© Paul Elledge

Billy Corgan spielte anlässlich der Veröffentlichung der neuen Smashing Pumpkins-Scheibe "Momuments To An Elegy" einer seiner raren Auftritte in Berlin. Während der neue Sound überzeugte, schien Corgan merklich desinteressiert an jeder Interaktion mit seinen Fans.

Glühwein, Bratwurst, Maronen - draußen auf dem Gelände der Berliner Kulturbrauerei verführen einen die Spezialitäten des Weihnachtsmarkts mit allerlei Leckereien, während man vor der Tür des Kesselhauses auf den Einlass zum Konzert der Smashing Pumpkins wartet. Ob das auch der Grund ist, warum Billy Corgan erst knapp zwei Stunden nach Einlass mit seiner Band die Bühne betritt? Wer weiß...

Die Pumpkins bleiben am Leben

Füllig ist der einst so schmächtige Sänger geworden. Und statt Konstümierung wie zu "Zeitgeist"-Zeiten setzt er bei diesem exklusiven Deutschland-Konzert lieber auf ein schlichtes Outfit mit Anzughose und Hemd.

Doch an seinen Prinzipien hält Corgan weiter fest: Der Glatzkopf ist genauso geblieben wie seine Vernarrtheit, eine der erfolgreichsten Alternativ-Rockbands der 90er Jahre am Leben zu erhalten. Auch wenn die Konzerthallen immer kleiner werden und er mittlerweile das einzig verbliebene Gründungsmitglied ist.

Fünf von neun

"Monuments To An Elegy" heißt das neue Werk der Smashing Pumpkins, das am 5. Dezember 2014 in Deutschland erscheinen wird und der Grund für die erst knapp eine Woche vor dem Gig angekündigte Show ist. Mit "Tiberius", "Being Beige", "One And All", "Drum + Fife" und "Monuments" präsentiert Corgan an diesem Abend fünf Songs der neun Tracks umfassenden Scheibe.

Es sind Stücke, die sich erstaunlich gut zu Klassiker wie "Tonight, Tonight", "Bullet With Butterfly Wings" und "Silverfuck" gesellen. Maßgebliches Anteil hat dabei auch die neu von Corgan zusammengestellte Band um Rage Against The Machine-Drummer Brad Wilk und The Killers-Bassist Mark Stoermer.

Ohne Leidenschaft

Mit Wucht treiben sie den progressiven Sound voran, der jedoch nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass Billy Corgan nicht ganz da ist. Hat er zu viel Glühwein intus oder einen Jetlag nach nur vier Tagen Pause nach dem Konzert im amerikanischen Chicago? Merklich fehlt dem Frontmann die Motivation und Leidenschaft, um mit seinen Berliner Fans sein Lebenswerk Smashing Pumpkins zu feiern.

Die Zuschauer im ausverkauften Kesselhaus können noch so zum überraschend vielseitig klingenden Sound pogen und springen: Billy Corgan gibt sich das gesamte Konzert wortkarg und vermeidet den Kontakt mit den Besuchern.

Vielleicht interessiert ihn der Applaus nicht mehr, vielleicht sieht er sich als verkanntes Genie-Wunderkind und möchte mit Trotz den Niederlagen seiner Karriere entgegentreten und weitere Verletzungen seines Egos vermeiden. Was man auch vermutet, verständlicher wird Corgans Abwesenheit dennoch nicht. Besonders angesichts der Menge, die ihn wie einen Helden feiert.

Vergleichsweise kurz

Corgan begeistert die junge Generation nur noch im geringen Maße, das Publikum besteht zumeist aus 30- bis 40-Jährigen. Und die sind zwar alle vereint in schönen Erinnerung an alte Zeiten, ein wenig enttäuscht ist man aber trotzdem, als die Smashing Pumpkins bereits nach 85 Minuten die Bühne verlassen. Noch vor einigen Jahren waren Konzerte von bis zu drei Stunden Länge keine Seltenheit.

Aber Billy Corgan wird eben auch älter und die Smashing Pumpkins bestehen im Endeffekt eigentlich auch nur noch aus ihm. Da bringt auch der Versuch nichts, den alten Ruhm mit einem Cover von David Bowies "Fame" für einen kurzen Moment wiederaufleben zu lassen.

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