Rockförderverein Saarbrücken

Rockförderverein Saarbrücken

Sieben rockbegeisterte Jungs aus Saarbrücken schaffen seit einem Jahr eine Auftrittsmöglichkeit für junge Bands und holen sie aus den Proberäumen heraus. Mit den Erlösen unterstützen sie gleichzeitig auch karitative Projekte. Die passende Räumlichkeit dazu: Das ehemalige Duschhaus am Saarbrücker Ostbahnhof hat sich als "Devils Place" etabliert. Am 9. Mai fand die Jubiläumsparty statt. Initiator Christian sprach mit uns über die bisherigen Erfolge und die Hintergründe des "Devils Place".

{image}Ein Jahr Devils Place – das waren 50 Konzerte mit über 140 Rockbands. Wie kamt ihr auf die Idee, Newcomerbands mit einer neuen Location zu supporten?

Die Idee war nicht neu für uns, da wir schon seit vielen Jahren eines der größten Rocknachwuchsfestivals in Südwestdeutschland, das "Goldener Scheinwerfer", organisieren und veranstalten.

Wie sieht es generell mit dem Angebot an Locations in der Region aus?

Es gibt einige alteingesessene Gastronomien, die sporadisch auch mal Konzertabende machen, aber generell ist es bei uns nicht anders als an vielen anderen Orten auch: Gerade für junge Bands ist es sehr schwer, sich ausserhalb von Jugenzentren präsentieren zu können, ohne, wie in kommerziell denkenden Clubs und Locations, erstmal Geld für die Anmietung ausgeben zu müssen.

Wie seid ihr auf das heutigen Devils Place-Gebäude gekommen?

Das entstand, wie im Saarland üblich, nach dem Motto "Hör mal, ich kann da jemand, der kennt jemand, welcher da ne Location für Euch hätte...".

Wie können Bands bei euch auftreten? Wie läuft das üblicherweise ab?

Bands könne sich über unsere Homepage bewerben. Dort bekommen Sie automatisch Antwort, welche Unterlagen wir benötigen. Wer uns alles zuschickt, kommt in die Auswahl für unsere Gigs. Wer sich nicht scheut, persönlich bei einem unserer Gigs vorbei zu kommen, der hat sichere Chancen, in Kürze dann bei uns zu spielen. Bands von außerhalb des Saarlandes kombinieren wir mit saarländischen und uns bekannten Bands.

{image}Was haltet ihr vom "pay to play", das ja immer wieder von Veranstaltern angedacht wird, wenn es um Konzerte "kleiner" Bands geht?

Bei uns brauch keine Band dafür zu bezahlen, dass sie spielen darf – das war mit der Hauptgrund für die Entwicklungs des Projekts: Bands eine Bühne zu bieten und sich zu präsentieren. Jede Band bekommt eine Eintrittsbeteiligung sowie Getränke und bei Bedarf auch was kleines zu Essen und Beteiligung am Spritgeld. Wir lassen mit uns reden. Nach dem Konzert liegt es dann an der Band, ob sie ihre Gage behält oder für unsere Charity-Projekte an uns spendet.

Wie sieht es mit der Resonanz seitens des Publikums aus?

Die war am Anfang zwar schon etwas zögerlich, hat sich aber stetig gesteigert, sodass wir immer öfter sagen können: "AUSVERKAUFT"!

Konntet ihr von Anfang an Gewinn machen?

Wir konnten uns von Anfang an tragen. Gewinn dürfen wir so oder so nicht machen, da wir ein gemeinnütziger Verein sind. Was wir an Überschuss erzielen, investieren wir entweder wieder in die Location oder es fließt als Spende in Charity-Projekte des Vereins. Dank vieler ehrenamtlicher Helfer konnten wir im ersten Jahr nun schon einiges bewerkstelligen.

Nach welchen Kriterien wählt ihr die karitativen Einrichtungen aus, an die eure Spenden gehen?

Viele von uns kommen aus sozialen Berufen, wie Rettungsdienst und Krankenpflege, daher wissen wir, wo es brennt. Wir versuchen uns jedoch nicht an großen Spendenaktionen zu beteiligen, sondern wählen eher gezielt aus. Man kann sich auch direkt an uns wenden. Zum Beispiel, wenn bei einem Kind Geld für eine nötige Operation fehlt, können Eltern bei uns anfragen. Wir prüfen das Ganze und versuchen dann beispielsweise durch ein spontanes Benefizkonzert das nötige Geld zusammen zu bekommen.

Am 9. Mai fand die Party zum einjährigen Jubiläum des Devils Place statt. Wie habt ihr die Bands für diese Veranstaltung ausgesucht?

Zu diesm Anlass haben wir Bands ausgesucht, mit denen wir schon längere Zeit zusammenarbeiten und zu denen eine enge Freundschaft besteht.

{image}Was habt ihr für die Zukunft geplant? Was steht schon fest und was würdet ihr gerne irgendwann erreichen?

Anfang 2010 wird es wohl wieder das Rocknachwuchsfestival "Goldener Scheinwerfer" geben. Weiterhin kommen auch immer mehr Anfragen von anderen Locations, für die wir die Bands stellen sollen. Grade in diesem Bereich stehen einige wirklich große Dinge bevor, dazu aber mehr wenn diese spruchreif sind. Gerne erreichen würden wir, zu einem Kultclub im Bereich Rockmusik zu werden, in dem man als Band mal gespielt haben muss (lacht). Schön wäre auch, wenn bekannte Küstler gelegentlich vorbeischauen, sich junge Bands selbst anschauen und sie fördern. Zum Beispiel als Support, denn die meistens Bands übertreffen vom Können und vom Ideenreichtum her alles, was die letzten Jahre, auf welchem Weg auch immer, in den Charts gelandet ist. Aber prinzipiell machen wir die ganze Sache "Just for Fun" und freuen uns über jeden Kontakt, welcher durch unsere Arbeit zwischen den Bands entsteht und sind stolz darauf, wenn es Jungs von uns auf die großen Bühnen schaffen oder als Support für bekannte Bands gebucht werden.

Welches Konzert war der Höhepunkt?

Oje, da gab es so manche. Jedes auf seine Art irgenwie. Ein Highlight war unter anderem das Abschiedskonzert von Enter The Phoenix, weil da sehr viel Gefühl und Emotionalität gegeben war. Aber auch der Gig der Pussy Sissters war genial, da es eines ihrer letzten Konzert war, bevor sie in die USA gegangen sind, um dort Unheil zu stifften. Wie gesagt – jedes Konzert hat etwas für sich, aber das Schönste, so finde ich, ist es, nach dem Konzert mit den Bands bis in die Morgenstunden zu versacken und sich auszutauschen, um so bei dem einen oder anderen Bierchen die Jungs von der privaten Seite her kennen zu lernen. Daraus sind in den letzten Jahren viele Freundschaften entstanden.

Vielen Dank für deine Zeit, Christian. Wir wünschen euch weiterhin viel Erfolg!

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