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Namika (live beim SWR3 New Pop Festival, 2018) © Beatrix Mutschler

Der zweite Tag beim SWR3 New Pop Festival 2018 glänzt leider nicht wie das Opening am Donnerstag. Auf die schwache Darbietung von Lea folgt ein starkes Konzert von Namika. Auch Mabel kann im Theater nicht überzeugen. Die beste Show liefert am Ende Lauv.

Die Qualität der Konzerte beim SWR3 New Pop Festival 2018 erweist sich am Freitag als sehr wechselhaft. Draußen bleibt es wenigstens fast durchgängig trocken. Erst während des letzten Konzerts fallen vereinzelte Regentropfen.

Schwacher Start mit Lea

Die Show von Lea ist eine Aneinandereihung von Fehlern und ein Lehrbuch, wie man es nicht machen sollte. Der erste Song wird durch den viel zu lauten Sound regelrecht unangenehm. Das erinnert schmerzhaft an die Show von Cris Cab 2014, als die Zuschauer hilfesuchend hinausliefen, um sich Gehörschutz zu holen. Insbesondere für ein Konzert mit so vielen Kindern und Jugendlichen ist ein solche Lautstärke absolut unangemessen. Doch auch als sie zwischendurch reduziert wird, wird das Konzert nicht besser.

Lea singt konsequent monoton in einer Stimmlage und verschluckt viele Wörter. Es klingt, als würde sie sie gegen ihre Zähne singen und jedes Wort dort kleben bleiben. So bleibt es durchgehend vom Opener "Wunderkerzenmenschen" über "Schwerelos" bis hin zum "Heimweh nach wir". Lediglich zwei Songs deuten an, dass sie mit mehr Mut zur Variation noch einen höheren Level erreichen könnte.

Der Song "Zu dir" hat wenigstens einen guten Rhythmus und etwas Groove. Die sphärische Melodie von "Lieber allein" weiß zu gefallen, auch weil Lea sich stimmlich zurück nimmt und endlich mal mit der Melodie anstatt gegen sie singt. Am Schluss wird es erneut zu laut und so endet die Show mit "Leiser" - ein Wort, dass man nur allzu gern dem Tontechniker zugerufen hätte.

Magische Momente mit Namika

Der Rhythmus von "Zirkus" verbreitet bei der Show von Namika gleich richtig gute Laune. Die Melodie geht wunderbar ins Ohr. Namika lässt bei "Liebe Liebe" sogar einen Platzanweiser auf der Tribüne mittanzen, der dabei gleichzeitig die Zuschauer zu ihren Plätzen dirigiert. Ein echtes Highlight ist das höchst eingängige "Parkbank", eine Sammlung von Geschichten voller Emotionen und Erinnerungen.

Der Sound von Namika ist wesentlich vielfältiger und abwechslungsreicher als zuvor bei Lea. In "DNA" sind Elemente aus dem Reggae erkennbar und in "Alles was zählt" berreichern Pfeiftöne das Melodienspektrum. Gleich mehrere Ebenen besitzt "Que Walou", das nicht hinsichtlich der möglichen Wortauslegungen eine große Vielfalt besitzt. Gitarre, Keyboard und Schlagzeug wechseln sich permanent in ihrer Dominanz ab, die Stilarten greifen mehrfach ineinander. 

Einen wahrhaft magischen Moment liefert "Je ne parle pas francais". Es ist der erste große Augenblick des Festivals, als alle Zuschauer im Festspielhaus aufstehen und gemeinsam mit Namika dieses Lied singen. So viel Emotion möchte man teilen. Dafür eignet sich natürlich am besten der "Lieblingsmensch": Der Song bildet das große Finale, das singend und mit Standing Ovations abgefeiert wird. Namika mit ihrer großartigen Präsenz und ihrem charmanten Spiel mit dem Publikum ist eines der Highlights des Jahres 2018. 

Mabel verliert sich in den Posen

Die Erwartungen an Mabel, die Tochter von Neneh Cherry, sind groß – vielleicht zu groß. Denn die Show im Theater lässt noch viel Luft nach oben. Der coole Rhythmus ihrer Sounds aus Soul und RMB zeigt sich schon beim ersten Song "Thinking Of You". Leider wirkt die Show fast durchgängig zu glatt und abgespult. Das sieht man sehr schön bei "Come Over": Jede Bewegung erscheint einstudiert, es wirkt wie eine Show, die nur auf das Posen und jeden Arschwackler konzentriert ist. Dieser Wunsch nach Perfektion tötet aber die Emotion.

Erst "Ring Ring", das Cover von Jax Jones, versprüht ein wenig Lebensfreude. Sofort steigt die Lautstärke beim Applaus hörbar an. Der beste Song von Mabel an diesem Abend ist "Ivy", da sie ihn auf ganz andere Weise präsentiert. Kein Tanz und Gewackel, sondern ganz ruhig steht sie da und singt mit richtig viel Gefühl. So entsteht eine andersartige, wesentlich bessere Atmosphäre. Ihre tolle Stimme zeigt Mabel aber nur in diesem einen Moment.

Am Ende tanzt sie wieder, bekommt die Zuschauer mit "Fine Line" jedoch wenigstens noch etwas auf Touren. Doch erneut wirkt dabei alles zu einstudiert und lustlos. Passend dazu das Finale: Die letzten Töne von "Finders Keepers" verklingen gerade, da ist Mabel auch schon weg – ohne Zugabe. So gewinnt man keine Fans.

Highlightshow von Lauv

Dem Gesetz der Serie an diesem Tag folgend komnmt nach einer schwachen Show nun wieder ein Highlight. Lauv betritt die Bühne im Kurhaus und legt los. Der mächtige Groove von "Paris In The Rain" lässt die Hände hin und her gehen. Seine helle, hohe Stimme erinnert stark an Sam Smith, der an gleicher Stelle einige Jahre zuvor gesungen hat. Aber Lauv toppt dessen Auftritt bei weitem. Der energetische Flow von "Chasing Fire" reißt unweigerlich mit; die kräftigen Hiebe des Schlagzeugers verleihen "Reforget" eine intensive Wirkung. 

Ein megastarker Song ist das Cover "A Different Way" von DJ Snake. Lauv singt, tanzt, spielt dazu auf der Soundmaschine und bekommt für diese geniale Darbietung zu Recht Standing Ovations. Auch "Superhero" mit seinem energetischen Dance-Groove ist ein Highlight. Lauv sorgt mit seiner tollen Stimme für Gänsehaut und endet nach energetischem Anfang mit gefühlvollem Gesang.

Das musikalische Talent von Lauv ist beeindruckend. Neben dem facettenreichen und stimmgewaltigen Gesang spielt er auch noch Keyboard und Gitarre. So heizt er dem Publikum mit der Gitarre etwa bei "Easy Love" mächtig ein und bringt es zum Singen. Mit gänzlich reduziertem Sound wiederum beeindruckt die Ballade "Breathe", zu der die Zuschauer die Hände samt Handylichter hin- und herschwenken. Am Ende dreht Lauv nochmal auf und lässt mit seinem Hit "I Like Me Better" das Publikum feiern – ein echter Ohrwurm mit fantastischem Groove und leichter Melodie. Lediglich der schnelle Abgang nach "The Other" schmälert am Ende ein klein wenig den tollen Gesamteindruck.