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Prinz Pi (live beim Zeltfestival Rhein-Neckar in Mannheim, 2016) © Akis Konstantinidis

Prinz Pi gibt sein Mannheim-Debüt im Rahmen des Zeltfestivals Rhein-Neckar und präsentiert dabei einen Rundumschlag seines bisherigen Schaffens. Wie das erste Date war, ob geknutscht wurde und wer am Ende im Bett gelandet ist? Wir waren mittendrin.

"Ich glaube, das ist das erste Konzert von uns in Mannheim! Zumindest haben wir hier noch nie auf einem Festival gespielt!", schallt es von der Bühne. Welche Dame wünscht es nicht, von einem echten Prinzen verführt zu werden – ohne davor einen Frosch küssen zu müssen. Und wenn dieser auch noch so tight rappt, kann beim ersten Kennenlerndate nichts mehr schief gehen oder? Doch, kann es!

Zunächst zur Datinglocation. Das Palastzelt ist riesig und lockt an diesem Abend unter der Woche maximal so viele Besucher an, dass der Bereich vor der Bühne etwa zur Hälfte gefüllt ist. Je weiter hinten, desto mehr verläuft sich alles.

Piano statt Pferd

Prinz Pi kommt zwar nicht auf einem weissen, hohen Ross daher, aber er hat seine Live-Band im Schlepptau: E-Piano, Gitarre sowie DJ und Backup E-Rich, der den Casper-Part bei "100x" übernimmt.

Der Einsatz von mal funkigen oder südländisch angehauchten Gitarren-Licks sowie rockigeren Riffs in Kombination mit den E-Piano-Akkorden verleiht den Songs einen erdigeren Charakter. Bass & Beat werden gesamplet.

Zwei Seiten: Der Rebell

Vor allem bei druckvolleren, aggressiveren Nummern wie "Im Westen nichts neues", "Weisse Tapete" oder dem Mittelfinger an die Rüstungsindustrie "Schornsteine" spielt die Band ihre Stärken aus und auch der Prinz selbst spittet sich wie ein Maschinengewehr durch seine Tracks. Da kommt man als Zuhörer kaum noch mit.

"Ich habe euch heute etwas queerbeet aus meinem Repertoire mitgebacht", kündigt der Rapper an. Wie wir aber alle wissen, ist Prinz Pi erwachsen geworden, hat Familie und Kinder. Der Rebell von früher ist in erwähnten Songs noch zu spüren. So kann die erste Hälfte des Sets mit den Singles "Kompass ohne Norden", "Du bist", den rebellischeren Tracks und Prinz Pis Bühnenpräsenz durchaus Stimmung erzeugen. 

Zwei Seiten: Der Softie

Spätestens ab "Glück" ebbt das Ganze jedoch so stark ab, dass Leute teilweise das Zelt verlassen. Bis zum Zugabeblock besteht die zweite Hälte nur aus seichteren Nummern, die durchaus schön, aber im Balladen-Paket einfach zu viel sind.

Da kann der Prinz noch so oft mit seinen "Alle mal die Hände hoch"-Kommandos kommen. Hier hätte der Rebell durchaus seinen Grund. Der Bad-Boy ist bei diesem Date klar im Vorteil.

Generation Porno

Es liegt also nicht an Prinz Pi, sondern am Aufbau seines Sets, dass er die Stimmung nicht halten kann. Denn raptechnisch ist das allererste Sahne, was "der neue iGod" fucking Friedrich Kautz abliefert. Zur Zugabe wird's nochmal Oldschool für die "Generation Porno", allerdings komplett ohne Band. "Keine Liebe" ist sicherlich das Highlight. Bei "Gib dem Affen Zucker" darf das Publikum nochmal eskalieren, wenn man das denn eskalieren nennen kann.

Ob es ein Wiedersehen geben wird? Kommt drauf an, wer sich bei wem meldet? Die Chancen stehen nicht schlecht und mit einer anderen Dynamik im Set kann das vielleicht noch was werden zwischen den beiden. So leicht ist Mannheim eben nicht zu haben!

Setlist

Du bist / Im Westen nichts neues / Kompass ohne Norden / Elfenbeinturm / Im Jetzt ist das Chaos (Funkeln) / 100x / Der neue iGod / Weisse Tapete / Schornstein / Werte / Schwermetall / Glück / 1,40 / Rebell ohne Grund / Ballade für Jojo / Laura // Keine Liebe / Generation Porno / Wasser zu Wein / Gib dem Affen Zucker

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