Twenty One Pilots (live in Hamburg, 2016) Fotostrecke starten

Twenty One Pilots (live in Hamburg, 2016) © Falk Simon

Crossover-Sound, Fannähe und sportliche Interaktion: Bei dem ausverkauften Konzert in der Mitsubishi Electric Halle in Düsseldorf lassen die Twenty One Pilots nichts anbrennen und zünden ein Feuerwerk der absoluten Reizüberflutung.

Um den Sound des Duos aus Ohio zu verstehen, muss man ihn live erlebt haben. Schon die vier Alben von Twenty One Pilots strotzen nur so von Genrevielfalt und erinnern an unzählige bekannte Künstler: Irgendwo zwischen HipHop, Pop, Rock und Elektro, irgendwo zwischen Eminem und Fun.

Genau aus dem Grund zieht die Band wohl auch Fans jeglicher Altersklassen an, wobei der Großteil des Publikums in der ausverkauften Mitsubishi Electric Halle aus jungen weiblichen Besuchern besteht.

1. Perfekte Inszenierung

So Crossover wie der Sound, ist auch die Performance des Duos. Die Live-Show der Band ist von vorne bis hinten duchkonzipiert. Nichts bleibt dem Zufall überlassen. Egal ob Licht, Interaktion mit dem Publikum oder auch Outfit- und Standort-Wechsel, alles ist penibel, bis auf die Sekunde aufeinander abgestimmt.

Wer jetzt glaubt, dass die Show durch ihre Durchgeplantheit an Authentizität verliert, hat weit gefehlt, denn Tyler Joseph und Josh Dun beherrschen die Balance zwischen einer perfekt inszenierten Show und sympathischer, ehrlicher Interaktion mit den Zuschauern.

So eröffnet das Duo den Abend in ihren für sie typischen rot-weißen Anzügen samt den Sturmmasken und lassen einen wahren Song-Regen auf das Publikum nieder. Schon ab der ersten Sekunde schaffen es die beiden, die Zuschauer fest in ihren Bann zu ziehen. Schnelle visuelle Effekte und die klaren wuchtigen Beats machen es gar unmöglich, sich auf etwas anderes zu fokussieren.

Und auch Tyler und Josh untermalen die Schnelligkeit ihrer Songs auf der Bühne, indem sie sich selbst kaum eine Verschnaufpause gönnen und stets in Bewegung bleiben.

2. Eine Prise Magie

Nicht nur die Setlist ist so gewählt, dass viele Songs ineinander übergehen, auch Übergänge werden durch vorbereitete Video-Intros, spannungshaltende Soundeffekte und regelrechte Trickkünste kaschiert. So verschwindet Tyler, der kurz zuvor noch am Klavier saß, hinter einem schwarzen Tuch und erscheint wenige Sekunden später auf dem Zuschauerrang rechts der Bühne – ganz zur Freude der Fans.

Wie fannah das Duo ist, wird während des Konzerts immer deutlicher. Ständig steht die Band in Interaktion mit ihren Zuschauern, die kaum textsicherer sein könnten. Als Dank kommen Tyler und Josh für ein zehnminütiges Medley ihrer ersten beiden Alben mitten ins Publikum und performen auf einer kleinen Bühne im Zentrum der Halle.

3. Sportlich, sportlich

Doch damit nicht genug, die Show ist geprägt von unzähligen Standortwechseln. So schafft es Tyler einen Song, den er auf der Hauptbühne angestimmt hat, auf einem Stahlturm im hinteren Teil der Halle zu beenden. Und auch Josh steht seinem Bandkollegen in nichts nach. Einen Rückwärtssalto vom Klavier und ein Drumsolo auf einer von den Zuschauern getragenen Platte (!) sind nur einige der Highlights des Abends.

Wer sich im Innenraum aufhält, muss einiges aushalten. Nicht nur das Schlagzeug von Josh ist zu stemmen, sondern auch Tyler, der mehrmals versucht, über das Publikum zu laufen oder sich gar in einem riesigen roten Plastikball durch die Halle tragen lässt.

4. Musikalische Vielfalt

Zwar kommen große Teile der Show aus dem Rechner, was bei einer Zwei-Mann-Show mit so einer wuchtigen Genrevielfalt abzusehen war – doch überzeugt Tyler aus dem Grund nicht weniger als Multiinstrumentalist, mal mit Bass, mal mit Ukulele in der Hand, mal am Klavier. Und auch Josh tauscht derweil mal gern die Drumsticks gegen eine Trompete aus.

Zudem beherrschen Twenty One Pilots perfekt die Mischung zwischen emotionsgeladenen langsamen Songs, wie "Tear In My Heart" oder auch "Trees", in denen Tyler sein Leid nur so herausschreit, und tanzbaren elektronischen Tracks, mit denen sie in der Halle für wahre Clubatmosphäre sorgen.

Chart-Stürmer wie "Stressed Out" oder auch "Ride"  sorgen dafür, dass keiner der Anwesenden noch ruhig stehen bleiben kann. Untermalt wird das Ganze von einer Lichtshow, die den Zuschauer in ein opulentes Meer aus Licht und Sound eindringen lässt und umschließt.

5. Konfetti-Regen und krönender Abschluss

Wie man es wohl von US-amerikanischen Größen gewohnt ist, setzen auch Twenty One Pilots in ihrer Live-Show auf Reizüberflutung, um die Aufmersamkeit der Zuschauer in ihrer eineinhalbstündigen Perfomance bis auf die letzte Minute auf sich zu konzentrieren.

Gekrönt wird das Ganze durch Nebelschübe von der Bühne und einem meisterhaften Konfetti-Regen. Zurück bleibt ein ehrfürchtiges Publikum, dass erst nach dem letzten Akt aus der Ekstase fällt und mit einem Lächeln im Gesicht den Heimweg antritt.

"Wir würden gerne wieder kommen, wenn ihr uns noch einmal einladet", so Tyler zum Ende der Show. Die Zuschauer freut es! Und wer weiß, mit was das Duo aus Ohio das Publikum dann noch überraschen kann, die Trickkiste scheint noch längst nicht ausgeschöpft.

Setlist

From Inside - Find My Way (Intro) / Heavydirtysoul / Migraine / Polarize / Heathens / We Don't Believe What's On TV / The Judge / Lane Boy / Ode To Sleep / The Pantaloon / Fall Away / Johnny Boy / Forest / Addict With A Pen / March To The Sea / Kitchen Sink / Holding On To You / Jump Around / Ride / Stressed Out / Guns For Hands / Tear In My Heart / Car Radio / Goner / Trees

Alles zum Thema:

twenty one pilots