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The Roots (live in Köln, 2018) © Stefan Wiede

Passend zu Köln könnte man "Verdammt lang her" anstimmen. Genau 10 Jahre hat es gedauert, bis The Roots endlich wieder in Deutschland auftreten. Energetisch wie eh und je grooven sie mit ihrem vielseitigen Neo-Soul und Hip-Hop durch den Abend.

Als The Roots pünktlich um 20:30 Uhr die Bühne am Kölner Tanzbrunnen betreten, ist die Bühne richtig voll: Ganze 11 Mann stehen oben. Die Basis des kompletten Sounds bildet seit jeher Schlagzeuger Questlove, der mit unendlicher Ruhe hinter seinem Kit sitzt und den Beat vorgibt.

Verhaltener Beginn

Um ihn herum positionieren sich Rapper Black Thought, Captain Kirk Douglas an der Gitarre, Mark Kelley am Bass und natürlich Damon Tuba Gooding Jr. Bryson mit seinem Sousaphon, der gewaltigen Riesentuba.

Zu Beginn wirkt das alles sehr verhalten. Es ist alles cool, alles sehr soft, durchaus passend für einen lauen Sommerabend. So plätschern die ersten zehn Minuten dahin. Das ist zwar lässig, aber irgendwie nicht The Roots – noch nicht. 

Explosion

Plötzlich, mit einem Schlag, drehen die oft als beste Live-Band des Hip-Hop gefeierten Musiker auf. Bryson mit Tuba und die Gitarristen springen zu dritt im Takt auf und ab heizen dem Publikum ein. Während Black Thought seine Rhymes abfeuert und dazwischen gnadenlose Scratches zu hören sind, ist die Botschaft aus "Without A Doubt" klar erkennbar: "The Hip-Hop has not left yet". 

Daraus entsteht ein Dauerfeuer von 20 Minuten, in denen The Roots als Einheit ihre ganze Klasse zeigen. Mit hohem Tempo powert Black Thought durch, während die Bläser immer wieder zu kurzen Soloparts ansetzen. Schließlich durchstößt die Trompete wie ein Signalgeber den Sound.

Soloparts

Wie großartig die Spielkunst der einelnen Musiker ist, zeigen gleich mehrere Soloparts. Bassist Mark Kelley wechselt gleich mehrfach den Rhythmus. Er beginnt schnell, erzeugt daraus mehrere abgehackte Kunstpausen, die ihre energetische Wirkung aufs Publikum nicht verfehlen. 

Der Bounce der Musik reißt stellenweise sogar den DJ von seiner Beatmachine hoch. Als er solo schließlich das "Baby, Baby, Baby" aus James Browns "I Got A Feelin'" durch die Maschine jagt und im Highspeedtempo elektrisierend ins Publikum schleudert, scheint sich sogar der Himmel zu freuen und zeigt sein schönstes Gesicht mit einem Regenbogen, der sich über den Tanzbrunnen spannt. 

Ohrwürmer

Aus der langen Bandgeschichte von The Roots stechen zwei Songs heraus, die zu echten Ohrwürmern geworden sind. Die wunderschöne Ballade "You Got Me", deren Lyrics im Original Erykah Badu singt, wird auch in Köln frenetisch mitgesungen. Aus diesem Song heraus entwickelt Captain Kirk Douglas sein klangintensives Gitarrensolo.

Ganz im Gegensatz zum Original spielen sie das sonst so kraftvoll energiegeladene "The Seed 2.0" diesmal ganz sommerlich soft und lassen die Tanzfläche mit sanftem Flow beben. Auch diese Version wird vom Publikum frenetisch abgefeiert. 

Endspurt

Aus dem Percussionsolo von Stro Elliot, der mit "Move On Up" einen Song von Curtis Mayfield covert, entwickelt sich die letzte Phase der Party. Ein rhythmisches Feuerwerk der Extraklasse jagen The Roots von der Bühne ins Publikum. Die Band geht links und rechts, kreuz und quer, springt und tanzt - gute Laune pur.

Passend zum Song "Men At Work" geben The Roots nochmal alles. Der mächtige Flow lässt alle mittanzen und schließlich springen Tuba Gooding und Kirk auf den letzten Schlag von Questlove am Schlagzeug gemeinsam von den Boxen. Die Party endet exakt nach 90 Minuten, auch wenn das frenetisch jubelnde Publikum mit "Roots, Roots, Roots"-Sprechchören noch eine Zugabe fordert, die es leider nicht mehr gibt. Trotzdem ein toller Abend.

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