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Natasha Bedingfield (live in Mannheim, 2016) © Beatrix Mutschler

Nach der eher schwachen Vorstellung 2015 zeigt sich die Night Of The Proms 2016 wieder wie in den Jahren zuvor. Ein spielfreudiges Orchester, tolle Stimmen und einzigartige Momente bescheren der Konzertreihe eine tolle Premiere.

Im Gegensatz zu 2015 sind die Oberränge in der SAP Arena nicht abgehängt und die Halle gut gefüllt. Das angekündigte Programm der Night Of The Proms 2016 scheint den Zuschauern besser zu gefallen. Die Show startet mit dem Orchester Il Novecento. "Die Frühlingsweihe" von Igor Stravinsky klingt wie ein gewolltes Durcheinander und dient ebenso der Einstimmung wie die Schunkelparade "Walzer aus Maskerade". Noch gibt es dafür eher mäßigen Applaus.

Der Klassik-Act 2016 sind das Trio Time For Three, bestehend aus zwei Geigen und einem Kontrabass. Ursprünglich Studenten am renommierten Curtis Institute in Philadelphia, bewegen sie sich stets zwischen Klassik und modernem Sound aus Pop, Country und Jazz. Ihr eigener Song "Ogden" ist so mitreißend, dass das Publikum sofort begeistert mitklatscht. Weniger gut sind dagegen die flachen Witze des Moderators Uwe Bahn, der anschließend meint, die Jungs kommen später wieder und spielen noch mehr Streiche – Streiche, wegen Streicher. Aua, das tut weh.

Erstes großes Drama

Die Schweizerin Stefanie Heinzmann ist für ihren funkigen Groove und ihren fetzigen Soul bekannt. Mit dem großen Orchester hinter sich zeigt sie sich von einer anderen Seite. Ganz Diva singt sie ihren ersten Hit "My Man Is A Mean Man" als langsame Ballade. Ihr einnehmendes, strahlendes Lächeln öffnet ihr die Herzen des Publikums. So entwickelt sich das von den Orchesterstreichern untermalte Drama, bis Stefanie am Ende des Songs ihr ganzes, beeindruckendes Stimmpotential darbietet. Vom begeisterten Publikum gefeiert nimmt sie die Zuschauer mit bei "On Fire" und wird nach "In The End" mit Standing Ovations verabschiedet.

Nun darf der Chor Fine Fleur seine Fähigkeiten der modernen Interpretation zeigen. Es gelingt ihnen mit dem DJ Track und Radiohit "Faded" von Alan Walker. Extrem unauffällig bleibt diesmal der sonst für seine Showeinlagen berüchtigte Percussionist Patrick De Smet. Lediglich bei der Ouvertüre aus Carmen darf er im Hintergrund mit Schlagzeuger Hans van den Hurk einige kleine Faxen machen. Beide singen vermeintlich überkreuz mit Spielklöppeln als Mikrofonen. John Miles kommt mit Gitarre auf die Bühne und spielt ein für ihn eher ungewöhnliches Stück. Aus der Oper "Porgy & Bess" von George Gershwin spielt er "Summertime". Der Bluesrock seiner Gitarre untermalt die Show im Stil eines klassischen James Bond Songs. 

Zwei große Stimmen

Die zweite große Lady des Abends ist Natasha Bedingfield. Im langen, schwarzen Glitzerkleid erscheint sie und präsentiert "Unwritten". Sie rockt die Bühne, springt und fetzt von links nach rechts, nimmt das begeisterte Publikum mit. Zur Ballade "Soulmate" schwenken die Zuschauer hunderte Lichter und sorgen für eine tolle Atmosphäre. 

Am Ende des ersten Teils dürfen sich die weiblichen Fans freue, denn mit wahrlich viel Schmelz in der Stimme erscheint Ronan Keating auf der Bühne. Jedoch klappt das Mitsingen des Publikums bei "If Tomorrow Never Comes" noch nicht, man hört nur die Backvocals der Pretty Vanillas. Erst mit "When You Say Nothing At All" klappt das Mitsingen, die Stimmung steigt weiter und ist bei "Life Is A Rollercoaster" am Höhepunkt. Das Publikum steht auf, während Ronan Keating kurz ins Publikum hinabsteigt. Die Stimmung ist großartig und mit diesem Hochgefühl des tollen Entertainments geht es in die Pause.

Erinnerungen

Nach der Pause spielt das Orchester die Titelmelodie der US-Serie "Game Of Thrones" und der Chor Fine Fleur singt den sonst eher wenig bekannten Gesangsteil. Die Melodie geht ebenso gut ins Ohr wie das von Time For Three intepretierte "Toxic" von Britey Spears, bei dem sich die drei Jungs als Highspeed-Fiedler zeigen. Stefanie Heinzmann kommt hinzu und singt zu deren Musik "I Want You Back" von Michael Jackson, jeweils abwechselnd mit den Pretty Vanillas. Im nun engen, schwarzen Body erscheint erneut Natasha Bedingfield und singt zuerst ihren eigenen Hit "These Words". Nach dem King of Pop folgt eine Hommage an Prince mit dem Welthit "Purple Rain". Der ganze Innenraum steht und klatscht, Lichter werden geschwenkt und die Gitarren drehen hoch.

Die Erinnerungen haben dann ihren Höhepunkt mit dem Song "Free Souls", einer ganz leisen Nummer. Hinten wird der Arc de Triomphe auf der Videowand eingeblendet, umspielt von einem roten Blumenmeer. Geschrieben haben Time For Three den Song für die Opfer der Pariser Anschläge 2015, vor allem im gerade von Sting wieder eröffneten Club Bataclan. Es ist ein ergreifender Moment, der dann aber zu sehr ausgedehnt wird mit "Going Home". Der zweite Song bietet zu viel Pathos und ist eigentlich fehl am Platz.

Das Highlight

Bevor die Stimmung abzukippen droht, rettet John Miles den Augenblick mit der großen Hymne der Night Of The Proms, "Music". Wie immer ein Garant für beste Stimmung, ist es 2016 der Einstieg für den besten Song des Abends. Von Cat Stevens beginnt John Miles "Father And Son" und bekommt dann Unterstützung von Ronan Keating. Ein stimmliches Duett der Extraklasse, die Arena tobt. Das sind die besonderen Begegnungen, für die die Night Of The Proms steht.

Als letzte Künstler des Abends betreten Jim Kerr und Charlie Burchill von den Simple Minds die Bühne. Ab diesem Moment spaltet sich das Publikum merkbar auf. Während das ältere Publikum voll in Fahrt kommt, geht die Spannungskurve der jüngeren Zuschauer, speziell der Teenies, nun merklich nach unten. Die Arena rockt mehrheitlich mit zu "Waterfront" und "Alive And Kicking", lässt sich mitreißen von den heulenden Gitarren bei "Belfast Child" und schließlich singt die ganze Halle "Don't You Forget About Me". Am Ende kommen alle Stars auf die Bühne zum Abschlusssong "Heroes" von David Bowie, eine weitere Erinnerung an eine 2016 verstorbene Musikikone.

Tolle Künstler, schwacher Moderator

Die Show hat viele große Momente und nur wenige schwache Augenblicke. Die Ladys Natasha Bedingfield und Stefanie Heinzmann brillieren, Ronan Keating versprüht Charme und liefert gemeinsam mit John Miles den besten Song des Abends. Auch der Klassic-Act Time For Three hat sicher neue Fans gewonnen. Insgesamt ist die Night Of The Proms 2016 musikalisch wieder auf dem bekannt hohen Niveau.

Schwach wie schon 2015 bleibt lediglich Moderator Uwe Bahn. Seine Versuche, witzig zu sein, scheitern in schöner Regelmäßigkeit. Bei so vielen jungen Gesangstalenten muss doch auch irgendwo ein unterhaltsamerer Moderator zu finden sein.

Infos für 2017

Vorab als Info ist zudem schon bekannt, dass 2017 als Künstler Roger Hodgson, die Stimme von Supertramp, bei der Night Of The Proms mit dabei sein wird. Ob die Show dann ebenso toll wird wie 2016 wird man sehen. 

Setlist

Die Frühlingsweihe / Walzer aus Maskerade / Ogden / My Man Is A Mean Man / On Fire / In The End / Faded / Ouvertüre aus Carmen / Summertime / Unwritten / Soulmate / Capriccio Italien / If Tomorrow Never Comes / When You Say Nothing At All / Life Is A Rollercoaster

Die Kinder aus Game Of Thrones / Toxic / I Want You Back / These Words / Purple Rain / Mendelsohn / Free Souls / Going Home / Music / Father And Son / Waterfront / Alive And Kicking / Belfast Child / Sanctity / Don't You Forget About Me / Heroes