Jan Delay & Disko No.1 (Live bei Rock im Park 2009)
Foto: Achim Casper

Jan Delay & Disko No.1 (Live bei Rock im Park 2009) Foto: Achim Casper © regioactive.de

Das zweite Uelzen Open R fand 2009 mit einem spannenden, ganztägigen Line-Up statt: Darunter waren Senkrechtstarterin Amy Macdonald, Silbermond, der Hamburger Chefstyler und Rapper Jan Delay und seine Band Disko No.1. Ganz besonders freute man sich auf die nach 10 Jahren frisch wiedervereinigten Selig.

{image}Das zweite Uelzen Open R Festival, eine Veranstaltung für die ganze Familie, wird von Meister Brunos Imbiss und dem Geruch von gebrannten Wiener Mandeln dominiert. Die ü40-Fraktion ist dann auch begeistert von dem Opener Felix De Luxe, der alle Hits – von denen es einige gibt – hervorragend präsentiert. Man bedenke, dass die einmalige Reunion-Tour schon vor einigen Monaten in Hamburg endgültig beendet worden war. Familienfreundlich ist später auch Amy Macdonald ausgesteuert, so dass alle anwesenden Mädchen hörbar die Texte mitrezitieren können. Tanzen ist auf dem Lande aber erst ab 22 Uhr gestattet, so dass Amy etwas verunsichert ist, ob sie ankommt, da das Feedback nordisch reserviert ist. Dem Publikum gefällt es aber, auch wenn die Darbietung leider wie die Studioversion klingt, und nicht wie der bessere Live-Mitschnitt. Nach 70 Minuten ist die komplette CD inklusive aller Hits, sowie zwei neuer Songs gespielt, und Amy plus Band verlässt sang- und klanglos die Bühne.

Der Ansager von Radio N-Joy beschimpft danach erstmal das Publikum auf eine dermaßen hochnäsig-metropolitische Art, dass dieses es noch nicht einmal mitbekommt: "Jetzt kommt Silbermond, bitte alle Teenie-Mädchen in die erste Reihe, um in Ohnmacht zu fallen …". Silbermond fängt dann auch entsprechend schwach an, mit seichtem deutschen Pop-Rock. Nach drei Songs fangen sie sich aber, und der Mischer dreht auch etwas auf, so dass die musikalisch sehr versierten Bandmitglieder endlich grooven und der Funke auf das Publikum überspringt. Die Pieps-Sprech-Stimme der Sängerin steht in eklatantem Gegensatz zu ihrer hervorragenden Gesangsstimme. Die Animationsversuche wirkten anfangs etwas lahm, greifen aber vor Ort, sodass das Konzert richtig abgeht. Der Auftritt endet nach 80 Minuten viel zu früh mit einem Stagediving-Act der Sängerin. Auch ihre Kollegen haben schlißelich noch einmal die große Bühne im Griff, mit Sologitarristen auf der Monitorbox oder Rennen über die komplette Stage. Das I-Tüpfelchen ist aber die Lightshow, welche trotz Dämmerung richtig gut durchkommt.

{image}Nach kurzer Umbaupause legt Jan Delay mit seiner Band Disco No. 1 los. Und wie er das macht. Fette Bässe, fetter Sound, fette Show. Bläser-Trio, anzuggewandte Musiker und pailettenbekleidete Soulsängerinnen. Es werden nicht nur die Hits der gerade erschienenen CD präsentiert, sondern ein gesunder Querschnitt seiner Karriere. Nachdem die Familien mit Kindern, sowie die Silbermond-Teenie-Mädchen das Gelände bereits verlassen haben, ist dieses trotzdem noch gut gefüllt, und es wird gegrooved und getanzt. Pünktlich um 23 Uhr ist das perfekt durchorganisierte Festival dann zu Ende. Der Ansager, der immer noch nicht kapiert hatte, wo er denn ist, empfiehlt den Spätzug zurück nach Hamburg. Doch der ist für die 10.000 Uelzener und Zugreisenden aus der Umgebung gar nicht nötig. Sie hatten eine hervorragend schöne Party im geografisch bedingten musikalischen Niemandsland gefeiert. Und die Krakauer von Meister Bruno, gegründet 1890, schmeckte wirklich hervorragend.

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