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Biffy Clyro (live in Frankfurt, 2016) © Leonard Kötters

Ein Pop-Album macht aus hungrigen Wölfen noch lange keine handzahmen Schoßhündchen. Genau das stellen Biffy Clyro in der Frankfurter Festhalle mit einer zweistündigen Mega-Show unter Beweis.

"Ellipsis", die neue Platte der Schotten, ließ eingefleischte Fans aufhorchen: Einige wenige Rockbretter erinnern noch positiv an frühere Alben, doch der Großteil der Songs klingt etwas zu poppig, fast schon berechenbar.

Haben Biffy Clyro ihr Rockerdasein an den Nagel gehängt und sind stattdessen in das Boygroup-Business eingestiegen?

Schon immer legendäre Live-Shows

Wer Biffy Clyro vor zwei Jahren in der Stadthalle Offenbach erlebt hat, weiß, dass die Band live eine unfassbare Energie besitzt. Das Trio feuerte damals einen Hit nach dem anderen ab. Einen nicht geringen Anteil daran hatte das letzte Album "Opposites", dessen coole Rocknummern eine gute Basis zum Abgehen lieferten.

Im Vorfeld des Konzerts in Frankfurt war daher die Frage, wie sich die neue Scheibe in die Setlist einfügen wird. Zum Glück erweisen sich diese Bedenken aber als völlig grundlos.

Lonely The "leider Boring"

Bevor es aber mit Biffy Clyro losgeht, sollen Lonely The Brave dem Publikum einheizen. Als Stimmungsmacher kann man den Support-Act allerdings nicht bezeichnen. Während der Rest der Band alles gibt, singt "Frontmann" David Jakes mit verschränkten Armen ins Mikrofon. Der beachtliche Gesang der Studioaufnahmen hört sich live wie gequältes Geschreie an. 

Immer wieder sieht man Jakes zwischen den Songs an einer Teetasse nippen. Ob der Sänger einfach nur erkältet ist? Man weiß es nicht. Trotzdem ist es schade, dass sich die Band nur schlecht verkaufen kann, da gerade der Song "Backroads" durchaus Potential besitzt. 

'Mon The Biff!

Biffy Clyro dagegen zeigen sich von ihrer Schokoladenseite. Dass Sänger SImon Neil die Bühne allerdings in einer schwarzen Kapuzenjacke betritt, ist für die sonst oberkörperfreien Schotten ein Novum. Doch schon nach einigen Minuten entledigt sich Neil des Kleidungsstücks, wie es sich für einen Rockstar gehört.

Die Festhalle wurde durch einen Vorhang im hinteren Teil begrenzt; die Plätze in den Oberrängen sind nicht besetzt. Doch trotz der nicht ganz vollen Halle ist die Stimmung fantastisch, da Biffy Clyro ohne Schnörkel dem Frankfurter Publikum von Beginn an mächtige Powersongs um die Ohren hauen.

Gewohnt stark

Sicherlich nicht ohne Grund spielen die Rocker in der ersten Hälfte des Sets nur die energetischen Nummern des neuen Albums. Diese fügen sich bestens in die Setlist ein, sei es "Wolves Of Winter", "Friends And Enemies" oder der Über-Track "In The Name Of The Wee Man".

Jede Band hat ihre kitschige Ballade, bei der sich die Pärchen in den Armen liegen. Bei Biffy Clyro ist das "Re-Arrange". Der Schnulze-Faktor des kindlichen Liedes liegt ungefähr bei 10.000. Doch die hochwertige, farbenprächtige Lasershow macht das alles mehr als wett. 

Nur das Beste vom Besten

Den Lichttechnikern sollte man sowieso ein dreifaches Hoch spendieren. Die Scheinwerfer könnten die Stimmung der einzelnen Songs nicht besser abbilden. Mit der gesamten Lichtanlage könnte man den halben Nachthimmel zum Leuchten bringen.

Erwartungsgemäß sind die Stücke der letzten drei Alben in der Überzahl. Schließlich sind Biffy Clyro auch erst seit "Only Revolutions" im Mainstream angekommen. Das Publikum feiert jeden Song frenetisch. Nur die älteren Songs wie "Wave Upon Wave" oder "9/15ths" beantworten die Zuhörer mit Zurückhaltung.

Die Wölfe zeigen ihre Zähne

Gerade emotionale Mitsing-Lieder wie "Black Chandelier", "Biblical" oder "Many Of Horror" sorgen für einzigartige Gänsehaut-Momente. Die Alternative Rocker beenden ihr Set nicht wie vor zwei Jahren mit "Mountains", sondern mit dem Headbang-Brett "Stingin Belle". Dieser Song ist mit seinem epischen Dudelsack-Mittelteil ein genialer Abschluss.

Was bleibt also noch zu sagen? Biffy Clyro haben es einfach im Blut, die Massen zu begeistern. Nur in den Live-Shows entfaltet sich die wahre Größe der Band – und zwar mit lautem Wolfsgeheul.

Setlist

Wolves of Winter / Living Is A Problem Because Everything Dies / Sounds Like Ballons / Biblical / Spanish Radio / Howl / In The Name of The Wee Man / Bubbles / Black Chandelier / Friends And Enemies / That Golden Rule / Re-Arrange / Wave Upon Wave Upon Wave / Medicine / Different People / Mountains / On A Bang / 9/15ths / Animal Style / Many Of Horror / Whorses / Machines // The Captain / People / Stingin' Belle 

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