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Sarah Connor (live in Mannheim, 2019) © Kosta Jiannis

Bei ihrem Konzert in der Mannheimer SAP Arena führt Sarah Connor mit kraftvoller Stimme souverän durch den Konzertabend, der jedoch unter einem überlangen englischsprachigen Teil leidet. Den größten Applaus des Abends erhält zudem jemand anderes.

Sarah Connor zählt zu den erfolgreichsten deutschen Sängerinnen. Mit ihrem 2015 veröffentlichten Album "Muttersprache", auf dem die Sängerin erstmals auf deutsch sang, erzielte sie riesigen Erfolg. Im Mai diesen Jahres erschien dann ihr zweites deutschsprachiges Album "Herz Kraft Werke".

Nachgeholt

Im Herbst startete Sarah Connor dann die gleichnamige Tour, die noch bis 2021 dauern soll. Nachdem ihr Konzert in Mannheim aber krankheitsbedingt ausfiel, holt Sarah Connor ihren Auftritt in der Mannheimer SAP Arena am 3. Dezember nach.

Nach einer längeren Wartezeit von einer halben Stunde steigt die ganz in Schwarz gekleidete Sarah Connor in einen Lichtkegel getaucht aus der Zweitbühne im Publikum empor und stimmt ihren Eröffnungstrack "Keiner pisst in mein Revier" an, bei dem sie ab der zweiten Strophe Unterstützung durch ihre Band und Streicher erhält. Das altersmäßig bunt gemischte Publikum in der gut gefüllten Halle begrüßt die Sängerin mit großem Applaus.

Kraftvoller Gesang

Obwohl die Zuschauer anfänglich etwas träge wirken, gelingt es Sarah Connor mit ihrer positiven und energetischen Präsenz, die auch in ihren vielen humorvollen Ansagen immer wieder deutlich wird, das Publikum zu mobilisieren. Mit kraftvoller Stimme führt Connor souverän durch ihr neustes Album, das in der Live-Version der Album-Version stark ähnelt.

Nach einer kurzen Ansage, in der sie darüber sinniert, was man sagen darf und was man sagen muss, folgt der nachdenkliche Song "Ruiniert", in dem sie, wie sie selbst sagt, viele Fragen stellt, aber keine Antworten gibt. Dabei greift sie aktuelle Probleme auf und erntet für die Zeile "AfD-Idioten, mein Herz kriegt ihr nicht" viel Zuspruch aus dem Publikum. Lösungsvorschläge gibt sie dann aber doch ("Wir brauchen wieder Liebe") , aber diese bleiben ein wenig öberflächlich.

Das große Highlight

Nach einem halben dutzend Songs, holt Connor dann eine überraschte junge Frau auf die Bühne um mit ihr den Dirty Dancing-Hit "Time of my Life" im Duett zu singen. Dann erfolgt das eigentliche Highlight des Abends, als die junge Frau von ihrem Freund mit einem Heiratsantrag auf der Bühne überrascht wird.

Das Ja-Wort geht unter tosendem Applaus des Publikums unter, wie es ihn an diesem Abend nicht noch einmal geben wird. Nachdem Sarah Connor schnell noch sicher geht, dass sie auch ja gesagt hatte ("Du hast ja gesagt, oder?"), dürfen sich die frisch Verlobten noch ihr Lieblingslied wünschen.

Zu viel auf Englisch

Darauf folgt der leider schwächste Teil des Abends, der aus eigenen und fremden englischsprachigen Songs besteht. Doch nicht ohne Grund sind ihre deutschsprachigen Alben so erfolgreich: Qualitativ reichen die alten Stücke einfach nicht an die neuen Lieder heran, weil insbesondere die Texte viel zu phrasenhaft und austauschbar wirken.

Hinzu kommt, dass gerade die neu hinzugekommenen Fans mit dem älteren Material von Sarah Connor nicht so vertraut sind. Auch macht der bisher dominierende Rock- und Pop-Sound jazzig angehauchten Soul-Arrangements Platz, was beim den Zuschauern weitaus weniger Begeisterung hervorruft. Da helfen auch nicht der eigens eingeflogene Gospelchor oder die vielen Piano- und E-Gitarren-Einlagen.

Starkes Finale

Für einen Kostümwechsel verlässt Connor die Bühne und erscheint kurz darauf wieder in einem sehr kurzem rosa Kleid. Im letzten Teil besinnt sie wieder auf ihr deutsches Repertoire und holt damit den Teil des Publikums zurück, den sie im englischsprachigen Teil zu verlieren drohte.

Als dann mit "Vincent" der letzte Song des regulären Sets folgt, steht das Publikum begeistert und begleitet die Sängerin lautstark und textsicher durch ihre aktuelle Hit-Single. Als einer der wenigen Popsongs, die sich mit Homosexualität auseinandersetzen, rief das Lied starke Reaktionen hervor und wurde von einigen Radiosendern nur in zensierter Version gesendet. Der Jubel des Publikums, als Sarah Connor in eine Regenbogenfahne gehüllt das Lied beendet, zeigt jedoch, dass die Reaktionen mehrheitlich positiv sind.

Überlänge

Nach einer knappen halben Stunde Zugabe endet das Konzert dann nach insgesamt zweieinhalb Stunden, die für manche Zuschauer an einem Wochentag fraglos eine Herausforderung darstellten. Ähnlich wie bei ihrem letzten Album, hätte dem Konzert eine reduzierte Länge gut getan. 

Während der stilistische Wechsel im englischsprachigen Teil nicht wenige Zuschauer zu irritieren scheint, kommen die deutschsprachigen Lieder ausgezeichnet bei den Zuschauern an. Das liegt auch daran, dass Sarah Connors kraftvolle Stimme deutlich mehr zu Geltung kommt. In Erinnerung bleiben daher vor allem die erste Hälfte und das krönende Finale, welche die schwächeren Seiten des Abends schnell vergessen lassen. 

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