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Jason Derulo (live in Frankfurt, 2018) © Andreas Defren

Jason Derulos Hits laufen im Radio rauf und runter. Bei so vielen Ohrwürmern ist die Erwartung an das langersehnte Live-Konzert groß - und Derulo enttäuscht nicht. Mit hohem Tempo, heißen Rhythmen und coolen Moves liefert er in der Festhalle Frankfurt eine krachende Best-Of-Show ab.

Der als Kronprinz des Dancepop angekündigte Jason Derulo zeigt in der Frankfurter Festhalle tatsächlich die Show, die man sich vorher von ihm versprochen hat – trotz aller Verwirrung im Vorfeld. 

Kein neues Album

Die zunächst für Frühjahr 2018 angesetzte Tour wurde in den Herbst verschoben, weil Jason Derulo noch an seinem neuen Album arbeiten wollte. Das neue Album ist jedoch bis heute nicht veröffentlicht und beim Konzert gibt es auch keine neuen Songs zu hören. 

So wird konsequent aus der angekündigten "777 World Tour" nun die "2 Sides World Tour", eine energiegeladene Best-Of-Show seiner bisherigen Karriere. 

Afrikanische Wurzeln

Als Opening läuft ein Video, in dem Jason Derulo durch die Steppe Afrikas läuft, die von Löwen bevölkert ist. Er selbst scheint sich als afrikanischer Krieger zu sehen, obwohl er selbst in Miramar, Florida aufgewachsen ist und seine Eltern von der Karibikinsel Haiti stammen. Schnell entledigt er sich des Umhangs und feuert mit "Whatcha Say" und "Tip Toe" die ersten Hits ab. Dabei zeigt er unmittelbar viele Qualitäten.

Er singt gefühlvoll, eine geschmeidige Mischung aus sanftem R&B und eingängigem Popsound. Dazu tanzt er perfekt mit nacktem Oberkörper und bringt die Herzen der vielen weiblichen Fans zum Glühen. Das Posing seines durchtrainierten Körpers mit seinen Tänzerinnen ist hart an der Grenze, erzielt durch die energetische Show aber die erhoffte Wirkung in Form frenetischen Kreischens.

Gerade das Opening ist sehr modern und klassisch amerikanisch. Die Songs werden ineinander gemixt und nicht durchgängig ausgespielt. Stars wie Snoop Dogg bei "Wiggle" oder später Nicky Minaj bei "Swalla" werden per Video in die Lieder reingeschnitten. Die Grenze zwischen Liveperformance und Studioaufnahme verwischt, wie es gerade im R&B oder Pop nicht selten geschieht.

Mr. Cool

Nachdem Derulo sich tänzerisch ausgetobt hat, egal ob thronend auf seinen Tänzern bei "In My Head" oder im elektrisierenden Formationstanz mit seiner Crew bei "Goodbye", zeigt er nun die andere Seite seiner "2 Sides Show". Im lässigen Anzug zeigt er nun die ganze Qualität seiner Stimme, lässt seine Ballade "Marry Me" mit voll geöffneter Stimm erklingen. Noch besser wird er beim Duett "Secret Love Song".

Im Original mit Sängerin Little Mix singt Derulo in Frankfurt mit seiner Backgroundsängerin eine faszinierende Live-Version, die kaum emotionaler und gefühlvoller dargeboten werden kann und sorgt damit für ein absolutes Highlight der Show.

Den großen Moment des Abends erlebt anschließend eine junge Dame aus dem Publikum, die für Jason Derulo zum "It Girl" wird. Auf die Bühne geholt scheint sie nach Hand- und Wangenkuss bei lautestem Geschrei der Fans im Saal der Ohnmacht nahe zu sein.

Man in Black

Die beste Darbietung des Abends ist allerdings "Cheyenne". In diesem Song zeigt Derulo sein ganzes Können. Zunächst am Mikro stehend im schwarzen Anzug und schwarzem Hut, wechselt er mühelos zwischen hoher Kopfstimme und sanfter Bruststimme hin und her.

Egal ob er mit dem Mikrofonständer oder mit seiner Crew tanzt, seine Moves sind elegant und kraftvoll wie bei einem Panther. Als er schließlich am Boden liegt, wieder aufsteht und Dance-Moves auspackt wie die schnellen Bodenfiguren der Breakdancer aus den 1980er Jahren, kreischt das Publikum begeistert.

So nähert sich die Show dem Finale, nicht aber ohne eine wichtige Botschaft. Der Song "Colors", offizieller Song der Fußball WM 2018, steht für die bunte Welt der Flaggen aller Nationen. Diese Flaggen symbolisieren den Stolz jeder Nation auf ihr Land und die eigene Kultur, aber eben fröhlich, friedlich und völkerverbindend, nicht abgrenzend und aggressiv gegeneinander gewandt.

Tolle Show mit einem Schwachpunkt

Das Finale ist eine weitere Demonstration, in dem Jason Derulo seine Gesangsqualitäten noch einmal auspackt. Gefühlvoll und mit smoothem Touch singt er "Talk Dirty" – feinster R&B moderner Prägung. Mit dem Partyhit "Want To Want Me" schließlich endet eine energetische Powershow, die für 90 Minuten beste Unterhaltung sorgt. 

Derulo bietet trotz vergleichsweise kurzer Spielzeit eine toll inszenierte Show mit vielen Hits und tollen Moves. Bemängeln kann man lediglich, dass die Musik Jason Derulos Gesang bisweilen zu sehr übertönt hat. Der einzige kleine Schwachpunkt, der aber verschmerzbar ist.

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