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Gared Dirge (Lord of the Lost) © Fotos 1, 2 und 3 von Mandy Privenau

Gared Dirge ist Drummer, Gitarrist und Pianist. Doch den Musikfans ist der Hannoveraner vor allem als Keyboarder der Band Lord of the Lost bekannt, die noch bis Jahresende auf großer Tour ist. Wir sprachen mit ihm über seine Karriere, den richtigen Umgang mit Social Media.

Lord Of The Lost haben bereits vier Studioalben, ein Live- und ein Akusik-Album sowie zwei EPs plus diverse Singles veröffentlicht. Das neuste Release hört auf den Namen "Full Metal Whore" und enthält fünf neue Tracks und vier Remixes.

Seit Oktober ist das der Band ein willkommener Anlass, um noch bis in den Dezember 2015 hinein eine Tournee zu spielen, die die Musiker von Deutschland bis nach Mexiko und wieder zurück führt. Wir hatten also durchaus etwas Glück, dass Gared die Zeit für ein Gespräch mit Daniel Nagel und Markus Biedermann von Backstage PRO finden konnte…

"Ich habe mich in ein gemachtes Nest gesetzt"

regioactive.de: Hi Gared! Du bist gerade weltweit auf Tour, stehst fast jeden Abend vor euren Fans. Erinnert man sich dann überhaupt noch daran, wie es mit der Musik angefangen hat? Was war bei dir der Auslöser, die ursprüngliche Motivation?

Gared Dirge: Der Auslöser war das Klavier, welches sich schon zu meiner Geburt in meinem Elternhaus befand. Ich war also von Anfang an mit diesem Instrument "konfrontiert". So passierte es ganz natürlich, dass ich irgendwann als kleines Kind meine Finger auf die Tasten gelegt habe, um zu schauen, was für Töne man diesem Instrument entlocken kann. Ganz offensichtlich hat es mir gefallen.

regioactive.de: Kannst du uns deinen Weg in die Professionalisierung nachzeichnen?

Gared Dirge: Nachdem meine Eltern bei mir ein gewisses Talent und Interesse am Klavier entdeckt haben, folgte baldmöglichst entsprechender Instrumentalunterricht, zunächst klassisch, später auch Jazz. Mir war schon sehr früh klar, dass ich eines Tages den musikalischen Berufsweg beschreiten will, ob als Schlagzeuger oder Pianist oder beides. Nach Jahren des Unterrichts, "Jugend Musiziert"-Wettbewerben, diversen (Musik-)Schul-Ensembles und Schülerbands hatte sich dieser Wunsch über alle Maßen manifestiert. Und 2010 bin ich glücklicherweise zu Lord Of The Lost gestoßen.

regioactive.de: Wie war das als Newcomer – warst du DIY-gläubig oder hast du von Anfang nach Partnern aus dem Business Ausschau gehalten?

Gared Dirge: Als ich 2010 Lord Of The Lost beigetreten bin, bin ich damit zum ersten Mal in einer Band gelandet, die ernsthafte Absichten verfolgte. Da die Band schon eine kurze Zeit vor meinem Beitritt existierte, waren dort zu der Zeit bereits so Dinge wie Plattenfirma, Bookingagentur und bereits der ein oder andere Endorsementpartner vorhanden. In gewisser Weise habe ich mich also zufällig in ein gemachtes Nest gesetzt und kam so an der DIY-Methode vorbei. Ich glaube vor allem, dass man gemeinsam mehr schaffen kann als alleine, also ist die Business-Partnersuche unabdingbar! Es ist immer ein gegenseitiges Geben und Nehmen, und das gibt es im Alleingang logischerweise nicht.

regioactive.de: Wofür bist du bei Lord Of The Lost zuständig?

Gared Dirge: Neben meinem Dasein als instrumentalistisches Allzweckwerkzeug in der Band (Gared spielt neben den Keyboards noch Percussions und Gitarre; Anm.d.Red.) bin ich sozusagen das musikalische Ohr bei unseren Studioproduktionen. Neben unserem Sänger Chris als Produzent und Songwriter unserer Alben komme ich in Momenten ins Spiel, wenn es beispielsweise nötig ist, Dinge harmonisch anzugleichen und abzurunden. Des Weiteren teile ich mir mit unserem Drummer und unserem Sänger viel unserer Social-Media-Arbeit.

"Ohne Social Networks wären wir nicht da, wo wir jetzt sind"

regioactive.de: In der Metal-, Gothic- und DarkRock-Szene gibt es viele gemeinsame Kontakte, Kollaborationen usw. – welche Rolle spielt denn dieser Community-Aspekt?

Gared Dirge: Das ist extrem wichtig. Es geht darum, dass man nicht nebeneinanderher musiziert und seinen Weg beschreitet, sondern auch gemeinsam Dinge schafft. Dass man nicht nur Geschäftspartner ist, sondern im Falle einer Kollaboration auch ein Kreativ-Kollektiv. Nur so können neue, interessante Ideen entstehen. Und das hält die Szene frisch. Bands, die immer noch so klingen wie die "Klassiker" aus den Achtzigern, gibt es genug in dieser Szene.

regioactive.de: Du bist auf Facebook sehr aktiv, postest alles mögliche, darunter viel humorvolles wie #daslordzumsonntag (hier das #daslordzumsonntag dem 4. Oktober 2015). Sind das Sprüche, die direkt aus eurem Bandleben stammen? Und wenn ja: kann man davon ausgehen, dass ihr als Band viel Spaß habt?

Gared Dirge: Wir haben unglaublich viel Spaß und lassen alle Fans daran teilhaben, sei es via Facebook, Instagram oder unserem Videotagebuch. Wir haben schon immer gerne diese ausgediente Ernsthaftigkeit aus der Szene genommen und nehmen uns selbst auch nicht allzu ernst… Und ja: Alles, was wir als #daslordzumsonntag posten, sind Sprüche, die tatsächlich gefallen sind oder teilweise sogar schon Running Gags bei uns sind!

regioactive.de: Welche Bedeutung haben soziale Medien grundsätzlich für eine Band wie Lord of the Lost? Kümmert ihr euch in diesem Bereich um alles selbst?

Gared Dirge: Ich glaube, ohne Facebook und dergleichen wären wir und andere Bands nicht da wo wir bzw. sie jetzt sind. Die Wichtigkeit von Social Networks ist also absolut nicht von der Hand zu weisen. Wir verwalten alle unsere Portale selbst und wollen das auch so lang es geht beibehalten. Ich persönlich habe mir angewöhnt, pro Tag eine halbe bis maximal ganze Stunde Facebook-Arbeit zu machen: Nachrichten beantworten, Touren bewerben, Endorsement- und andere Geschäftspartner mit in Posts einbinden, und natürlich der tägliche Lord Of The Lost-Schwachsinn, der von unseren Fans glücklicherweise so unglaublich begrüßt wird.

regioactive.de: Ihr fallt auch auf der Bühne auf, legt unheimlich viel Wert auf Kostüme und Make-up. Nervt dich das manchmal selbst oder liebst du es?

Gared Dirge: Ich weiß nicht, ob man da von Liebe sprechen kann, aber ich genieße es auf jeden Fall sehr, diese Art der Verwandlung zu durchlaufen. Man kann jeden Abend Abwechslung reinbringen und sich kreativ austoben, was Make-up und auch Outfits betrifft. Dann sieht man bei einem Konzert eben mal etwas weiblicher oder androgyner aus, und bei der nächsten Show geht es vielleicht wieder grobschlächtiger zu. Jeder von uns hat da mittlerweile seinen Stil gefunden.

regioactive.de: Krasse und wilde Inszenierungen gehören bei euch auch dazu. Was ist dein liebster Effekt?

Gared Dirge: Mein liebster "Effekt", wenn man es denn so nennen kann, ist der Mut zur Hässlichkeit. Einfach mal völlig over-the-top sein. So kann es zum Beispiel schon mal passieren, dass die ganze Band auf einem bedeutenden Szenefestival wie dem M'era Luna als Superhelden verkleidet zur offiziellen Autogrammstunde geht – so geschehen dieses Jahr ebendort! Es muss nicht immer szenetreu sein; nicht immer klobige Stiefel, Skinny Jeans und auftoupierte Haare. Der "moderne" Schockeffekt liegt darin, die Szene ein klein wenig ad absurdum zu führen, ohne sich jedoch lächerlich darüber zu machen. Das darf natürlich auch nicht sein!

regioactive.de: Danke dir für das Gespräch, Gared!

Lord of the Lost live 2015

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