Justin Timberlake (live in Mannheim 2018)

Justin Timberlake (live in Mannheim 2018) © Rudi Brand

Reißende Hutschnüre, drogeninduzierte Fehltritte, kalkulierte Provokationen – skandalträchtige Auftritte sind seit jeher Teil des Musikbusiness. Wir haben sieben berühmte Fälle für euch zusammengestellt.

Ozzy mag Tiere

Am 20. Januar 1982 trat Ozzy Osbourne in Des Moines, Iowa auf, als eine Person aus dem Publikum eine bewegungslose Fledermaus auf die Bühne warf. Ozzy schnappte sich das Tier und biss ihm kurzerhand einfach den Kopf ab.

Laut Mick Walls Biografie "Black Sabbath: Symptom of the Universe" dachte Ozzy, es habe sich um eine Spielzeugfledermaus gehandelt; als sie auf einmal angefangen habe zu zappeln, habe er versucht, sie aus seinem Mund zu ziehen und ihr dabei versehentlich den Kopf abgebissen.

Dem Des Moines Register erzählte Konzertbesucher Mark Neal, der als 17-jähriger die Fledermaus auf die Bühne warf, jedoch eine etwas andere Geschichte: Die Fledermaus sei bereits lange tot gewesen. So oder so erhielt Ozzy direkt im Anschluss vorsorglich Mittel gegen Tollwut.

Bei einer Sales Convention seines Labels hatte Ozzy bereits ein Jahr zuvor je nach Bericht einer oder auch gleich zwei lebenden Tauben den Kopf abgebissen – traurigerweise geriet dies auch noch zum höchst erfolgreichen PR-Stunt.

Axl mag nach Hause

Ganz im Gegensatz zum heutigen Axl Rose, der bei Konzerten gerne durch Höflichkeit und Pünktlichkeit auffällt, wurde der Axl der späten 1980er und frühen 1990er durch seine kurze Hutschnur berühmt. Seine Seine totale Unberechenbarkeit trug nicht wenig zu Guns N' Roses damaliger Anziehungskraft als "gefährlichste Band der Welt" bei.

Skandalöses Bühnengeschehen gab es daher bei Guns N' Roses nicht zu knapp; doch der wohl folgenschwerste Vorfall ereignete sich 1991 im Riverport Amphitheatre (heute: Hollywood Casino Amphitheatre). Axl Rose hatte genug von einem fotografierenden Fan. Da die Security trotz mehrfacher Aufforderung nichts gegen diesen unternahm, sprang Rose kurzerhand ins Publikum, um dem Fan mit reichlich Körpereinsatz selbst die Kamera abzunehmen.

"Thanks to the lame-ass security, I'm going home" rief er im Anschluss, bevor er sein Mikro auf die Bühne knallte und davonstürmte. Bei den anschließenden Ausschreitungen kam es zu zahlreichen Verletzten und hohem Sachschaden.

Justin packt gerne zu

Als "Nipplegate" ging der Vorfall in die Geschichte, der sich beim Auftritt von Justin Timberlake und Janet Jackson 2004 in der Halftime-Show des Superbowl ereignete. Vor etwa 90 Mio. Zuschauern vor den Fernsehgeräten allein in den USA zerrte Timberlake während der Zeile "I'm gonna have you naked by the end of this song" von Timeberlakes Song "Rock Your Body" beherzt an Jacksons Kostüm und entblöste dabei – rein versehentlich, versteht sich – ihre rechte Brust.

An dieser trug sie – auch rein zufällig – einen sogenannten Nippleshield in Sonnenform. Was in Deutschland womöglich kaum jemanden übermäßig gejuckt hätte, wird in den USA zum Skandal. Die Folge: Seitdem werden die Halbzeit-Shows beim Superbowl mit einigen Sekunden Verzögerung ausgestrahlt.

Der Lizard King mag sein bestes Stück

Auch dieser Skandal dreht sich darum, dass arme Zuschauer mit einem übermäßigen Anblick des menschlichen Körpers konfrontiert wurden. Jim Morrison, Sänger der Doors und nicht gerade ein Liebling der Obrigkeiten, soll sich 1969 während einer Show im Dinner Key Auditorium in Miami auf unsittliche Weise entblößt (sprich: blankgezogen) haben – so lautete zumindest die Anklage, aufgrund derer er zu sechs Monaten Haft und einer Strafe von $ 500 verurteilt wurde.

Ob dieser Vorfall überhaupt so stattgefunden hat, kann nicht zweifelsfrei geklärt werden. Als Morrison 1971 mit nur 27 Jahren starb, lief immer noch das Berufungsverfahren. Die Band stritt das vermeintliche Blankziehen stets ab. "Er verspottete das Publikum. 'Ich zeig es euch! Ich zeig es euch!'", erklärte Keyboarder Ray Manzarek 2010 der Daily Mail. "Dann zog er sein Shirt aus, hielt es vor sich und wackelte damit herum als würde dahinter etwas passieren."

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Die Sex Pistols feiern gerne mit der Queen

Die Punkband The Sex Pistols, die Punk-Rock zum Massenphänomen werden ließ, hatte gerade erst ihre zweite Single "God Save The Queen" veröffentlicht, in der sie keinen Hehl daraus machten, was sie vom "fascist regime" von Elizabeth II. hielten. Während des Höhepunktes der Feierlichkeiten ihres silbernen Thronjubiläums gaben die Sex Pistols ein Konzert auf einem Boot namens "Queen Elizabeth", das die Themse entlangfuhr.

Just als das Boot am britischen Parlament vorbeifuhr, eröffneten die Sex Pistols ihr Set mit dem Song "Anarchy In The UK", erfahren wir unter anderem von mashable.com. Doch schon bald war der von Manager Malcolm McLaren initiierte PR-Stunt vorbei: Die "Queen Elizabeth" wurde von Polizeitbooten umzingelt und zum Pier zurückgeleitet, nachdem der Strom abgestellt worden war. Während McLaren und andere Anwesende verhaftet wurden, machte sich die Band im Chaos mit ihrem Equipment davon.

Pete Doherty mag alle Strophen des Deutschlandliedes

Babyshambles- und The Libertines-Frontmann Pete Doherty ist für Skandale und seine Drogensucht vermutlich mindestens genauso bekannt wie für seine Musik. Bei einem Überraschungsauftritt beim Festival des Jugendsenders "on3", der auch vom Radiosender "Bayern 2" live übertragen wurde, stimmte der Sänger – offenbar alles andere als nüchtern – mehrfach die erste Zeile "Deutschland, Deutschland über alles" des Deutschlandliedes an – Buhrufe aus dem Publikum ließen nicht lange auf sich warten.

Um die Situation nicht noch schlimmer zu machen, wurde die Show erst nach fünf weiteren Songs von den Verantwortlichen vorzeitig beendet. Über seinen Manager entschuldigte sich Doherty anschließend, berichtete der Spiegel. Er habe nichts von der kontroversen Natur der Zeilen gewusst und sei selbst "aktiver Unterstützer von antifaschistischen und antirassistischen Organisationen".

Billy Joel möchte einfach nur seine Show machen

Ok, für einen wirklichen Skandal sorgte der folgende Vorfall nicht, obwohl das Potential durchaus vorhanden war: Als erster amerikanischer Künstler und quasi in der Rolle eines Botschafters bestritt Billy Joel 1987 eine Stadiontour in der damaligen Sowjetunion, die sich unter Michail Gorbatschow gegenüber der westlichen Kultur öffnete.

Doch der Druck auf dem Star, der unter beträchtlichen Kosten mit seinem ganzen Produktionsteam anreiste, war enorm, wie vice.com berichtet. Billy Joel tat alles, um das an große Rockshows nicht gewohnte Moskauer Publikum mitzureißen – und er hatte Erfolg, bis ihm sein Film-Team einen Strich durch die Rechnung machte.

Um das tanzende Publikum besser filmen zu können, richtete die Crew immer wieder die Lichter der Venue auf die Besucher, die kurzerhand nahezu erstarrten. Billy Joel hatte irgendwann genug und rastete aus, warf sein Piano um, zertrümmerte einen Mikrofonständer – und sang dabei einfach weiter.

Joel fing sich anschließend wieder und setzte die Show fort. Was ihm offenbar in die Hände spielte: Das Moskauer Publikum schien sich nicht ganz sicher zu sein, ob der Ausraster nicht zur Show gehörte.

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