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The Voice of Germany (live SAP Arena Mannheim, 2016) © Akis Konstantinidis

Die fünfte Staffel von The Voice of Germany war stimmlich die vielleicht stärkste Staffel. Von den neun Talenten, die aus der Staffel 2015 in Mannheim aufgetreten sind, könnten es einige tatsächlich schaffen, sich eine erfolgreiche Karriere als Sänger oder Sängerin aufzubauen.

Wie auch in den letzten Jahren stehen bei der Tour von The Voice of Germany nach der TV-Show die besten acht Talente auf der Bühne. Neben der Siegerin Jamie-Lee Kriewitz treten außerdem die Finalisten Ayke Witt, Tiffany Kemp und Isabel Ment auf.

Im Halbfinale ausgeschieden und auch in Mannheim dabei sind Tobias Vorwerk, Dimi Rompos, Denise Beiler und Mary Summer. Die Wildcard vom Publikum für die Livetour hat Michael Bauereiß erhalten. Als zusätzlicher Special Guest komplettiert Alex Hartung aus der vierten Staffel 2014 das Feld der jungen Nachwuchstalente.

Das Opening

Die Oberränge in der SAP-Arena in Mannheim sind abgehängt. Die dadurch optisch verkleinerte Halle ist mit rund 3.500 Zuschauern gut gefüllt. Alle warten gespannt auf das Opening der Show. Nach einem zweiminütigen Countdown mit Bildern und kurzen Einspielern der fünften Staffel hebt sich das Rollo vor der Bühne und Staffelsiegerin Jamie-Lee eröffnet die Show mit Adele's Hitsingle "Hello". Noch im Song stößt erst Ayke als zweite Stimme hinzu und schließlich stehen alle neun Gesangstalente auf der Bühne und singen "Hello" gemeinsam zu Ende. 

Diese Eröffnung ist ein Ausblick auf den ganzen Abend, der durch sein abwechslungsreiches Programm sehr kurzweilig ist, aber wenig Rückschlüsse auf die eigenständige Arbeit als Künstler zulässt. Die ausgewählten Songs sind fast alles bekannte Hits, die fast durchgängig in unterschiedlichen Gruppenkombinationen gesungen werden.

Die schwächere erste Hälfte

Die erste Hälfte der Show veranlasst das Publikum nur selten dazu, wirklich auszurasten. Die Künstler bekommen zwar nach jedem Song ordentlich Applaus, aber kaum ein Zuschauer steht mal von selbst auf oder zeigt, dass ihm der gerade gesungene Teil eines Songs besonders gut gefällt.

Emotional aufwühlend ist wieder einmal Isabel Ment mit ihrem Solo von Family of the Year's Ohrwurm "Hero". Auch ohne ihren Duett/Battle-Partner Norman schafft sie es erneut, viele Zuschauer in der Halle bis ins Innerste zu berühren. Die erste echte Partystimmung gelingt mit Eminems "Lose Yourself". Zuerst rocken Denise Beiler und Dimi Rompos gemeinsam mit Michael Bauereiß zu "Price Tag" von Jessie J. Dann stößt Alex Hartung dazu und mit "Lose Yourself" kommt erstmals Bewegung in die Halle.

Das Highlight der ersten Hälfte

Das große Highlight der ersten Hälfte ist aber eindeutig das Solo von Tiffany Kemp. Schon in der TV-Show ein Kracher, ist es auch hier der neue James Bond-Song "Writing's On The Wall", mit dem sie den Raum für sich einnimmt und die Halle komplett begeistert. Man könnte meinen, Sam Smith hätte den Song nur für sie geschrieben.

Das bis hierhin sitzende Publikum kommt erst kurz vor der Pause von den Sitzen hoch, als die ganze Gruppe Whitney Houston's Klassiker "I Wanna Dance With Somebody" in die Halle schmettert. Schließlich geht es mit "Shut Up And Dance" von Walk The Moon in die Pause.

Let's Rock in part two

Die zweite Hälfte der Show wird insgesamt deutlich rockiger und endlich werden viele Fans auch ohne Aufforderung aktiv. Solo glänzt erneut Tiffany Kemp mit ihrem eigenen Song "Have You Ever Been In Love" und auch als Duettpartnerin von Denise Beiler bei "Hedonism" von Skunk Anansie.

Der endgültige Eisbrecher für das Publikum, die nun endlich von selbst richtig Gas geben, ist aber kein Welthit, sondern überraschend "Lila Wolken", die Kollaboration von Marteria, Yasha und Miss Platnum. Michael Bauereiß und Tobias Vorwerk rocken die Halle. Tobias, nun mit Jamie-Lee an der Seite, geben als Team Fanta Vollgas, indem sie deren Hit "Name Drauf" singen. Dazu wird die Finalperformance der Fantastischen Vier aus der TV-Show eingespielt.

Das Finale

Als Siegerin darf Jamie-Lee Kriewitz ihren Siegertitel "Ghost" noch singen. Aber trotz guter Stimme fehlt ihr anfangs noch die Emotionalität. Erst als sie am Songende in die Kopfstimme wechselt, präsentierte sie sich richtig stark.

Der emotionale Höhepunkt der gesamten Show ist die Zugabe. Mit "Imagine" von John Lennon setzen alle zehn Talente ein Zeichen für Toleranz, natürlich wie immer heutzutage mit Gruppenselfie. Jetzt darf jedes Talent am Ende der zweistündigen Show noch einmal seine Stimmqualität zeigen. 

Karrierechancen

Am Ende einer solchen Talentshow bleibt immer die Frage, wer es tatsächlich schaffen könnte, sich eine Karriere als Sänger oder Sängerin aufzubauen. Eine gute Stimme allein reicht nicht.

Die Siegerin Jamie-Lee Kriewitz ist optisch auffällig und könnte daher als Gesamtkunstwerk zunächst das junge Publikum faszinieren. Aber es bleibt die Frage: Wohin will sie sich entwickeln? Mit 17 Jahren kann sie als buntes Sternchen noch so agieren. Ob sie tatsächlich genug Potential für eine Solokarriere hat, bleibt abzuwarten.

Stimmlich ausgereift und mit viel Persönlichkeit und Ehrgeiz ausgestattet ist definitiv Tiffany Kemp. Sie war der heimliche Star in Mannheim und könnte sich sehr gut langfristig mit ihrer Stimmpower und Bühnenpräsenz etablieren.

Emotional und musikalisch bis in die Harrspitzen ist Isabel Ment. Sie besitzt nicht die große Powerstimme, aber ihre Fähigkeiten als Songwriterin und Sängerin, die auch ohne Band eine Bühne füllen kann, sind schon jetzt bemerkenswert. Sie erinnert sehr stark an Gregor Meyle, der seine ersten Schritte im Fernsehen bei Stefan Raab als Castingkandidat machte. Isabel Ment ist ein ähnlicher Weg zuzutrauen. 

Denise Beiler und Dimi Rompos waren am stärksten, wenn sie als Duo gemeinsam auf der Bühne standen. Ihre Stimmfarben ergänzen sich gut und sie geben sich gegenseitig Energie. Möglicherweise ein Konzept für die Zukunft.

Am schwersten von den restlichen Sängern und Sängerinnen wird es vermutlich Mary Summer haben. Sie hatte in der Show nicht einen Moment, in dem sie als Solokünstlerin besonders geglänzt hat und ist als Gesamtpaket vermutlich nicht einprägsam genug.

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