Wallis Bird (live in der Alten Feuerwache Mannheim, 2009)
Foto: René Peschel

Wallis Bird (live in der Alten Feuerwache Mannheim, 2009) Foto: René Peschel © regioactive.de

Vergangenen Donnerstag zog die Band um die irische Sängerin Wallis Bird das Publikum in der ausverkauften Feuerwache erneut in ihren Bann. In einer ganz besonderen, fast intimen Atmosphäre befand man sich als Zuhörer im Wechselbad zwischen purer Lebensfreude und Melancholie, was bei allen Besuchern Begeisterung auslöste. Deren Jubel sorgte sogar für Zusatz-Zugaben bei dem zweistündigen Konzert. Unser Redaktionsteam Marlene Schulz und René Peschel war vor Ort, um alles in Wort und Bild festzuhalten.

{image}Während sich die Alte Feuerwache noch langsam füllte, betraten bereits die vier Musiker von The Life Between die Bühne. Die Jungs aus Hamburg kreierten mit atmosphärischem Licht und der warmen Stimme des Frontmanns binnen Sekunden eine romantische Stimmung. Fast schüchtern stellten sie sich nach dem ersten Lied vor und ließen es sich nicht nehmen, ihrer Freunde über den Auftritt Ausdruck zu verleihen. Mit ihren eingängigen, aber doch ausgefeilten und komplexen Melodien, machten sie sich spätestens während des zweiten Stücks viele Freunde im Publikum. Leider drang die Begeisterung nicht bis in die letzten Reihen durch – so wurden die verträumten Klänge durch kontinuierliches Gemurmel gestört. Doch als der Sänger, Michael Zlanabitnig, vom Keyboard ans Akkordeon wechselte und der Sound zunehmend rockiger wurde, änderte sich dies. Als The Life Between dann ihren Auftritt mit ihrer aktuellen Single Take a Photograph beendeten, hatten sie, nach guten dreißig Minuten überzeugendem Pop/Rock, die gesamte Feuerwache auf ihrer Seite.

{image}Nach einer erträglich kurzen Umbaupause betraten nacheinander die Musiker von Wallis Bird die Bühne. Diesmal aber nicht nur Michael (Schlagzeug) und Christian (Bass) Vinne sowie Aoife O’Sullivan (zweite Stimme, diverse Instrumente), sondern auch Aidan, der seit 2007 die Band ergänzt und das erste Mal in Mannheim mit dabei war. Er fungiert als Allrounder, indem er teils singt, Gitarre oder sonstige Instrumente spielt. Zu guter Letzt betrat Wallis unter großem Jubel die Bühne. Umgehend ertönten die ersten Klänge von ihrem bekanntesten Titel Blossoms in the Street. Schon mit dem zweiten Song wurde aber zum neuen Album New Boots gewechselt. Dieses ist in Irland bereits erschienen – deutsche Fans müssen sich aber noch bis Frühjahr 2010 gedulden. Schnell zeigte sich, dass sich das Warten lohnen wird, denn das Publikum reagierte durchweg euphorisch auf die neuen Lieder wie Can Opener und Lala Land. Bei letzterem riss der stürmischen Sängerin durch das temperamentvolle Spiel bereits die erste Saite der E-Gitarre, auf der sie die neuen Stücke hauptsächlich begleitet.

Für das zahlreiche Erscheinen der Zuschauer bedankte sich die 27-jährige Irin mit einer leicht modifizierten Version von The Circle, einer der Toptitel des ersten Albums Spoons, welchen sie mit den Worten "Thank you so much! Since I moved here, I never thought I’d sell out Alte Feuerwache" einleitete. Noch während der ersten Strophe sang das textsichere Publikum derart laut und begeistert mit, dass die kräftige Stimme der Sängerin nahezu übertönt wurde. Anschließend verlor Wallis ein paar Worte über die Entstehungshintergründe des zweiten Albums.

{image}So erklärte sie, dass das Album stark von ihrer Zeit in Mannheim geprägt sei und es generell von ihren Erfahrungen der letzten zwei Jahre handele. Diese beinhalten unter anderem den Verlust eines Freundes der Familie sowie, dass sie gleich zwei Mal verlassen wurde. Das Schreiben neuer Lieder habe ihr dabei geholfen, diese Ereignisse zu verarbeiten und sich von ihrer "crazyness" zu befreien. Alsbald erklungen die sanften Töne von An Idea About Mary. Im Anschluss kündigte die Sängerin an, jetzt ein paar ruhigere Stücke zu spielen. Das erste, Measuring Cities, berühre sie heute noch wenn sie es spielt, so Wallis. Es handelt davon, dass man nicht in der Lage dazu ist, sich auf jemanden gänzlich einzulassen, solange das Herz noch an eine Person vergeben ist. Zwar kennen nur wenige der Zuhörer den Text, dennoch wird vereinzelt mitgesungen – im Flüsterton, denn niemand scheint riskieren zu wollen die fesselnde Stille zu stören. Auch die Band hielt sich eher zurück. Sie begleitete lediglich den Refrain mit Xylophon und Klarinette. Wallis scheint von der überschwänglichen Reaktion des Publikums so gerührt, dass sie ungewohnt kommentarlos in die nächsten Lieder übergeht. Bei Meal of Convenience greift sie zur Mandoline, was dem Stück seinen unverkennbaren Folk-Charakter verleiht. Hierbei reißt zwar die nächste Saite, doch der ausdauernde Chorgesang der Besucher lässt ihr keine Chance das Lied vorzeitig zu beenden.

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{image}Den energiegeladenen Höhepunkt des Abends stellte dann ein Lied über das Küssen dar. Während When we Kissed the World Fell in Love feierte nicht nur das Publikum, sondern auch Wallis Bird, so dass es bei diesen Gig die dritte Saite das Leben kostete, was symbolisch für die Energie und das Temperament der jungen Künstlerin steht. Zuletzt musste natürlich noch das lebensbejahende To my Bones ertönen, das als erste Single des Albums veröffentlicht wird, bevor die Band zum ersten Mal die Bühne verließ.

Doch Wallis Bird wäre nicht Wallis Bird, wenn sie nicht schon nach wenigen Minuten den Raum unter tosendem Beifall wieder betreten hätte. Doch auch nach weiteren Stücken wollte das Mannheimer Publikum die kleine Irin einfach nicht gehen lassen. Obwohl sie sich eigentlich endgültig verabschiedet hatte, die Feuerwache schon wieder hell erleuchtet war und Musik vom Band aus den Boxen dudelte, gelang es den begeisterten Fans mit Rufen und Jubel die Ausnahme-Musikerin wieder auf die Bühne zu holen. So spielte sie nicht nur das ergreifende You are Mine, sondern ging auch noch auf einen Zuruf ein und beendete – dann wirklich endgültig – nach zwei Stunden mit Just Keep Going ein abermals großartiges und fesselndes Konzert.

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