Molly Hatchet (live in Reichenbach, 2016) © Christian Grube
In der Progressive Rock-Szene hat der Bergkeller Reichenbach im beschaulichen Vogtland inzwischen Kultstatus erreicht. Als "Wohnzimmer des Prog" wurde der Laden bezeichnet, Tony Levin, Albert Lee, Carl Palmer oder auch Riverside spielten hier.
Eine Kneipe ohne Bühne
Das Besondere ist die einzigartige Atmosphäre: Es gibt keine Bühne, die Bands spielen ebenerdig und die maximal 150 Zuschauer stehen direkt um sie herum.
Mit dem Auftritt von Molly Hatchet erfüllt sich für den Besitzer ein Jugendtraum. Auch für die Band aus Jacksonville, Florida ist es ein ungewöhnlicher Auftritt. Ansonsten spielt die Band auf Festivalbühnen in den USA und Europa, wie Sänger Phil McCormack erklärt. In Reichenbach sind die Fans auf Tuchfühlung – familär ist noch übertrieben.
Laut und schweißtreibend
Mit Druck und ordentlicher Lautstärke legten die fünf Musiker los. Fünf Musiker? Das einzig verbliebene Gründungsmitglied Dave Hlubeck ist aus unbekannten Gründen nicht zugegen. Das stellt für Molly Hatchet jedoch kein Hindernis dar. Mit "Whisky Man" legen sie deftig los, jammen in der von Bier und Schweiß getränkten Luft. Das Publikum feiert.
Angesichts der Lautstärke ist es verwunderlich, dass weder die Scheiben rausfliegen noch die Nachbarn die Polizei rufen – der Bergkeller liegt mitten in einem Wohngebiet. Offensichtlich sind die Anwohner abgehärtet.
Stücke wie "Gator County" oder "Beatin the Sun" bringen den Raum zum Kochen. Nach 90 Minuten energiegeladenem Southern Rock müssen die Zuschauer draußen erstmal eine Zigarette rauchen –mit der Band.