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Take That (live in Frankfurt 2019) © Rudi Brand

Zu ihrem 30-jährigen Jubiläum gehen die inzwischen auf ein Trio geschrumpften Take That dieser Tage erneut auf Tour. In der Frankfurter Jahrhunderthalle treffen sie dabei auf ein kreischwütiges Publikum, das so gar keine Probleme mit der Zeitreise zurück in die 1990er zu haben scheint.

Wenn irgendwo der Begriff "Boyband" fällt, dann dürfen neben den Backstreet Boys natürlich auch Take That nicht fehlen.

Während erstere unlängst in Originalbesetzung die ausverkauften großen Hallen des europäischen Kontinents unsicher gemacht haben, feiern letztere aktuell ihr 30-jähriges Jubiläum.

Großer Enthusiasmus

Zwar ist die Gruppe vom ursprünglichen Quintett inzwischen auf ein Trio aus Gary Barlow, Mark Owen und Howard Donald geschrumpft. Das macht den mehrheitlich weiblichen Fans in der Frankfurter Jahrhunderthalle aber wenig aus.

Sie haben trotz brütend heißer Temperaturen teilweise weite Fahrten in Kauf genommen, um ihre mittlerweile nicht mehr ganz so jugendlichen Idole zu bewundern.

Heißer Pop aus dem kühlen Norden

Den Anheizer, der bei den derzeitigen Witterungsbedingungen in dieser Funktion sicherlich nicht notwendig gewesen wäre, spielt an diesem Abend der Schwede Ola Svensson alias Brother Leo.

Was der skandinavische Sänger mit seinen drei Mitstreitern ein halbe Stunde lang abliefert, ist gefälliger Pop, der leicht ins Ohr geht – auch wenn seine Version der Paul Simon-Nummer "You Can Call Me Al" nicht ganz an das Original heranreicht.

Das Rad zurückgedreht

Als Take That schließlich die Bühne der Jahrhunderthalle betreten, ist die Euphorie groß. Man könnte in diesem Moment beinahe meinen, die 1990er hätten angerufen und wollten ihren Kreischalarm zurück.

Jeder aus dem verbleibenden Trio der einstigen Mädchenschwarme mag zwar inzwischen um die fünfzig Lenze zählen. An der lautstark geäußerten Entzückung und den nach oben gehenden Händen der aufgestanden weiblichen Frankfurter Gäste in der eigentlich bestuhlten Arena ändert dies derweil rein gar nichts.

Ohren statt Augen auf

Gary Barlow, Mark Owen und Howard Donald wissen nach all den Jahren weiterhin, wie sie ihre treuen Fans bei der Stange halten können.

Dabei setzen Take That anfangs auf vergleichsweise wenig klassische Showelemente rund um das Boyband-Metier – sieht man einmal von den vielen Papierschnipseln ab, die fast wie nach einem Konfettikanonenabschuss bereits zu Beginn des Auftritts der Headliner auf Bühne und Publikum herabregnen.

Zündendes aus alten Tagen

Nach einer Reihe von Stücken aus der Phase seit ihrer Wiedereinigung im Jahre 2005 brennen Take That gegen Mitte des Konzerts schließlich ein Potpourri ihrer frühen Hits à la "Pray", "Everything Changes", "Could It Be Magic" oder "Babe" ab.

Obwohl sie eigentlich integraler Bestandteil der Studioversionen der genannten Stücke waren, vermisst man die ausgestiegenen Robbie Williams und Jason Orange an dieser Stelle nur wenig.

Gewusst wie…

Das verbliebene Trio garniert diese alten Hits nun auch mit Tanzeinlagen, die auch ganz offensichtlich alte Zeiten zurückholen wollen. Dass Take That jedoch allzu viel Herumgezappel außen vor lassen, ist einerseits löblich und andererseits nach den vielen Jahren nur verständlich.

Dafür demonstrieren Barlow am Flügel, Owen an der Gitarre und Howard an diversen Schlaginstrumenten aber ihr durchaus vorhandenes musikalisches Talent.

Druck von hinten

Zudem sorgt die insgesamt fünfköpfige Begleitband gerade bei Songs wie "Cry" oder "Relight My Fire" für jede Menge druckvollen Groove, auf dessen Fundament sich der Gesang der restlichen Take That-Mitglieder inmitten der guten Akustik der Jahrhunderthalle entfalten kann.

Handwerklich solide ist das, was die Truppe abliefert, auf jeden Fall – und zwar völlig unabhängig davon, wie man zu den Stücken nun generell stehen mag.

Welches Jahr schreiben wir nochmal?

Ein guter Teil des Abends könnte musikalisch durchaus als Nostalgieparty durchgehen. Nicht wenige der Anwesenden in Jahrhunderthalle holen sich mit diesem Konzert ein Stück Jugend zurück.

Aus Sicht ihrer Fand sind Take That bereits weit vor der Mitte ihres Auftritts mehr als nur musikalisch "Back For Good", und die Frankfurter Zuschauer werden keineswegs müde, ihnen dies auch nach jedem Stück lautstark mitzuteilen.

Lang, lang ist’s her

Take That sind seit ihren Anfängen als Boyband durchaus gereift. Das gilt nicht nur für Äußerlichkeiten, sondern ebenso sehr musikalisch. Kompositionen wie das atmosphärische und zugleich treibende "The Flood" stehen für diese Entwicklung.

Dennoch bleibt der Abend in vielen Teilen eine Art Schwelgen in Erinnerungen. Dafür sorgen letztlich auch die drei Mitglieder der Gruppe selbst, die immer wieder ins Gedächtnis rufen, wie lange manche Nummern doch zurückliegen.

Nimm drei statt fünf

Am Ende des Abends, als sich Take That nach – im doppelten Sinne – 80 kurzweiligen Minuten mit "Never Forget" mit einer weiteren Dosis Papierschnipselregen von ihrem Publikum verabschieden, kann der finale Song gleichzeitig auch als eine Art Motto des Frankfurter Konzertes wie wohl der gesamten aktuellen Tour gelten.

Take That wollen mit der "Greatest Hits"-Tour zum runden Geburtstag ihre Wurzeln zeigen und an ihnen festhalten. Das macht im Zuge des 30-jährigen Jubiläums zwar Sinn, stellt aber genauso eine verpasste Chance dar, die Band stärker zu modernisieren.

Trotz aller gezeigter Musikalität funktioniert ein solcher Nostalgietrip ohne Robbie Williams und Jason Orange nur halb so gut, egal wie euphorisch die (weiblichen) Fans auch reagieren mögen.

Setlist

Greatest Day / Shine / Get Ready For It / Giants / Patience / Pray / Everything Changes / It Only Takes A Minute / Could It Be Magic / Babe / A Million Love Songs / Back For Good / Out Of Our Heads / Everlasting / These Days / The Flood / Cry / Relight My Fire / Rule The World / Never Forget

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