Emeli Sandé

Emeli Sandé © Live Nation Germany

Zu Beginn ihres Konzerts im Zenith in München, singt Emeli Sandé gefällig, aber es fehlen Energie und Intensität. Dann plötzlich dreht sie mit zwei Songs voll auf und liefert bis Konzertende stark ab.

Als Support-Act schafft es die 22-jährige Ray BLK aus London das Münchner Zenith direkt für sich einzunehmen. Die junge Soulsängerin aus dem südlichen Londoner Stadtteil Catford steht auf der Liste "BBC Sound of 2017" der besten Newcomer auf Platz 1 noch vor Rag 'N' Bone Man, der in Deutschland ja schon mächtig durchstartet.

Um die Halle zum Mitsingen zu bewegen, singt sie ein Cover ihres großen Vorbilds Lauryn Hill, nämlich "Killing Me Softly" von den Fugees. Diese clevere Taktik geht auf. Mit mächtig Stimmpower gibt sie Gas und die Halle geht direkt mit. So lenkt sie die Aufmerksamkeit anschließend auf ihre eigenen Songs und bringt auch mit ihren eigenen Songs zahlreiche Zuschauer zum Mitklatschen.

Hinter dem Vorhang

Als das Konzert von Emeli Sandé beginnt, verhüllt ein Vorhang die Bühne. Dahinter sind nur Silhouetten der Musiker erkennbar. Plötzlich geht das Spotlight an. Man sieht nur eine schemenhafte Frauenfigur mit einer mächtigen Wuschelmähne. Mit viel Gefühl beginnt sie das Konzert mit "Selah".

Als schließlich der Vorhang fällt, jubelt die Halle. Das jetzt deutlich sichtbare Outfit von Emeli Sandé ist jedoch etwas gewöhnungsbedürftig. Sie trägt einen weißen Mantel, der wie ein Bademantel aussieht. Es wirkt, als ob sie schnell zum Konzertbeginn auf die Bühne gegangen wäre und vergessen hätte, den Mantel in der Umkleide zu lassen.

Ein wenig zu entspannt

Emeli Sandé wirkt entspannt, fast sogar etwas zu locker. Sie singt gut und bringt auch einige Fans bei "Heaven" und "Wonder" zum Mitklatschen. Aber es fehlt das energetisch vibrierende Feeling, das eine Frau mit solcher Stimmpower erzeugen kann. Noch.

Über die schnelleren "Tenderly" und "Free" kommt sie zur ersten Powerballade des Abends. Die gefühlvolle Ballade "Give Me Something" ist sehr stimmungsvoll. Durch die Stimmpower hindurch ist immer wieder die Leadgitarre in kurzen Momenten zu hören.

Aufgedreht

Mit "Maybe" scheint Emeli Sandé richtig warm zu laufen. Der energetische Level in der Halle nimmt zu. Die Fans klatschen im Rhythmus auf einen Einzelschlag. Noch eindringlicher ist dann "Every Single Little Piece". Sie singt so intensiv, als ob sie eine Botschaft an ihre Fans senden wolle. Jetzt erhalten die Zuschauer den Sound, auf den sie gehofft haben. Energetisch, mitreißend, pures Gefühl und große Leidenschaft.

So elektrisiert feiern die Fans auch "My Kind Of Love" ab. Über "Hurts" und "Breathing Underwater" steigert sich Emeli Sandé zu einem der großen Höhepunkte des Konzerts. Bei "Happen" rückt nämlich neben ihrer Stimme endlich auch die Band mal in den Vordergrund. Die Leadgitarre sticht zunächst leise hervor.

Emeli Sandé haucht diesen Song, singt sehr zart und akzentuiert. Plötzlich feuert die Leadgitarre hoch und rockt die Halle mit einem längeren Solo. Emeli Sandé nimmt diese Energie auf und jagt ihre Stimme hoch, womit sie das Publikum komplett mitreißt.

Am Piano

Nach so viel Energie gibt es als Kontrast eine Akustikballade. Emeli und ihr Leadgitarrist sitzen vorne allein im Spotlight. Er beginnt mit kraftvoller Stimme und das Publikum jubelt ihm zu. Es ist das Duett "Beneath Your Beautiful", das Emeli im Original mit Labyrinth singt. Emeli steigt ein und gemeinsam erzeugen sie eine tolle Stimmung.

Zahlreiche Smartphones filmen diesen gefühlvollen Song mit. Dann setzt sich Emeli erstmals an diesem Abend selbst an ein Piano. Gebannt lauscht das Publikum dem Song "Clown". Am Ende klatscht das Publikum frenetisch begeistert los.

Noch am Piano sitzend beginnt sie "Somebody". Als die Band mit Gitarren und Schlagzeug Vollgas gibt, steht Emeli auf und drückt ihre mächtige Stimme wieder voll nach oben. Das nächste Highlight folgt nach "Babe". Der groovige Sound von "Highs & Lows" ist brachialer Power-Soul. Emeli lässt dazu ihren Backgroundsänger und die zwei Sängerinnen jeweils einen kurzen Soloteil singen. Die ganze Halle singt und tanzt.

Die großen Hits

Am Ende kommen erwartungsgemäß die ganz großen Hits. Bei "Next To Me" wird zahlreich mitgefilmt und auch mitgesungen. Der Refrain mit dem gesungenen "OOOH" bietet sich dafür auch wunderbar an. Als Zugabe folgt noch "Read All About It". Dieser Song ist die pure Emotion. Die ganze Halle lässt sich tragen von dieser Gefühlsballade und stimmt in den Refrain mit ein. Der perfekte Abschluss für ein Konzert, das am Ende doch noch zu einer großen Show wird.

Das ist es bedauerlich, dass das Konzert am Anfang nicht diesen hohen Intensitätslevel hatte. Vielleicht wäre es besser, einige Songs so zu arrangieren, dass die Band schon zu Beginn mehr in den Vordergrund rückt. Ein paar energetische Inputs könnten sowohl das Publikum befeuern als auch Emeli Sandé helfen, schneller ihr Toplevel zu erreichen.

Setlist

Selah / Heaven / Wonder / Tenderly / Free / Give Me Something / Maybe / Every Single Little Piece / My Kind Of Love / Hurts / Breathing Underwater / Happen / Beneath Your Beautiful / Clown / Somebody / Babe / Highs & Lows / Next To Me // Read All About It (Part III)

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