The Rolling Stones (2009)

The Rolling Stones (2009) © Universal Music

49 Jahre nach ihrem ersten Deutschland-Konzert in der Waldbühne Berlin spielten die Rolling Stones wieder auf der Freilichtbühne am Glockenturm. Und zeigten, dass sie trotz ihres Alters noch junge Flitzer sind.

Mick Jagger hält es nicht auf den Beinen. Als die Rolling Stones am 10. Juni 2014 die Berliner Waldbühne entern, tobt der mittlerweile 70-jährige Musiker wie ein wilder Stier los zur Rampe, tänzelt, hampelt über die Stage und verbiegt sich, als wäre er immer noch der 22-jährige Rebell und Frauenheld, der vor 49 Jahren sein erstes Deutschland-Konzert auf der Freilichtbühne am Glockenturm gegeben hat.

Markenzeichen Rebellentum

Damals kam es zu schweren Ausschreitungen zwischen Polizei und den Fans, die das Konzert zu kurz fanden, die Waldbühne kurze Zeit später in Schutt und Asche legten. Doch schlechte Nachrichten waren für die Rolling Stones oft auch "good news", da Berichte über Drogeneskapaden und unzählige Affären doch für aufmerksamkeitsstarke Schlagzeilen sorgten und den Rock’n’Roll-Lifestyle ihrer Mitglieder unterstrichen.

Exemplarisch für dieses unangepasste Rebellentum wurde 1971 die rote Zunge zum Logo der Band. Auch in der Berliner Waldbühne überwiegt das Markenzeichen den Klamottenstil der Fans. Die alteingesessenen Anhänger tragen ihre verblichenen T-Shirts mit stolz gepresster Brust, tragen dazu vornehmlich enge, karierte Hosen.

Bühnensturm abgesagt

Einer dieser Fans ist extra aus München angereist, wie er dem Autor dieses Artikels berichtet. 1982 hat er sein erstes Konzert mit den Stones erlebt. Heute ist erstmals sein Sohn dabei. Auch das sind die Stones – sie verbinden Generationen: "Ob die Zuschauer heute auch die Bühne stürmen?", fragt er mit einem verschmitzten Lächeln.

Aber dazu kommt es nicht. 2014 geht es hier bei knapp 30 Grad Außentemperatur gesitteter zu, aber keineswegs stiller und ruhiger. Die Spielfreude haben sich die Rolling Stones behalten. Die Band wirkt wie aufgeladen, als sie mit dem Opener "Start Me Up" beginnen.

Lässig und extravagant

Keith Richards blickt immer wieder schelmisch lächelnd und betont lässig links und rechts zu den zahlreichen anderen Musiker, die mit ihm, Mick Jagger, Ron Wood und Charlie Watts die vielen Hits aus 50 Jahren performen. Dazu steht auch Ex-Mitglied Mick Taylor beim "Midnight Rumbler" und dem obligatorischen "(I Can’t Get No) Satisfaction" mit auf der Bühne.

Dass Mick Jagger dabei trotz Alter nichts von seinem Faible für extravagante Kleidung verloren hat, ist zu jeder Zeit offensichtlich. Anfangs noch in einem schwarzen Glitzersakko gekleidet, lässt er sich beim düsteren "Sympathy For The Devil" mit einem roten Federkleid blicken, um schließlich zur Zugabe mit rotem Glitzersakko und modischen Cape wieder auf der Bühne zurückzukehren.

Doch kein "Wind Of Change"

Auch die Befürchtungen, dass Mick Jagger aufgrund des Selbstmords seiner Freundin L’Wren Scott vor einigen Wochen schlecht drauf sein könnte, bewahrheiten sich nicht. Vielmehr scheint der smarte und immer noch spindeldürre Sänger, der an diesem Abend zu den wechselnden Sakkos ein fast durchsichtiges Langarm-Shirt trägt, zu Witzen aufgelegt zu sein.

Vor einem Song kündigt er das Scorpions-Stück "Wind Of Change" an, das er dann aber zum Glück doch nicht spielt. Ein anderes Mal widmet er den Song "Waiting On A Friend" dem Chaos um den Berliner Flughafen BER.

Unvergesslicher Abend

Klaus Meine von den Scorpions ist übrigens nur einer unter vielen Prominenten, die sich die Rolling Stones an diesem Abend nicht entgehen lassen wollen. Auf den Tribünen werden u.a. auch Thomas Gottschalk, Marius Müller-Westernhagen, Schauspieler Sam Riley und Alexandra Maria Lara sowie Aerosmith-Sänger Steven Tyler gesichtet, im Innenraum tanzt ganz ungeniert Hollywood-Star Woody Harrelson.

Und auch für einen Studentenchor wird der Abend zum Erlebnis. So dürfen "Fabulous Fridays" von der Universität der Künste Berlin mit der Band das Stück "You Can't Always Get What You Want" performen. Zum Abschluss dieses unvergesslichen Abends gibt es minutenlanges Feuerwerk der Extraklasse.

Setlist

Start Me Up | You Got Me Rocking | It's Only Rock 'n' Roll (But I Like It) | Tumbling Dice | Waiting on a Friend | Doom and Gloom | Get Off of My Cloud (Fan-Abstimmung) | Out of Control | Honky Tonk Women | You Got the Silver | Can't Be Seen | Midnight Rambler | Miss You | Gimme Shelter | Jumpin' Jack Flash | Sympathy for the Devil | Brown Sugar

Zugabe: You Can't Always Get What You Want | (I Can't Get No) Satisfaction

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