Marsimoto (live in Mannheim, 2015) Fotostrecke starten

Marsimoto (live in Mannheim, 2015) © Alex Schäfer

Deutschlands Weedlingsrapper Marsimoto ist in Mannheim gelandet und verwandelt mit reichlich Nebel, drückenden Bässen und einer bombastischen Lichtshow den Maimarktclub in ein grünes Kiffer-Paradies. Rauchen erwünscht!

Es ist ein herbstlicher Green-Donnerstag in Mannheim. Bereits während den beiden Aufheizern Dead Rabbit und Kid Simius ist der Maimarktclub gut gefüllt.

Letzterer erscheint im Duo und gibt bereits einen Vorgeschmack auf den Marsi-Sound, an dem er selbst mitgetüftelt hat. Mit Tarantino-Gitarre, wummernden Elektrobeats und ordentlich Stroboaction lässt Kid Simius erahnen, was uns gleich erwartet. Die Epilepsiewarnung am Eingang hängt dort jedenfalls nicht umsonst. Wir werden Kid Simius und Dead Rabbit bei Marsi wieder sehen. 

Guerillas im Nebel

Nebel zieht auf, sehr viel Nebel. So viel, dass man die Bühne nicht mehr erkennt. Lichtblitze schießen umher, ein Grollen ertönt und leichter Weed-Geruch steigt in die Nase – kommt wohl von der Bühne...Aus der grünen Nebelwand dringt eine überirdische Stimme: "eni meni meni". Marsimoto ist gelandet – und Green Mannheim ist breit, äh bereit natürlich!

Das Alter Ego-Alien von Rapper Marteria ist auf Erdmission, frei nach dem Motto "Endlich wird wieder gekifft!" und ballert schon zu Beginn "Illegalize it" in die Menge. Die Marsi-fucking-moto-Crew ist vier Mann stark: Drums, E-Bass, Gitarren, Synthie – kurz, alles, was es für einen mächtigen Elektrosound braucht. Denn live klingen die Tracks um einiges druckvoller und dreckiger als auf Platte. Die Bässe lassen den Hallenboden erzittern und die Köpfe nicken. Vor allem bei "Wellness", "Anarchie" und "Grünes Haus" fällt diese Härte auf – wir haben ja auch "nichts anderes verdient".

Vaterfreuden

Dazu passt Marsimotos Art hervorragend, wenn er sich selbst mal trotzig, mal wütend und immer leicht größenwahnsinnig gibt, zwischen all den Lichtsäulen hin und her springt oder die Menge auffordert, die Hände zu heben. "Green Mannheim, ich bin euer Papa!", schallt es dann durch die Halle. Mit Smalltalk gibt sich der Marsianer im hautengen Raumanzug sowieso nicht ab. Wieso sollte er auch mit den Erdlingen reden?

Hinter der Maske

Dennoch gibt es Momente, in denen das Menschliche immer wieder aufblitzt. Etwa, wenn sich Marsimoto bei seinen Fans für die zehnjährige Treue bedankt und als Zugabe ein paar Tracks aus "Halloziehnation" zum Besten gibt, die ebenso an den neuen Sound angepasst wurden.

Es ist wirklich verblüffend, wie durchdacht das Projekt Marsimoto ist. Von der Inszenierung bis hin zum Sound greifen alle Elemente perfekt ineinander und erschaffen ein vollkommen einzigartiges Konzerterlebnis, welches mit einer Marteria-Show überhaupt nicht verglichen werden kann. Der hat wahrscheinlich den Spaß seines Lebens. Marsimoto ist eigenständig, ungewöhnlich und deshalb so unterhaltsam. "Ich muss zurück zum Mars", schallt es ein letztes Mal von der Bühne. Komm bald wieder, Marsi!

Setliste

La Saga / Illegalize It / Tijuana Flow / Green Pangea / Usain Bolt / / Anarchie / Grüner Samt / Ich Bin Dein Vater / Ein ganz normaler Tag / 7 Leben / Meisterwerk / Ich Tarzan, Du Jane / Mir Ist Kalt / Indianer / Angst / Der Sänger von Björk / Für Uwe / Wellness / Grünes Haus // Halloziehnation / Bongladesch / Chilln / Absinth / Der Nazi und das Gras / Der Döner in mir / Eine kleine Bühne / Ring der Nebelungen

Alles zu den Themen:

marsimoto kid simius dead rabbit