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AC/DC (live auf dem Hockenheimring, 2009) © Timo Deiner (www.timo-deiner.de)

Im Falle Hockenheim hatte der Ticketverkauf für das AC/DC-Openair ganze 77 Minuten gedauert, also von 9 Uhr bis 10:17 Uhr am ersten Tag. Worauf sich die Fans so schnell gestürzt hatten: Die erwartete perfekte Rock-Show der australischen Legende.

Der für viele Zögerliche brutalst wirkende schnelle Ausverkauf ihrer Konzerte ist eigentlich Beweis genug, dass AC/DC nach wie vor in der allerhöchsten Liga spielen. Doch selbst bei diesen Maßstäben liegt die Wahrheit noch auf der Bühne – und die australische Legende konnte auch da überzeugen.

Geboten wurde ein Best-Of-Ritt durch das Repertoire der Band. Die Show dazu war großartig, auch wenn AC/DC daran noch nie viel verändert hat. Es sind ihre Songs und Riffs, die längst ins kollektive musikalische Gedächtnis eingedrungen sind. AC/DC ließen in Hockenheim kaum etwas vermissen. Support waren die Claudia Cane Band und The Answer, denen jedoch nur ein lauer Sound zur Verfügung stand, der für den riesigen Hockenheimring nicht ausreichte.

Ganz anders war das natürlich beim Headliner des Abends, der sich kurz vor 21 Uhr mit dröhnendem und donnernden Intro ankündigte und auf die Minute genau mit seinem zweistündigen Set anfing.

Dampflokomotive unter erhöhtem Druck

Auf der Bühne steht eine gute alte Dampflokomotive und bläst ihre Dampfsalven in den Hockenheimer Himmel. Es ist ein Sinnbild: Die Kessel dieser Band aus Down Under stehen nach wie vor unter erhöhtem Druck. So dauert es auch nicht lange, bis die Massen an Fans nach dem Opener "Rock'n'Roll Train" und dem darauffolgenden "Hell ain't a bad Place to Be" spätestens mit "Back in Black" wachgerüttelt sind. Es ist Song und Titel jenes Albums, das an diesem Abend neben "Black Ice" in besonderem Maße gewürdigt wird.

Doch generell jagt ab sofort ein Highlight das nächste. "Big Jack" führt nochmal in die Neuzeit, bevor "Dirty Deeds Done Dirt Cheap" den Beweis dafür liefert, dass AC/DC ganz beliebig ihre Setlist mixen können. Ganz egal aus welcher Zeit oder von welchem Album einer ihrer Songs stammt: Sie haben einen Sound geprägt und ihn kompromisslos beibehalten, mal stärkere, mal schwächere Alben abgeliefert, sind sich aber niemals untreu geworden.

Seit Anfang der 70er Jahre ziehen sie ihr Ding durch und die Lieder, die mit Bon Scott an den Vocals entstanden waren, sind Brian Johnson sowieso schon seit Jahrzehnten in Fleisch und Blut übergegangen. So wird "Dirty Deeds" zur ersten großen Hymne des Abends – weitere sollten folgen.

Bühnenstrip darf nicht fehlen

"Shot down in Flames" donnert als nächstes über den Ring und die zwei Teufelskappen auf den beiden PA-Türmen pulsieren immer mehr. Mit "Thunderstruck" folgt einer der echten Chart-Hits der Band, bevor der Titelsong des aktuellen Albums zum ersten ganz großen Highlight des Abends überleitet: Das beliebte Ritual von Angus Young, der Bühnenstrip.

Während die Band relaxt das bluesige Riff vor sich hin groovt, die Stadion-Kamera sich die schönsten Besucherinnen für die großen Leinwände an beiden Seiten und in der Mitte der Bühne heraussucht, und "She's got The Jack" aus tausenden von Kehlen gesungen wird, entledigt sich der Kopf der Truppe nach und nach seiner Kleidung, bis nur noch die berühmte Hose der Schuluniform übrig bleibt. Wo es ganz früher dann noch das nackte Hinterteil zu bewundern galt, erblicken die Fans diesmal eine veritable AC/DC-Shorts.

Keine Frage, dass der Rest des Openairs von nun an oberkörperfrei durchgezogen wird.

Keine Verschnaufpause

Die Band gönnt sich zwischen den Songs ab und an eine dezent kurze Verschnaufpause. "Hold on" knarzt Johnson dann ins Mikro. Eine große Glocke drängelt sich vor die Lok, er schnappt sich das Seil, hängt sich dran und – natürlich – mit "Hells Bells" steht schon der nächste große Song auf der Liste. "Shoot to thrill" folgt, dann "War Machine", "Dog Eat Dog" und "Anything Goes". Nicht nur der Band, sondern auch den Fans bleibt da kaum Zeit zum Verschnaufen.

Doch es sollte im letzten Viertel des Sets noch besser werden. Dafür sorgen zuerst "You shook me all Night Long", dann "TNT", die beide lauthals mitgesungen werden. Beim folgenden "Whole Lotta Rosie" rocken AC/DC nicht nur, als wäre der Song gerade gestern entstanden, frisch, neu, aufregend, laut und ihr eigener Favorit, sondern auch die Show hat nochmal was zu bieten: Rosie hat nun die Dampflok bestiegen.

Keine Sorge um Angus Young

Nur die Stärke des Songs bewahrt die Konzertbesucher vor der Angst davor, Angus Young könne in den Tiefen dieser ausladenden Schluchten versinken und niemals wiederkehren. Doch um ihn, der den Abend über sowieso schon mehrfach mit Sprechchören gewürdigt wurde, muss man sich keine Sorgen machen. Denn sein großer Auftritt sollte bei "Let there be Rock" erst noch folgen.

Es ist der Zeitpunkt ihn nicht nur zu würdigen, sondern im großen Stil auch zu huldigen, als er zu einem mehr als zehnminütigen Solo ansetzt. Das führt ihn über den langen Laufsteg in die Mitte der Fans, wo er auf dem Kopf spielend oder sich wild auf dem Boden drehend seine Licks zelebriert, ein herausfahrendes Podest ihn nochmals ein Stück mehr erhöht, zurück hinter das Schlagzeug, wo er seinen sechs Saiten abwechselnd mit dem Gröhlen des Publikums Schrilles entlockt. Eine Animation auf den Leinwänden führt durch AC/DCs Plattencover in 3D, dann verlassen sie die Bühne und lassen sich von den Zugabe-Rufen feiern.

Alles gegeben

Die Zugaben sind logisch, konsequent und bekannt: "Highway to Hell" und "For those about to Rock" sorgen für das Ende eines Auftritts, bei dem AC/DC gezeigt haben, warum sie berechtigterweise zu den Rocklegenden gehören.

Beim abschließenden Feuerwerk werden noch vehement weitere Zugaben gefordert, doch einerseits machen da die städtischen Auflagen einen Strich durch die Rechnung, andererseits haben die Australier in den vergangenen zwei Stunden auch wirklich alles gegeben.

Setliste

Rock N' Roll Train  / Hell Ain't a Bad Place to Be  / Back in Black  / Big Jack  / Dirty Deeds Done Dirt Cheap  / Shot Down in Flames  / Thunderstruck  / Black Ice  / The Jack  / Hells Bells  / Shoot to Thrill  / War Machine  / Dog Eat Dog  / Anything Goes  / You Shook Me All Night Long  / T.N.T.  / Whole Lotta Rosie  / Let There Be Rock / Highway to Hell / For Those About to Rock (We Salute You)

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