feuereinlagen, feinen Kurzrhythmen und krachendem Ende. Die Halle tobt.

Happy Birthday

Kaum zu glauben, aber Joe Bonamassa feiert an diesem Tag erst seinen 40. Geburtstag. Seit 29 Jahren macht er Musik und stellt nun seine Band einzeln vor. Viele der Musiker begleiten ihn schon jahrelang und jeder erhält einen Sonderapplaus.

Es folgt das nächste Sahnestück. Bei "Love Ain't A Love Song" spielt Joe Bonamassa mit seinem Trompeter Lee Thornburg ein Duett, wobei der Trompeter einige sehr feine jazzartige Modulationen erklingen lässt. Parallel spielt Joe Bonamassa ganz leise und präzise, bevor er seine Gitarre wieder lautstark erzittern lässt. Langgezogene Töne folgen und am Ende steht eine weitere Highspeedsalve. Hier zeigt sich das komplette, facettenreiche Können dieses Meisters der Bluesgitarre.

Der "Song Of Yesterday" ist eine perfekt harmonische Mischung aus Blues und Soul. Schließlich fordert Joe Bonamassa das Publikum auf, sich zu erheben. Nun an der schwarzen E-Gitarre spielt er "Little Girl", im Original von John Mayall & The Bluesbreakers, deren Produzent damals Don Nix war. Passend dazu folgt eine Version von "Going Down", einem Rockklassiker von The Alabama State Troupers, den später auch Led Zeppelin gecovert haben. Das Publikum ist kaum noch einzufangen.

Regentropfen auf der Gitarre

Um dieses Kapitel rund zu machen, folgt als letzter Song des Hauptteils noch "How Many More Times", ein weiteres Led Zeppelin-Cover. Die Band beginnt krachend laut, dynamisch und energetisch. Immer wieder dreht Joe Bonamassa runter, lässt dann die Gitarre wie bei einem Gewitterschlag donnern und schließlich klopfen seine Finger auf die Saiten, als ob Regentropfen auf seine Gitarre prasseln würden. Das Publikum ist total entfesselt.

Als Zugabe gibt es noch "Hummingbird", ein Song von seinem Lehrmeister und Idol B.B. King. Zum Geburtstag mal ungewohnt locker, nur mit Hemd ohne Sakko bekleidet, kommt Joe Bonamassa wieder auf die Bühne. Er lässt seine Sängerinnen nochmal glänzen und feuert die letzten Salven an krachendem Gitarrenrock ab.

Am Ende lässt er vom Publikum seine Band abfeiern und alle verbeugen sich gemeinsam nach über zwei Stunden elektrisierender Show. Es ist ein großer Abend in einem perfekten Rahmen. Die besonders hohe akustische Qualität im Festspielhaus Baden-Baden hat dazu beigetragen, die musikalische Höchstqualität von Joe Bonamassa und seinen erstklassigen Musikern voll zur Entfaltung zu bringen.

Setlist

This Train / Mountain Climbing / Blues Of Desperation / No Good Place For The Lonely / How Deep The River Runs / Boogie With Stu / Breaking Up Somebody's Home / Angel Of Mercy / Love Ain't A Love Song / Song Of Yesterday / Little Girl / Going Down / How Many More Times // Hummingbird

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