Tribes (live bei Rock am Ring 2012-Freitag)

Tribes (live bei Rock am Ring 2012-Freitag) © Tom Teubner

Jedes Festival hat Bands, auf die das Publikum wartet und entsprechend feiert. Dann gibt es Acts, die überraschend großen Zuspruch bekommen. Beim diesjährigen Rock am Ring ist das nicht anders. Teil 1 unseres Rückblicks auf Rock am Ring 2012.

{image}Manche Dinge ändern sich nie, sagt man. Das Publikum feiert trotz Kälte, Wind und Regen und mutiert zu einem gigantischen Chor. Dabei spielt es keine Rolle, aus welchem Genre der Künstler oder die Band kommt. Hauptsache, es macht in irgendeiner Form Spaß. Partystimmung kommt am Festival-Freitag schon lange vor dem Einlass auf das Festivalgelände auf. Die erste Band, die richtig abgefeiert wurde, waren wohl The Subways. Die spielten am Freitagnachmittag auf der Centerstage. Nachdem das Publikum durch die Band Tribes musikalisch schon bestens auf The Subways eingestimmt war, sang die Menge bei Rock'n'Roll Queen und Kiss Kiss Bang Bang lauthals mit und feierte mit der Band. Sänger Billy Lunn nach dem Gig zur Zuschauerresonanz: "They were amazing". Das Kompliment geht offenbar zurück. Liebe auf beiden Seiten.

{image}Liebe auch von Beth Ditto, die mit dem Publikum auf Tuchfühlung ging. Am Ende des Auftritts läuft sie singend durch die Meute und verteilt Handküsse. Sie ist als "die Powerfrau" bekannt, was sie definitiv auch ist und es hier unter Beweis stellt. Und sie ist auch schräg, genauso wie so mancher Ton, den sie anstimmt. Schien aber niemanden weiter zu stören. Allerdings gibt es auch Momente, in denen sie einfach süß und schüchtern wird. Den Gig begannen Gossip mit Love long distance, gefolgt von 8th wonder. Es wird nicht nur gerockt. Die Band wartet auch mit stampfenden Disco-Rhythmen auf und lässt so den Sound der 70er wieder aufleben. Die neue Single Perfect World durfte natürlich auch nicht fehlen.

{image}Vor Gossip gab es HipHop von Cypress Hill auf die Ohren. Ordentlich Bass, hüpfen und Arme auf und ab bewegen zu Insane in the Brain, Rock Superstar und dem Weed-Medley (u.a. Dr. Green Thumb und Roll it up, Light it up, smoke it up), war angesagt. Ist auch nur fair, wenn die Rap-Legenden aus Kalifornien sich mal die Ehre geben.

Nach Gossip und Rap-Stars folgten die Grunge-Urgesteine von Soundgarden. Das Publikum hörte ruhig zu, während Chris Cornell ins Mikro schrie, als wollte er seinen Schmerz loswerden. Hier und da gab es Grungerock mit Metal-Einflüßen, aber meist Balladen und melancholische Stücke. Zugegebenermaßen nichts, was sich groß zum pogen oder abgehen eignet. Die vier aus Seattle schafften es so auch nicht, die Zuschauer zu fesseln.

{image}Das sah später bei Linkin Park ganz anders aus. Das Sextett aus Los Angeles war der Publikumsliebling dieses Festivaltages. Burn it down, der Vorbote zum Album Living Things, fand ebenso den Weg auf die Setlist wie Crawling, Breaking the Habit, Somewhere I belong und Numb, From the Inside sowie One step closer. Ein weiterer Song aus dem neuem Album, Lies Greed Misery, klingt ebenso wie Burn it down um einiges optimistischer wie die Lieder aus früheren Zeiten.

Währenddessen gab's auf der Alternastage vor allem Metal. Und mit Sandra Nasic und Amy Lee waren neben Beth Ditto zwei weitere stimmgewaltige Frauen auf den Bühnen vertreten.

{image}Mit Tom Beck hatte das Festival und der Tag auf der Alterna noch ruhig begonnen. Später krachten Lamb of God und Killswitch Engage aus den Boxen. Erstere eine vierköpfige Band "from down south", deren Mischung aus Speed und Thrash Metal gut beim Publikum ankommt. Frontmann Randall Blythe lässt sich durchaus als kreischender Derwisch mit Dreadlocks beschreiben und ist gesanglich mal Hardcore, mal Metal. Als Killswitch Engage die Bühne betreten, ist es nochmal etwas voller geworden. Jesse Leach beherrscht singen und growlen, die Instrumente verschmelzen zu einem Metal-Gewitter. Die Band spielt tight und meistert die Tempiwechsel mühelos. Als Special Guest und Backgroundtänzer: Ein Mann im Tigerkostüm. Holy Diver war gleichzeitig Tribut an Ronny Dio und letzter Song. Anthrax gaben einen Vorgeschmack auf die Tour mit Motörhead im November/Dezember. Joey Belladonna, Scott Ian und Co. spielten Lieder vom aktuellen Album Worship Music (z.B. The Devil you know, eine straighte Hardrock-Nummer, die etwas an Iron Maiden erinnert) und auch altbewährtes wie Antisocial oder I am the law. Und wie bei den anderen Bands: Tiefgestimmte Gitarren und Metal-Riffs. Eine Freude für jeden Headbanger.

{image}Auch die Setlist der Guano Apes war mit bekannten Songs wie Big in Japan, Open your eyes und Lords of the Bords gespickt. Schade, dass zu The Tiger nicht nochmal der Kerl im Tigerkostüm auftauchte. Naja. Auch wenn die Menge nicht richtig abging, lieferten die vier Göttinger eine solide Show ab und zeigten, dass sie nichts von ihrer Wucht verloren haben, weder stimmlich noch instrumental.

Am späten Abend wurde es mit Evanescence sehr melodisch. Amy Lees Stimme klingt live genauso fantastisch und klar wie auf Platte. Aber sie verzaubert nicht nur mit ihrer Stimme, sondern auch mit ihrem Charisma. Sie zieht einen irgendwie in ihren Bann. Vielleicht ist das auch der Grund, warum das Publikum etwas verhalten reagiert und Lieder wie den Opener Going Under, My heart is broken, Bring me to Live oder The other side vom aktuellen Album mit nicht viel mehr als Anstandsapplaus quittiert.

{image}Auch bei Motörhead hätte es im hinteren Publikumsbereich ruhig noch ein bisschen mehr an Resonanz sein dürfen. Die Meute bekam, was von Motörhead zu erwarten ist: Lieder wie Over the top, Down to Brazil und Killed by death, Ace of Spades ebenso wie Overkill, ein 1a-Drumsolo (das mit lautem Mitklatschen belohnt wird) und Lemmys Reibeisenstimme. They are Motörhead and they play Rock'n'Roll…

…Fortsetzung folgt!

mehr Fotos und Berichte zu Rock am Ring 2012 gibt's im Special unter regioactive.de/rockamring!