Emiliana Torrini © Jon Bergman
{image}Das Konzert begann gegen neun Uhr mit dem ebenfalls aus England stammenden Support-Act Island Line, bestehend aus dem Gitarristen Ian Kellett, der ebenfalls in der Band von Emiliana Torrini spielt, und der Sängerin Hazel Sainsbury. Die Bühne erinnert stark an einen an einen Proberaum und das Duett spielt ein halbstündiges Set mit Songs aus ihrem ersten Album, das Anfang Februar 2009 erscheinen soll. Die folkigen Nummern, musikalisch abwechselnd begleitet durch das Spiel auf der akustischen Gitarre von Kellett oder von beiden, schaffen eine wunderbare Einstimmung auf den bevorstehenden Auftritt der Sängerin. Nach der obligatorischen Pause von ungefähr einer halben Stunde fängt das Publikum im Heidelberger Karlstorbahnhof an, wie schon zwei Jahre zuvor, Emiliana Torrini und ihre Band herbeizuklatschen. Kurz darauf betritt sie dann die Bühne im ausverkauften Haus. Mit Fireheads, dem ersten Song auf ihrem neuen Album Me and Armini, das Anfang September diesen Jahres erschienen ist, eröffnet die Wahl-Engländerin das Konzert und zieht das Publikum sofort in ihren Bann.
Zwischen den Songs plaudert die Sängerin aus dem Land der Elfen in gebrochenem Englisch und mit stark rollendem "r", bis die Gitarren wieder gestimmt sind, und sie erzählt kleine Geschichten, lustige Anekdoten oder einfach puren Nonsens. So berichtet sie dann auch von der Entstehung von Big Jumps, doch als die Musik daraufhin einsetzt, kommen die Zuschauer erst einmal in den Genuss von Sunny Road, einem Song ihres letzten Albums Fisherman's Woman. Emiliana Torrini lacht und kommentiert diesen kleinen Patzer kurz mit, "Uups, sorry, wrong song" und verzückt ihr Publikum damit nur umso mehr. Einmal bittet die zarte Isländerin im orange-farbenen Kleid darum, das Fotografieren einzustellen, weil sie sich durch die Blitzlichter gestört fühlt. Das gelingt ihr derart charmant, dass dieser Wunsch sofort respektiert wird. Ihr Anliegen verbindet sie mit einer kleinen Geschichte und dem Apell an das Publikum, besonders schöne Dinge oder Momente zu verinnerlichen, anstatt sie zu knipsen und später einfach wieder zu löschen.
{image}Musikalisch steht Me and Armini klar im Mittelpunkt des Abends, dabei wirkt ihre Vorstellung des Albums fast ein bißchen vorsichtig, so als wollte sie sagen, "hey, mir gefällt die Platte ganz gut und was ist mit euch?", obwohl sie das doch längst nicht mehr nötig hat. Vielleicht liegt es daran, dass sich Me and Armini schon deutlich von seinem Vorgänger Fisherman`s Woman unterscheidet. Weniger Melancholie und mehr Heiterkeit zeichnen die neuen Songs aus und trotzdem ist Emiliana Torrini sich musikalisch unverkennbar treu geblieben. Drei Jahre hat sie sich Zeit gelassen und herausgekommen ist eine wunderbare Mischung aus Balladen und Midtempo-Popnummern, bei denen neben ihrer tollen Stimme die Musik viel deutlicher zum Vorschein kommt mit Reggae-Einflüssen und viel Rythmus. In dem rund eineinhalb-stündigen Konzert spielen Emiliana Torrini und ihre Band fast alle Songs ihres dritten Albums und zum Abschluss des Konzerts begeistert sie ihre Fans mit Fisherman's Woman und Nothing Brings Me Down dann noch einmal mit zwei Songs ihrer zweiten Platte. Man kann nur hoffen, dass sie spätestens auch in zwei Jahren wieder im Delta zu Gast sein wird.
Setliste: Emiliana Torrini im Karlstorbahnhof:
Fireheads – Heartstopper – Hold Heart – Life Saver – Sunny Road – Big Jumps – Ha Ha – Me And Armini – Jungle Drums – Birds – Beggars Prayer – Gun – Heard It All Before
Zugaben: Fisherman's Woman – Nothing Brings Me Down