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Green Day (live beim Southside, 2017) © Achim Casper

Das Southside Festival 2017 stand ungleich seinem Vorreiter unter einem guten Stern, denn das Wetter war dieses Jahr bestens. Nicht nur die großen Headliner, sondern auch kleine Bands lieferten richtig starke Shows. Eine Panne gab es jedoch: Bei Green Day kam es zu einem Stromausfall, was zu einem vorzeitigen Abbruch des Gigs führte.

Das Southside stand dieses Jahr vor allem unter dem Vorzeichen, das desaströse letzte Jahr wieder gut zu machen. Letztes Jahr musste das Festival bereits am ersten Tag wegen schwerem Unwetter abgebrochen werden.

Dieses Jahr war es anders: Perfektes Wetter, tolle Bands und eine großartige Stimmung waren die Folge. Nicht nur die großen Headliner konnten überzeugen, auch viele kleine Bands lieferten richtig starke Konzerte ab. Doch von vorn.

Verhaltener Beginn

Die Bands, die den Freitag eröffneten, hatten es etwas schwer. Es war sehr heiß und so fanden sich zunächst relativ wenige Leute bei Bands wie Counterfeit oder The Dirty Nil ein. Die Bands ließen sich nicht beeindrucken, sie gaben alles und wurden mit den ersten Moshpits des Festivals für ihr Engagement belohnt.

Es wird voller

Der erste Act mit richtig viel Publikum vor der Bühne war Passenger. Der Singer-/Songwriter füllte das Feld vor der Blue Stage und sorgte für Gänsehaut. Fast jeder konnte seine großen Hits mitsingen, was er mit Dankbarkeit aufnahm und betonte, wie glücklich er sich schätzen könnte, mittlerweile vor so vielen Leuten spielen zu dürfen.

Ein interessanter Künstler spielte im Anschluss auf der Green Stage. Seasick Steve ist ein britischer Musiker, der Country mit Rock mischt. Unterstützt wird er dabei nur von seinem Drummer. Was zunächst etwas verhalten anfing, entwickelte sich schnell zu einer sehr unterhaltsamen Angelegenheit, die immer mehr Zuschauer anzog.

Die Party beginnt

Jennifer Rostock sind bekannt für ihre energiegeladenen Liveauftritte, an diesem Tag waren sie aber besonders stark. Zum ersten Mal konnte man sehen, wie das gesamte Infield ausrastete, sprang und moshte. Die Ansage, dass die Band gerade im Studio weilt, sorgte für weitere Begeisterung.

Einen der am spannendsten erwarteten Auftritte legten Die Kassierer hin. Im Zelt der Red Stage wurde es brechend voll, jeder wollte die Band sehen, die für so viele Zeltplatz-Bier-Hymnen verantwortlich ist. Die Stimmung war überragend, Sänger Wölfi zog komplett blank und die Band spielte alle Hits – insgesamt also ein ganz normales, großartiges Kassierer-Konzert.

Überragende Stimmung

Mit Die Antwoord war ein weiteres Highlight am frühen Abend zu sehen. Die zwei Südafrikaner haben ihre ganz eigene Art, ihr Publikum zu unterhalten. Dementsprechend crazy fiel die Show dann auch aus. Musikalisch kann man Die Antwoord irgendwo zwischen Techno und Rap verorten, bei ihrer völligen Verrücktheit und komplett einzigartigen Art kann man im popkulturellen Sinne aber vielleicht auch von Punk sprechen.

Danach kam Casper. Zum ersten Mal war er Headliner auf der Hauptbühne, was bei ihm durchaus für Nervosität sorgte. Diese hinderte ihn aber nicht daran, einen gelungenen Auftritt hinzulegen. Mit schön eingesetzter Pyro- und Lichtshow konnte er auch Nicht-Fans von sich überzeugen. Natürlich spielte er seine großen Hits wie "Alles endet (aber nie die Musik)" oder "So perfekt" – und das Publikum konnte wirklich alle Texte mitsingen.

The next one is a cover

Wem das zu pathetisch war, der konnte sich an der Red Stage von Me First And The Gimme Gimmes unterhalten lassen. Die Punkrocksupergroup, die nur Songs wie "I Will Survive" covert, sorgt für einen Stimmungshöhepunkt nach dem anderen und für viele Lacher. Ihr Outfit alleine schon war ein absolutes Highlight. So schnell wird man Musiker wie Axel Kurth von Wizo, der als Gastgitarrist dabei war, wohl nicht mehr mit gekämmten Haaren, goldener Hose und rosa Hemd sehen. Absoluter Geheimtipp.

Punk und Rap

Am Samstag spielten Bands jeglicher Couleur, besonders jedoch welche, die in den Großräumen des Punks und des Raps angesiedelt sind. Eine dieser Rapbands sind SXTN. Die zwei Berlinerinnen waren für 14:45 Uhr auf der Red Stage angesetzt – ziemlich früh also.

Da die beiden Damen aber im Moment massiv gehypt werden, war das Zelt bis oben hin voll, so dass irgendwann niemand mehr reinkam. Dieses Kunststück gelang sonst nur den Orsons.

Viel Auswahl

Danach hatten die Besucher eine große Auswahl. Auf der Green Stage spielten Gogol Bordello, auf der Red Stage Fatoni und auf der Blue Stage Clueso. Gerade bei Letzterem merkte man, wie viele Hits er geschrieben hat, die man alle schon oft im Radio oder im Supermarkt gehört hat. Das Publikum war begeistert und sang jedes Wort mit. Beeindruckend.

Danach ging es mit Frank Turner weiter. Der Punk unter den Singer-/Songwritern holte seinen Auftritt von letztem Jahr nach und lieferte absolut ab. Er ist einfach ein totaler Festivalroutinier.

Moshen ohne Ende

Der Preis für den größten Moshpit des Wochenendes geht nicht an Bands wie A Day To Remember oder Linkin Park, sondern an den Offenbacher Rapper Haftbefehl. Er sorgte mit seinen Hits "Rolle mit mein Besten" und "Chabos wissen wer der Babo ist" für eine Schlacht im Publikum. Hier konnte jeder seine volle Energie entladen. Was für eine Party!

Ebenfalls großartig war die Stimmung bei Flogging Molly. Die Folk-Punks sind Garanten für starke Festivalauftritte und das Publikum dankte es damit, dass bis zur letzten Reihe auf dem vollen Infield ausgelassen getanzt wurde.

Punk-Rock-Legenden

Rancid zählen zweifellos zu den wichtigsten Punkbands der 90er. Umso schöner war es, dass sie endlich mal wieder in Deutschland auftraten. Nach anfänglichen Problemen mit seiner Gitarre, kam Frontmann Tim Armstrong immer mehr in Fahrt und zeigte tolle Bühnenpräsenz. Besonders stark war die Setlist, denn der Großteil der Songs stammte vom legendären "…And Out Come The Wolves"-Album. Rancid waren die perfekte Einstimmung auf den großen Headliner des Tages. Doch bis dieser kam, wurde eine Stunde umgebaut. Zeit genug also, nochmal an der Hip-Hop-lastigen Red Stage vorbei zu schauen.

Dort spielte nämlich die Antilopen Gang und lieferte eine astreine Hip-Hop-Punk-Show ab. Hits wie "Verliebt" oder "Enkeltrick" ließen das Publikum dahinschmelzen und die als Punkversionen gespielten "Anti Alles Aktion" und "Fick die Uni" ließen es ausrasten. Danach spielte noch SSIO, der mit seinem lustigen, aber nicht peinlichen Rap die Menge voll im Griff hatte.

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Man sollte ehrlich sein: Der ganze Samstag hat nur auf den Auftritt von Green Day hingearbeitet. Dass diese live eine Abrissbirne sind, wissen die meisten, dieses Mal war sie jedoch besonders stark. Große Feuerfontänen und ein überragend aufgelegter Billie Joe Armstrong sorgten dafür, dass das Publikum vor Begeisterung ausrastete.

Songs wie "When I Come Around" und "Basket Case" sind aber auch einfach unschlagbar. Die Band holte viele Leute aus dem Publikum auf die Bühne und eine Glückliche drfte sogar die Gitarre behalten, auf der sie gerade einen Song mitgespielt hatte. Das einzige - wenn man so will - Manko waren die viel zu häufig eingesetzten "eeeeeee oooooo"-Mitsingspiele mit dem Publikum – das muss man nicht bei jedem Lied einbauen.

Das Schlimmste ist, wenn der Strom alle ist

Kurz vor der Zugabe geschah dann jedoch der Super-GAU: der gesamte Strom auf der Green Stage fiel aus. Keiner wusste genau, was los war und so dachten einige, dies würde vielleicht zur Show gehören. Nach zehn Minuten geschah aber immer noch nichts. Kurz darauf kam die Band dann wieder auf die Bühne, jedoch funktionierten jetzt nur Billie Joes Gitarre und sein Mikrofon. Er stimmte das eigentlich nicht auf der Setlist stehende "Wake Me Up When September Ends" an und das Publikum dachte, es würde normal weitergehen.

Als dann jedoch wieder das Licht und der Ton ausgingen, war die Enttäuschung groß. Zwar probierte es Billie Joe noch einmal, indem er nur seine Gitarrenspur von "American Idiot" spielte, sah dann aber auch ein, dass das auch nicht das Wahre sein kann. Es ist sehr schade, dass das Konzert an dieser Stelle abgebrochen werden musste, wenn man bedenkt, dass noch ein Übersong wie "Jesus Of Suburbia" gekommen wäre. Das Feld vor der Green Stage leerte sich rasend schnell und man sah viele traurige Gesichter. Verständlich, bei dem Hoch der Gefühle, das man noch kurz vorher bei den großen Hits empfunden hatte.

Versöhnliche Schlussacts

Eine weitere hochkarätige Band sind die Imagine Dragons. Sie verwandelten die Blue Stage mit starkem Sound und vielen Hits in eine Partyzone. Währenddessen spielten Frittenbude auf der Red Stage und zeigten, warum sie als großer Geheimtipp und Publikumsliebling gelten. Bei Liedern wie "Mindestens in 1000 Jahren" kann man aber auch einfach nur Tanzen. Absolute Gänsehautstimmung.

Der frühe Vogel...

Zwar war es noch sehr früh, jedoch lohnte es sich, am Sonntag um 12 auf dem Festivalgelände zu sein. Zum einen spielten Alex Mofa Gang und Montreal, zwei Punkrockbands, die die ersten Anwesenden bestens unterhalten konnten. Zum anderen die Newcomerband Mikroschrei aus Köln. Vier Jugendliche, niemand älter als 14, die den SchoolJam Bandwettbewerb gewonnen hatten und nun hier spielen durften. Es war der Wahnsinn zu sehen, wie abgezockt die Vier sind – wenn das so weiter geht, können sie richtig erfolgreich werden.

Es wird poppig

Am Nachmittag spielte Lorde, die mit ihrer rauchigen Stimme überzeugen konnte und viele Fans anlockte, die lautstark mitsangen. Kurz darauf waren Bands wie Editors oder Maximo Park dran, die alle für positive Vibes sorgten und die Zuschauer in eine entspannte Grundstimmung brachten.

Hartes Zeug

Heftiger ging es währenddessen auf der Green Stage zu. Dort sorgten A Day To Remember dafür, dass jeder auf dem Feld sprang. Ihre teils poppigen, sehr melodiösen, aber stets harten Songs sind wie gemacht für große Liveauftritte. Ein Großteil des Publikums war jedoch da, um die Band zu sehen, bei der A Day To Remember im Moment auch oft als Support dabei sind.

Blink-182 sorgten für Begeisterungsstürme. Kein Wunder, die Band war lange weg und meldete sich im letzten Jahr mit ihrem Album "California“ zurück. Von dieser Platte spielten sie auch viele Songs, die absoluten Lieblinge im Publikum waren jedoch die alten Hits wie "What´s My Age Again?" und "I Miss You". Ein großes, brennendes "FUCK" als Backdrop machte den Unterhaltungsfaktor perfekt. Etwas schade war, dass der Sound recht dünn war. Dafür lieferte die Band ein Finale der Sonderklasse mit "All The Small Things" und "Dammit".

Why is Linkin Park not heavy?

Natürlich ist diese Frage so nicht ganz richtig, natürlich haben es auch viele alte, harte Lieder wie "One Step Closer" und "Faint" in das Set von Linkin Park geschafft. Im Vergleich zu den letzten Auftritten in Deutschland vor zwei Jahren wirkte das Ganze jedoch seltsam lasch und gelangweilt. Gute Livesongs wie "Given Up" oder "Guilty All The Same" wurden durch einige, eher unbeliebte Songs vom neuen Album ersetzt. Klar war die Stimmung im Publikum ausgezeichnet, jedoch übertrug sich das nicht so richtig auf die Band. Da ist man von Linkin Park mehr gewohnt.

Nichtsdestotrotz war es ein schöner Abschluss für ein wahnsinnig tolles Festival. Das Wetter hätte nicht besser sein können und so kam es, dass das Publikum so gut gelaunt war, dass man meinen könnte, es wollte das ausgefallene, letzte Jahr nachholen. Southside Festival 2017, es war großartig!

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