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Marillion (live in Leipzig, 2023) © Christian Grube

Auf ihrer "A Tour before it's Christmas" machen Marillion zum ersten Mal seit fast 30 Jahren in Leipzig halt und bieten den Zuschauern im ausverkauften Haus Auensee einen faszinierenden Einblick in ihr vielfältiges Werk - und das ohne ihren größten Hit zu spielen.

Das Haus Auensee ist bis zum letzten Platz gefüllt. 1500 Musikbegeisterte sind aus ganz Europa angereist, um das erste Deutschlandkonzert der "Tour before it's Christmas" von Marillion erleben.

Die fünfköpfige Band aus Aylesbury, England, betritt erstmals seit fast 30 Jahren eine Leipziger Bühne und begeistert das Publikum mit ihrer einzigartigen Performance.

Kein "Kayleigh"

Entgegen den Erwartungen derjenigen, die auf eine Best-Of Eighties Show mit dem Hit "Kayleigh" hoffen, präsentiert Marillion ein ungewöhnliches Repertoire. Obwohl "Kayleigh" zweifellos ihr bekanntester Song ist, wird er heutzutage eher selten gespielt. 

Marillion eröffnen den Abend mit "Invisible Man", einem musikalischen Theaterstück, das von Sänger Steve Hogarth (67) lebhaft präsentiert wird. Das gut zehnminütige Stück ist die perfekte Einleitung für einen Abend der Sinne.

Treue Fanbase

Marillion sind eine Band, die sich über vier Jahrzehnte hinweg behauptet hat und vorwiegend Kenner ihrer Musik zu ihren Konzerten zieht. Das Set ist entsprechend darauf ausgerichtet, die Vielfalt ihres musikalischen Werks zu präsentieren. Sänger Steve Hogarth und seine Bandkollegen beweisen dabei eine beeindruckende Konsequenz.

Das Set ist Marillion hauptsächlich mit längeren Stücken gespickt. "Easter" aus dem Album "Seasons End" von 1989 ist das älteste Stück des Abends, während der Fokus auf der musikalischen Entwicklung der Band nach 2000 liegt. Das aktuelle Album "An Hour Before It’s Dark" erhält am meisten Raum.

Klasse statt Masse

Im Haus Auensee erleben die Zuschauer nicht weniger als eine der besten Livebands im Progrockbereich. Marillion begeistern mit einer mitreißenden Mischung aus emotionalen, getragenen Stücken und rockigen Liedern. Die Musik wird durch eine stimmige Lichtshow und Videoeinblendungen hinter der Band zusätzlich passend inszeniert.

Die charakteristische Gitarrenarbeit von Steve Rothery, vergleichbar mit dem Einfluss von David Gilmour bei Pink Floyd, trägt zur besonderen Atmosphäre bei. Ein großes Highlight einer Marillion Show ist oft das Stück "Neverland" – eine träumerische Reise in die Gedankenwelt eines scheinbar verlorenen Mannes. Für viele ist es eines der schönsten Stücke der Band. 

Warum bestuhlt?

Trotz des komplett bestuhlten Konzertsaals fehlt es nicht an Begeisterung seitens des Publikums. Nach jedem Song feiern die Zuschauer die Band frenetisch, doch eine gewisse – gewohnte ausgelassene Partyatmosphäre, die Marillion-Konzerte oft begleitet, kommt dieses Mal nicht ganz auf.

Der ein oder andere ältere Hit hätte der Stimmung sicher auf die Beine geholfen. Ein "Sugar Mice" oder "No One Can" wäre hier genau das Richtige gewesen. Dennoch erlebten die Zuschauer einen eindrucksvollen Abend. Man darf hoffen, dass die Band nicht wieder fast 30 Jahre braucht, um ein Konzert im Leipziger Raum zu spielen.

Setlist

The Invisible Man / Easter / Sounds That Can't Be Made / Beyond You / Map of the World / Reprogram the Gene (I) Invincible / Reprogram the Gene (II) Trouble-Free Life / Reprogram the Gene (III) A Cure for Us? / Lucky Man / Quartz / The Crow and the Nightingale / Care (I) Maintenance Drugs / Care (II) An Hour Before It's Dark / Care (III) Every Cell / Care (IV) Angels on Earth // Splintering Heart / Neverland // King

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