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The Beach Boys (live in Mannheim 2015) © Rudi Brand

Wer die Night of the Proms in den letzten Jahren besucht hat, konnte viele außergewöhnliche Momente miterleben. Insgesamt waren es Shows mit vielen Highlights und wenigen Ausfällen. 2015 erlebten die Zuschauer hingegen einen Abend, an dem wenig passt.

Der Konzertabend der Night of the Proms beginnt schon im Vorfeld des Konzerts sehr unglücklich, denn hunderte Besucher stehen bis kurz vor Beginn im strömenden Regen vor der SAP Arena.

Dass die Sichervorkehrungen nach den Anschlägen von Paris erhöht wurden, ist nachvollziehbar. Weshalb sind aber Außentüren an den Eingängen A und B nicht alle offen und mit ausreichend Sicherheitspersonal besetzt? Erst als der Konzertbeginn immer näher rückt, werden weitere Türen geöffnet und die Besucher hektisch herangewunken.

The Night of the (B-) Proms

Am Massenandrang kann es nicht liegen: Die SAP Arena ist bei der Night Of The Proms 2015 alles andere als gut gefüllt. Speziell im Oberrang wäre es kaum möglich gewesen, beim Sitznachbarn einzuhaken und mit ihm zu schunkeln, wie Moderator Uwe Bahn anregt.

Für den ersten musikalischen Glanz des Abends sorgt die norwegische Sängerin Maria Mena. Mit ihrer kraftvollen und glockenhellen Stimme geht sie vielen Besuchern tief unter die Haut. Sie singt ihre Hits "All This Time" oder "Just Hold Me" so einfühlsam und liefert einen dieser großartigen Momente, für die die Night of the Proms so berühmt ist. Ihre Stimme bildet mit dem Orchester eine perfekte Symbiose.  

Das große Highlight des Abends ist Tenor Fernando Varela. Der aufgehende neue Stern unter den Tenören stammt aus Puerto Rico und wurde wie viele Künstler unserer Zeit auf Youtube entdeckt. Seine Interpretation von "Nessun Dorma" ist fesselnd und führt zu den ersten Standing Ovations des Abends. Später begeistert er nochmals im ersten Block im Duett mit einer Sängerin beim Song "Vivo Per Lei". Seine Stimme ist kraftvoll und passt ebenso perfekt zu klassischen Arien wie auch zu modernem Popsound.

Rock und Pop aus England

Nicht fehlen darf natürlich die NOTP-Legende John Miles. Er greift im ersten Block zur Gitarre und rockt die Halle mit seiner Version von Miley Cyrus Hit "Wrecking Ball". In dieser Version klingt das Lied besser als im Original. Die Halle flippt komplett aus.

Zum Abschluss des ersten Blocks betreten OMD die Bühne und sorgen für reichlich Bewegung im Publikum. Während viele Zuschauer beim Synthiepop von "Maid Of Orleans" noch ruhig sitzen und genießen, springen sie spätestens bei "Forever Live And Die" auf und gehen zu "Walking On the Milky Way" richtig ab. Mit diesen zwei großartigen Musikern geht es in die Pause.

Deutscher Jam-Groove und der Hitgarant

Nach der Pause zeigt Johannes Oerding unerwartete Qualitäten. Der eher als Singer/Songwriter bekannte Musiker zeigt zu "Traurig aber wahr" seine Fähigkeiten beim Jam-Groove mit dem Orchester und der Electric Band. Zuerst läuft er zu den Bläsern und hoch und gibt mit ihnen gemeinsam Gas. Dann kommt er runter ins Publikum mit dem schelmischen Satz: "Das habe ich von Florian Sibereisen abgeguckt, immer ins Publikum gehen." Dieser Song ist witzig und sehr unterhaltsam, ganz leicht und von hohem Unterhaltungswert.

Den größten emotionalen Ausbruch des Abends liefert aber wieder einmal John Miles mit seinem Song "Music". Dieser Hit, die inoffizielle Hymne der Night of the Proms, damit kriegt er das Publikum immer. Bei keinem anderen Song steigt der Pegel der Lautstärke so hoch wie bei "Music". Traurig ist dagegen, dass direkt danach die ersten Zuschauer rund 45 Minuten vor dem Ende bereits gehen. Es sagt viel über die Qualität des gesamten Abends aus, der nicht ausreichend Highlights zu bieten hat.

US-Legenden

Das große Finale 2015 ist The Beach Boys vorbehalten. Sie steigern sich über "Rhonda" und "I Get Around" bis hin zum letzten Doppelsong, als die alten Herren zu kantigem Gitarrenrock die Hüften kreisen lassen.

Dabei ist "Barbara Ann" der perfekte Anheizer für einen der größten Hits der Kalifornier: "Surfing USA". Die Legenden werden gebührend gefeiert. Aber weder hier noch beim gemeinsamen Abschlusssong aller Künstler "Good Vibrations" setzt ein großer Run Richtung Bühne ein.

Ein Ausrutscher?

Das verdeutlicht, dass bei der Night Of The Proms 2015 nur wenig passt. Das Line-up konnte viele Zuschauer offenbar nicht überzeugen und die Stimmung in einer schlecht gefüllten SAP Arena ist nur selten auf dem Niveau, das man ansonsten bei der Night of the Proms gewohnt ist.

2016 findet in Mannheim am 25. November der Tourauftakt der Night of the Proms statt. Hoffentlich erleben wir alle dieses Spektakel dann wieder auf gewohnt hohem Niveau und denken an 2015 nur als einen Ausrutscher zurück.

Setlist

The Hanging Tree / Blumenwalzer / All This Time / I Don't Wanna See You With Her / Just Hold Me / Nessun Dorma / Elegantly Wasted / With Or Without You / Wrecking Ball / Alles Brennt / Vivo Per Lei / Winnetou Melodie / Maid Of Orleans / OMD-Medley (unter anderem mit Forever Live And Die und Walking On the Milky Way) / Sailing On The Seven Seas

Ouverture 1812 / Traurig aber wahr / Heimat / Vivere / Music / Auf Uns / Party Mix / Comedians Galop No. 2 / Do it Again / Rhonda / I Get Around / Sloop John B / Wouldn't It Be Nice / Barbara Ann / Surfing USA / Good Vibrations