Area4 Festival - Madsen
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Area4 Festival - Madsen Foto: Nils Grobmeier © regioactive.de

Die deutsche Band Madsen hat sich vor drei Jahren besonders durch die Hitsingle "Die Perfektion" in der Musiklandschaft einen Namen gemacht. Als sie beim diesjährigen Bundesvision Song Contest den 5. Platz belegten, bekamen sie wieder große Beachtung. Für ihr neues Album "Frieden im Krieg" waren sie nun wieder auf großer Deutschlandtournee und machten dabei als letzte Station auch in Berlin Halt. Dort erwartete sie ein sehr junges und euphorisches Publikum.

{image}Madsen, so heißt die Band. Madsen, so heißen aber auch drei der fünf Bandmitglieder. Denn Madsen ist zu einem großen Teil ein Familienunternehmen. Sänger Sebastian, Gitarrist Johannes und Schlagzeuger Sascha sind allesamt Brüder. Mit der Musik haben sie 1990 in den beiden Bands Alice’s Gun und Hoerstuatz angefangen. Schon dort erlangten sie durch eine NDR-Dokumentation eine größere Bekanntheit. Damals lag ihr Musikstil zwischen Hip-Hop/Crossover- und Hardrock-Elementen. Mit der Umbenennung des Bandnamens zu Madsen im Jahr 2004, veränderte sich dann ihre Musikrichtung zum "klassischen" deutschen Indie-Rock mit Punkelementen. Gleichzeitig singen sie ihre Texte nun nicht mehr auf Englisch, sondern setzen lieber auf die deutsche Sprache. In demselben Jahr unterzeichnen sie nach vielen Lobeshymnen (u.a. von Thees Uhlmann) bei "Universal Music" ihren ersten Plattenvertrag. Schon kurz danach gelingt ihnen mit Die Perfektion ihr erster großer Hit, ein Album folgt wenig später. Festivalauftritte schließen sich an, bevor 2006 ihr zweites Album Goodbye Logik und seit kurzem nun auch ihr neustes Werk Frieden im Krieg in den Läden steht.

Die Musik von Madsen kann man dabei als Mischung zwischen Rock-, Pop- und Punkeinflüssen bezeichnen, die jedoch auch teilweise Schlagermelodien beinhaltet. Die Texte werden dabei oft in Metaphern vorgetragen, sie handeln oft über die alltäglichen Teenagerprobleme.

{image}Kein Wunder also, dass an diesem Abend vermehrt Jugendliche und sehr junge Teenager den Weg in den seit Wochen ausverkauften Postbahnhof gefunden haben. Dabei fühlt man sich teilweise wie auf einem Boygroup- oder Tokio-Hotel-Konzert. Denn nachdem das sehr euphorische Publikum, mit Deichkinds Remmidemmi als Hintergrundmusik, sich sichtlich eingesungen hat und kurze Zeit später die ersten Klänge von Madsens Intro ertönen, bricht im Saal ein ohrenbetäubendes Kreischen aus. Nur Umfallen oder in Tränen ausbrechen tut in diesem Moment zum Glück keiner, wie es ja bei dem ein oder anderem Tokio-Hotel-Konzert üblich ist. Der Autor ist erleichtert und die Band kann sich freuen. Sie werden ohne den ersten Ton gespielt zu haben schon wie Helden gefeiert.

Und mit einem gesungenen "Auf die Plätze, los, es ist soweit" gibt die Band den Fans schließlich auch die Erlaubnis zum Tanzen. Diese nehmen das gerne an. Es wird gesprungen, gehüpft und vor allem viel Schweiß vergossen. So kann man die Jugend also auch zum Sport animieren. Oder leicht betören. Zum Beispiel mit Mitsang-Aufrufen wie bei Der Perfektion oder Du schreibst Geschichte. Mit Aufrufen zum Hüpfen wie bei Nitro oder der Benutzung kleiner Spielzeugwaffen, den sogenannten "magic makings", gewöhnlich auch besser bekannt als "Konfetti-Pistolen".

{image}Die Band weiß, wie man mit dem Publikum umgeht und erfreut sich sichtlich an der euphorisierten Stimmung. Sie trägt dabei auch einiges dazu bei. Zum Beispiel, wenn sie erklärt, dass es wohl nichts Schöneres gibt, als das Abschlusskonzert einer langen Tournee in Berlin zu spielen, oder wenn Sebastian Madsen schlagermäßig eine Ode an Berlin anstimmt. So schmeichelt man den ortsansässigen, jungen Konzertbesuchern. Besonders, wenn man zusätzlich noch verkündet, dass man seit kurzem auch nach Berlin gezogen ist. Wie Sänger Sebastian sagt: "Nach Kreuzkölln". Ein leichtes Späßchen am Rande. Überhaupt scheint die Band in sehr guter Stimmung zu sein an diesem Abend und lässt sich so auch ein paar überraschende Aktionen einfallen. So reibt man sich urplötzlich – etwa zur Konzertmitte – die Augen: Befindet man sich hier noch in der gleichen Halle? Denn es wird plötzlich gerappt. Mit Sicherheit haben viele Konzertbesucher Madsen so noch nicht gesehen. Sebastian Madsen, das Mikrofon in der Hand, lässt es grooven, rappt wie ein Profi über Zorro. Ein Stück, welches auf ihrem eigens gegründeten Label "The Real Hits" veröffentlicht wurde. Hier präsentieren sie seit kurzem immer wieder mal genrefremde Songs unter Pseudonymen.

{image}Ein anderes ungewöhnliches Erlebnis ist außerdem die kleine Tanzeinlage des doch ansonsten eher zurückhaltenden Keyboarders Folkert Jahnke. Und dann gibt es auch noch ein kleines Filmwissens-Quiz. "Wer sagt uns, wie dieser Film nur hieß?". Diese Frage hätte an diesem Abend  auch aus den Mündern der fünf Bandmitglieder stammen können. Diese schweigen sich aber aus und lassen die Fans lieber rätseln, woher die mysteriöse Stimme aus dem Off vor dem Song Nitro stammt. Denn die Stimme kennt jeder, man fragt sich dabei nur, woher? Nach kurzer Zeit kann man es sich aber denken. Hier ist natürlich Robert de Niro persönlich zu hören, besser gesagt sein deutscher Synchronsprecher. Die Einlage stammt aus Martin Scorceses Meisterwerk "Taxi Driver", den berühmten Film über einen Taxifahrer, der am Ende Amok läuft. Das passt zum Text des Songs Nitro, der sich auch mit einem Amokschützen und dessen Beweggründen zu dieser Tat beschäftigt. Nach weiteren begeistert gefeierten Songs, in denen sie z.B. in Der Perfektion auch mal  Metallica-Riffs einbauen, verlässt die Band nach ca. 90 Minuten die Bühne. Zuvor verkünden sie jedoch, dass sie die Welt retten wollen. Ob es ihnen gelingen wird, ist allerdings eine andere Frage. Ausreichend Unterstützung haben sie auf jeden Fall sicher. Denn das begeisterte, euphorische und junge Publikum würde der Band wahrscheinlich auch auf den Mond folgen.

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