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Nordic Giants (live in Weinheim, 2015) © Johannes Rehorst

Als Vorgruppe hatte die isländische Band Solstáfir die aus Wales stammenden Nordic Giants eingeladen. Die Band erweist sich als visuell-musikalisches Erlebnis ganz eigener Art. Für Zartbesaitete ist sie aber eher ungeeignet.

Weinheim, Café Central am Sonntagabend. Ein Großteil der Anwesenden wartet dem allgemeinen Dresscode zufolge wohl auf Sólstafir, doch die Bühne ist noch seltsam zugestellt. Ein Schlagzeug, ein Keyboard-Rack, Unmengen an technischem Kram, Beamer und Kabel, Kabel, Kabel. Auf dem digitalen Display ein Name: Nordic Giants. Klingt reichlich pathetisch. 

Schamanen im Drogenrausch

"Kennst du die Vorband", fragt mein Nachbar seine Begleiterin, die schüttelt nur den Kopf. "Keine Ahnung. Sieht seltsam aus auf der Bühne." Um kurz nach acht grüßt dann ein Rabe von der Leinwand, zwei Menschen in bizarren Kostümen betreten die Bühne und nehmen Platz hinter ihren Instrumenten.

Allein der optische Eindruck ist stark – Masken, die aussehen, als hätte sie ein Schamane im Drogenrausch entworfen, Vogelfedern, Knochen, Zöpfchen, Knöpfe, dazu freie Oberkörper und Kriegsbemalung. Wie Riesen sehen sie nicht aus, aber was dann folgt, ist allemal groß und schwer in Worte zu fassen.

Alptraumhafte Bilder

Ohne direkte Kommunikation entfesseln die beiden ein Gewitter aus stakkatohafte Schlagzeugsalven, Breakbeats, ätherischen Keyboardflächen und Sprachsamples. Über Beamer und Frontdisplay laufen Kurzfilme, die ebenso verstörend wie gut gemacht sind. Von alptraumhaften Dsytopien über aufwändige Zeichentrickanimationen bis hin zum subtilen Horror, der unter die Haut geht, reicht die Palette.

Die Musiker sind dabei mehr Begleiter im Sinne alter Stummfilmtradition, zwei mythische Kreaturen, die im Halbdunkel den Soundtrack zur Apokalypse abliefern. Der Drummer mit dem klangvollen Namen Roka Skuld wechselt blitzschnell zwischen seinem Schlagzeug und einer Gitarre hin und her, die er mit einem Geigenbogen bearbeitet, ab und an sieht man seinen Gegenüber, der sich Loki nennt, mit einer Trompete.

Eindringlich und verstörend

Besonders eindringlich ist ein Kurzfilm mit dem Titel "The last breath" in der eine Gruppe Taucher inmitten eines Waldidylls nach dem Auftauchen merkt, dass der Welt um sie herum während des Tauchgangs der Sauerstoff abhanden gekommen ist. Zu sehen, wie aus einem eingeschworenen Team plötzlich Todfeinde im nackten Überlebenskampf werden, erzeugt bei manchem Zuschauer sicher Unwohlsein, das in Kombination mit dem Live-Soundtrack noch potenziert wird.

Kein Wunder, dass die Waliser ihren Sound selbst als "Claustrophobic Cinema Clatter" beschreiben. Wem nach dem Gig die Luft wegblieb, der konnte zumindest etwas durchatmen, vielleicht etwas bewusster, als vorher, wer weiß? Für den März hat das Duo die Veröffentlichung sein erstes Full-Length-Albums geplant, hoffentlich funktioniert das auch ohne das visuelle Element. Falls nicht – ein Konzertbesuch lohnt auf jeden Fall.

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Fotos & Bericht: Nordic Giants als Vorgruppe von Solstáfir in Weinheim
Fotos & Bericht: Nordic Giants als Vorgruppe von Solstáfir in Weinheim
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