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Uriah Heep (live in Karlsruhe, 2015) © Saron Duchardt

Uriah Heeps Bandgeschichte gehört zu den turbulentesten des Rocks: Nach zahlreichen Todesfällen und Umbesetzungen ist Gitarrist Mick Box das einzige verbliebene Gründungsmitglied. Trotz dieser Vorgeschichte merkt man der Band die Spielfreude nach wie vor an, so auch beim ihrem Konzert in der Festhalle Durlach in Karlsruhe.

Bei Uriah Heep kommt man nicht umhin, das abgeschmackte Wort "Urgestein" zu verwenden: Immerhin ist die Band seit 46 Jahren aktiv. Das Durchschnittsalter in der Festhalle Durlach in Karlsruhe liegt dementsprechend bei 50 Jahren aufwärts. Die wenigen jüngeren Leute sind offensichtlich mit ihren Eltern da.

Opener aus Würzburg

Bevor die Rocklegenden auf die Bühne steigen, eröffnet die Würzburger Band WolveSpirit den Abend. WolveSpirit lassen mit ihren psychedelischen und blueslastigen Hardrock den Geist der 1970er wieder aufleben – auch optisch. Das Publikum zeigt sich zunächst unbeeindruckt, obwohl die Musik ziemlich groovig ist.

Das lässt Frontsängerin Debbie nicht auf sich sitzen und sie dreht richtig auf. Die Hippiematte wird geschwungen, ihre whiskeydurchtränkte Stimme fordert mehr Liebe und sie wirbelt lasziv über die Bühne. Die Besucher wachen langsam auf, applaudieren und sogar Headbanging macht sich breit.

"The old, the new and the classics"

Auf den Appetizer folgt eine kurze Umbauphase, bevor es Punkt 21:00 Uhr weiter geht. Die Bühne verdunkelt sich, Schlagzeuger Russel Gilbrook, Bassist Davey Rimmer und Keyboarder Phil Lanzon betreten die Bühne, gefolgt von Gitarrist Mick Box und Sänger Bernie Shaw. Krachend geht es mit "Gypsy" los, Sänger Shaw ist von Anfang an energiegeladen und präsent. Sichtlich gut gelaunt zeigt er, dass auch mit fast 60 Jahren sein Stimmvolumen alles mitmacht. Die ersten Ü-50-Besucher zücken ihre Handys, um Fotos ihrer Idole zu schießen. Manches ist eben generationsübergreifend.

Strahlend begrüßt Shaw das Publikum in Karlsruhe bevor es dann mit zwei weiteren legendären Hits weiter geht. Man spürt, erste Begeisterung bei  "Look At Yourself" und "Rainbow Demon", aber das Publikum agiert schüchtern. Da geht noch was! So sieht es auch Frontmann Bernie, der sich erst einmal Zeit für seine Fans nimmt und erklärt, was Uriah Heep eigentlich an diesem Abend vorhaben. "Ein Bisschen von alles" wird es geben. "The old, the new and the classics". Dann setzt er zu "The Law" an, das auf dem aktuellen Album "Outsider" zu finden ist. Das Titelstück folgt im Anschluss. Sänger Shaw ist schon völlig nass geschwitzt und fragt das Publikum, ob sie jetzt warm geworden sind. Mit "Stealin'" kommt zunehmend Stimmung auf.

School of Rock

Es folgt eine Lehrstunde in Rockgeschichte für die jüngeren Besucher. Shaw erklärt, dass 1972 ein seltsames Jahr für Rock'n'Roll war, an dem alles plötzlich sehr experimentell wurde und zehnminütige Rocksongs mit ausgedehnten Instrumental-Soli entstanden, man nannte es Prog-Rock. "I think it was because of all the ...", Shaw macht eine Rauchergeste. Einige Leute im Publikum nicken wissend.

Er warnt, der nächste Song brauche seine Zeit und es geht los mit "The Magician's Birthday", das tatsächlich ein minutenlanges Solo von Gitarrist Mick Box und Schlagzeuger Russel Gilbrook enthält. Die Meinung darüber ist gespalten. Einige Zuschauer sehen so aus, als könnte das Stück nicht schnell genug vorübergehen, während anderen beim Anblick von so viel technischem Können das Herz erst so richtig aufgeht. "I told you it would take its time" sagt Shaw entschuldigend und grinst.

Beste Freunde auf der Bühne

Nur Shaw und Phil Lanzon stehen auf der schummrig beleuchteten Bühne, als die ersten Töne zu "Wise Man" erklingen. Auch hier überzeugt Shaw stimmlich und bringt die Emotionalität des Songs rüber. Die gefühlvolle Atmosphäre wird weiterhin mit "The Wizard" gehalten. Gitarrist Mick Box und Sänger Shaw harmonieren bei dieser Ballade nicht nur musikalisch. "He is my best friend" sagt Shaw und das glaubt man sofort.

Mit "One Minute" und "Can't take that away" gibt es noch einmal etwas vom aktuellen Album zu hören. Shaw versteht es, das Publikum durch den Abend zu geleiten und er weiß auch, dass die Leute vor allem die alten Hits hören wollen. Vielen Besuchern sind aber auch die aktuellen Lieder geläufig und dank der Animation der Band wird das Publikum enthusiastischer.

Am Ende noch einmal mit Gefühl

Als das Konzert sich dem Ende zuneigt, bemerken die Besucher, dass sie ja da sind, um Spaß zu haben. Bei "July Morning" singen die Leute begeistert mit und bei "Lady in Black" wird getanzt und sich geschüttelt. Geht doch! Uriah Heep verabschieden sich danach, um kurz daraufhin unter lauten Rufen nach einer Zugabe wieder auf der Bühne stehen. Mit "Bird of Prey" schaffen sie es das phlegmatische Publikum endgültig mitzureißen. Beim Finale "Easy Livin" hüpfen, tanzen, rufen und johlen die Leute. Es ist schade, dass diese Euphorie erst ganz am Ende zu spüren ist. 

An Uriah Heep kann es nicht liegen. Die Herren des Hardrocks sind routiniert und hochprofessionell, aber nicht desinteressiert. Im Gegenteil: die Band scheint so viel Spaß wie eh und je zu haben. Nach all den Jahren haben sie immer noch Freude daran, auf der Bühne zu stehen und spielen ihr Programm mit Leidenschaft und Leichtigkeit.

Setlist

Gypsy / Look at Youself / Rainbow Demon / The Law / The Outsider / Sunrise / Stealin' / The Magician's Birthday / Wise Man / The Wizard / One Minute / Can't take that away / July Morning / Lady in Black / Bird of Prey / Easy Livin'

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