The Fountains

The Fountains

Abgedrehte Licks, Gitarren auf Brustwarzenhöhe und sphärische Synthesizer gepaart mit einem Schlagzeug, das einen auf die Tanzfläche treibt und gleichzeitig aus den Socken hebt. So beschreibt sich Deutschlands Antwort auf die Arctic Monkeys: The Fountains. Mit ihrer Ende 2009 in Eigenregie veröffentlichten EP "Announce..." wollen sie 2010 richtig durchstarten. Was das genau bedeutet verrät uns Christian Köhnlein, der Sänger von The Fountains, in diesem Interview.

{image}RA: Wie habt ihr musikalisch zusammengefunden? Seit wann macht ihr zusammen Musik?
Christian Köhnlein: Vor The Fountains haben wir schon in verschiedenen Aschaffenburger Bands gespielt und kannten uns durch die hiesige Musikszene. Max und Christopher waren sogar zusammen in einer Blues Band, während Steffen in einer Metal-Band war und ich in einer Skatepunk-Combo gespielt habe. Nachdem Max und Christopher aus ihrer alten Band ausgestiegen sind, haben sie nach Leuten für ihr neues Projekt gesucht und sind im Herbst 2006 auf mich gestoßen. Für mich waren The Fountains, genau wie für Steffen, zunächst ein Nebenprojekt. Aber wir haben doch ziemlich schnell unser Hauptaugenmerk auf The Fountains gelegt. Das war im Grunde Anfang 2007. Seitdem gibt es The Fountains als feste Band.

{image}Wart ihr euch von Anfang an einig, welchen musikalischen Stil ihr einschlagen wollt?

Im Grunde schon, wobei wir uns im Laufe der Zeit in eine andere Richtung entwickelt haben, als es zunächst der Fall war. Unsere früheren Songs klangen mehr nach Retroindie a la The Strokes. Aber nach und nach wurde unsere Musik beatlastiger und waviger. Was nicht zuletzt auch daran lag, dass wir mehr mit Synthesizern und anderen Soundgebilden experimentiert haben, als den reinen Schrammelgitarren. Ich selbst glaube immer noch nicht, dass wir den endgültigen Sound gefunden haben, aber mir gefällt der momentane Zwischenstopp.

Habt ihr euren Namen bewusst gewählt, um den Vergleich mit den zahlreichen "The" Bands zu suchen? Oder wie kam euer Bandname zustande?

Zunächst haben wir uns schwergetan mit der Namenssuche. Ein Name mit "The" sollte her, irgendwie fanden wir das chic, aber mit welchem Zusatz? Wir wollten ja auch, dass es eine Aussage mit sich bringt. Auf Fountains sind wir gekommen, da wir unsere Musik als Erguss der verschiedenen Quellen, unseren Einflüssen, sehen.

Was ist eure Bandphilosophie?

The Fountains sind in meinen Augen eine Band die ihre Zuschauer zum Mittanzen bringt. Es soll, vor allem live, eine Feier für jeden Anwesenden im Raum sein. Ich möchte, dass sich die Zuhörer in uns verlieren und einen Ausbruch aus dem Alltag mit uns unternehmen.

Im Dezember 2009 habt ihr eure erste EP herausgebracht. Was ist das für ein Gefühl sein erstes musikalisches Baby in den Händen zu halten?

Nach dem Aufnahmeprozess war es auf jeden Fall ein sehr gutes Gefühl endlich seinen ersten Silberling in den Händen halten zu können. Mich selbst hat es vor allem gefreut, dass es ein Digipack geworden ist! Die Aufnahmen selbst waren im Grunde doch recht entspannt, weil wir von Anfang an wussten wie wir das Ganze aufnehmen wollten.

Führt uns doch einmal kurz durch Announce: Worum geht es in euren Songs? Was beschäftigt euch?

{image}In den Songs geht es hauptsächlich um meine Erlebnisse und Gefühlslage. Ich erzähle quasi Geschichten und Eindrücke aus meinem Leben. Kurz eine kleine Erläuterung zu den einzelnen Songs: In Jerry geht es um eine Person, die oberflächlich gesehen ein tolles Leben führt, mit allem drum und dran was zu einem hippen Lebensstil dazugehört, aber letztendlich doch alleine ihr Ende findet. Slow handelt über die Hektik und den Druck in der heutigen Gesellschaft mit der Aufforderung die Dinge etwas lockerer zu sehen, als sie sind. Ich finde, dass Stress und mangelnde Zeit für sich selbst Gift für den Menschen sind. Von diesen Fesseln kann man sich lösen, wenn man es zulässt. Dies führt über zu Come on over, der provokativ dazu auffordert mal fünf gerade sein zu lassen und das Leben in vollen Zügen auszukosten. Runnin handelt über die Verzweiflung sich selbst zu verlieren in den Zwängen seiner Umwelt und löst auf in die befreiende Selbstfindung. Auf den ersten Blick vielleicht keine freudigen Themen, aber ich denke, dass die Texte zusammen mit der Musik vermitteln werden, dass man im Leben das Positive für sich herausziehen soll.

Habt ihr die Platte selbst produziert? Wer hat euch dabei geholfen und wie war die Zusammenarbeit?

Wir haben die EP selbst produziert, aber auch unter Mithilfe unserer Freundes Larry Fricke von mix-box. Die Zusammenarbeit war sehr homogen, was auch daran liegt, dass wir doch ähnliche Vorstellungen vom Endergebnis hatten. Durch seine Erfahrung hat uns Larry aber auch an gewissen Stellen den nötigen Kick verliehen, der uns vorher selbst nicht aufgefallen ist. Ich denke, dass wir auch für das kommende Album wieder zusammenarbeiten werden.

Wie stehen eurer Meinung nach heutzutage die Chancen für die Vermarktung einer solchen EP?

Schwierig so zu sagen, da wir vorher noch keine Erfahrung gesammelt haben mit der Selbstvermarktung einer CD. Ich denke aber schon, dass es möglich ist, seine Musik im Sinne des "D.I.Y." gut zu vermarkten. Was dabei vor allem ungemein hilft sind Online-Plattformen wie regioactive.de, Facebook und zahlreiche andere, auf denen man sich mit vielen Leuten austauschen kann. Das hat was von der alten Mundpropaganda, wie man sie auf lokalen Konzerten betrieben hat, nur im größeren Stil. Ich denke, dass es für junge Bands auch leichter ist hier Gigangebote und Präsenz zu bekommen, als außerhalb des Internets. Gerade hier tummeln sich viele wichtige Ansprechpartner und Bands mit denen man Austauschgigs organisieren kann.

Euer Sound ist für die erst vierjährige Zusammenarbeit schon sehr ausgreift. Von der Presse werdet ihr oft in die Riege der Arctic Monkeys und Foals eingeordnet. Was sagt ihr zu solchen Vergleichen?

{image}Auf der einen Seite ehren solche Vergleiche, aber auf der anderen Seite sind sie teils auch nicht nachvollziehbar. Klar vergleicht man neue Acts immer mit bekannten Bands, aber vor allem auch bei den beiden genannten Bands gibt es doch große musikalische Unterschiede. Was sind wir dann in diesen Beschreibungen, eine Mischung aus beiden, oder nur eine Kopie? Als Kopie wollen wir nicht gesehen werden, da wir eigenständig unsere Musik schreiben, ohne uns am Zeitgeist festklammern zu wollen.

Wer oder was beeinflusst bzw. motiviert euch?

Natürlich hat hier jeder von uns seine eigenen musikalischen Einflüsse. Mich selbst haben Bands wie Oasis, die Stones, The Strokes, The Clash, aber auch Musik aus dem Bereich des Hardcore sehr geprägt. Neben den musikalischen Einflüssen sollen aber die Einflüsse außerhalb der Musik nicht unerwähnt bleiben: Ich denke, dass meine Freunde und mein Lebensstil einen großen Einfluss auf mich haben und darauf, wie ich mich künstlerisch äußere. Als Motivation sehe ich auf jeden Fall die Möglichkeit auf der Bühne vor Leuten aufzutreten, sei es vor zehn oder vor 500. Es ist immer wieder aufs Neue ein Kick! Auch unsere bandinternen Rituale wie gegenseitiges Anfeuern pushen ungemein. Fast so ein bisschen wie bei einem Stadionbesuch, bei dem man seine Mannschaft anfeuert.

Ihr hattet ja eine erfolgreiche Clubtour im September/Oktober 2009 gespielt. Wie hat es euch gefallen?

Die Tour war auf jeden Fall genial und eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Das Tourleben, verbunden mit langen Busfahrten, unzähligen Fast Food Zwischenstopps, täglichem Auf- und Abbau, Aftershow-Partys und teils rückenzerstörenden Schlafplätzen war zwar anstrengend aber definitiv gut! Es hat immer einen "Boah"-Effekt in uns ausgelöst, wenn fremde Leute unsere Songs mitgesungen haben. Danach trinkt man doch gerne die ein oder andere Cola zusammen mit seinen neuen Homies (lacht). Bei euch in Mannheim waren wir sehr angetan von der positiven Stimmung in der Alten Feuerwache. Ein voller, großer Club mit tanzenden Menschen zur eigenen Musik, was will man mehr?

In welchen Locations spielt ihr generell am liebsten oder wo würdet ihr gerne noch auftreten?

{image}Ich finde es in Clubs immer am tollsten, wenn es schön eng und stickig ist. Wo man förmlich zusammen mit dem Publikum verschmilzt. Als Zuschauer gehe ich selbst auch nur auf Konzerte von kleineren Bands und nicht in große Konzerthallen, weil mir diese intime Atmosphäre einfach besser gefällt und ein persönlicherer Kontakt zur Band besteht.

Wie sieht bei The Fountains ein perfekter Tourtag aus?

Busfahrt, Burgertime, Aufbau, Catering (Burgertime), Gig spielen, Abbau, Aftershowparty, Burgertime, Schlafen.

Ihr steht ja bei keinem Label unter Vertrag. Strebt ihr das für die Zukunft an oder wollt ihr eure Unabhängigkeit behalten?

Es gibt Vor- und Nachteile von einem Label. Im bisherigen Rahmen mit der EP und der Tour war es auf jeden Fall noch Möglich alles alleine zu machen und, klar, ist die Selbstständigkeit im Prozess des Songwritings und der Produktion nicht zu verachten. Aber wenn wir den nächsten Schritt gehen wollen, ist es auf jeden Fall gut mit einem Label einen starken Partner an der Seite zu haben, der einem unter die Arme greift.

Habt ihr vielleicht ein paar Tipps für andere junge Bands, die ganz am Anfang stehen und auch alles in Eigenregie machen wollen, wie sie an Gigs kommen bzw. eine Platte aufnehmen?

Mit Spaß und Motivation an die Sache rangehen, nicht zu verbissen sein. Ein bisschen Disziplin und Selbstorganisation ist auf jeden Fall erforderlich. Und was am wichtigsten ist: von kleinen Rückschlägen nicht gleich unterbuttern lassen.

Was hält die Zukunft für euch parat? Was sind die nächsten Pläne?

Unser erstes Album und die nächste Tour!

Ich danke dir für das Gespräch, Christian.

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