HipHop Kemp 2008
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HipHop Kemp 2008 Foto: Lukas Nedoma © regioactive.de

3 Tage HipHop Kemp = 3 Tage gechillte Festival-Atmosphäre auf einem etwas anderen Gelände: einem ehemaligen Militärflugplatz mit anliegendem Badesee. Dazu 3 Tage mit super-netten Menschen aus Polen, Tschechien, Holland, den USA und Australien, einander kennenlernen und miteinander abhängen. Vor allem aber: 3 Tage lang in den Genuss von innovativem HipHop-Sound aus der ganzen Welt kommen!

{image}Das Spektrum der dargebotenen Musik war riesig, da nahezu jede Geschmackrichtung innerhalb des HipHop-Kosmos bedient wurde: Von Boombap-lastigem bei Looptroop, eMC (Masta Ace, Words, Punch, Strick), den Majors aus Dänemark um Static und Nat-Ill, über verjazzten Sound mit Liveband und Gesangseinlagen von den Roots und Wax Tailor, bei dem u.a. auch mit den genialen ASM auf der Bühne kollaboriert wurde, dazu Pete Philly & Perquisite, bis hin zu sehr verschachtelten, experimentellen Beatgerüsten, auf denen sich Mr. Lif & Akrobatik, Guilty Simpson, Frank Nitty (Frank'n'Dank) und Illa J aus dem direkten Umfeld von Producer-Ikone J.Dilla (R.I.P.) austobten, konnte man sehr viele unterschiedlichen Styles genießen. Dem Festivalbesucher wurde für einen Eintrittspreis von gerade mal 40€ so einiges geboten. Letztgenannte Formation performte übrigens etliche Tracks auf Dilla-Beats, was für jene Fans, die mit dessen Produktionen aufgewachsen ist, eine Riesenfreude war. Ein weiterer Höhepunkt waren Huss&Hodn aus Köln mit ihrem puristischen Sound und den aberwitzigen Raps des Retrogotts. 2 Turntables and a Mic. So soll es sein!

Olli Banjo konnte mit seinem Back-Up Manolito danach auch gut Feuer machen. Später haben Zion-I (USA) und Leeroy von der Saian Supa Crew aus Frankreich noch routiniert Shows performt, auf denen sie aber fast nur aktuelles Material gespielt haben –etwas enttäuschend.

{image}Leider wurde das Line-Up am Samstag unangekündigt um eine Stunde vorverlegt, weshalb etliche Leute Huss&Hodn und weitere Acts verpasst haben. Dies war der erste Abzugspunkt eines trotzdem mehr als gelungenen "Festival with Atmosphere"... Ha! Atmosphere... Atmosphere legte mit Brother Ali eine energiegeladene Show hin, auf der "Deepness" neu definiert wurde. Das Publikum hing dem englischsprachigen MC bei einem Live-Auftritt so sehr an den Lippen, wie man es nur selten erlebt. Das war flowversiertes Storytelling mit Message – vom Feinsten und kaum zu überbieten. Ein Hightlight, das aber direkt zum zweiten Abzugspunkt fürs HipHop Kemp führt, nämlich dem Ausbleiben des eigentlichen Headliners nach Ali und Slug, Pharoahe Monch. Wegen eines Krankenhausaufenthaltes musste der Ausflug nach Tschechien leider platzen. Allerdings konnten Brother Ali und Slug dadurch länger spielen und die New Yorker MCs Bahamadia und Roxanne Shanté, anstatt im U.N.I.T.Y.-Hangar, der übrigens ausschließlich für Female MCs angelegt war, auf der Main Stage bewundert werden, was ein okayes Trostpflaster war. Wo wir gerade bei Female-MCs sind: Fiva MC, die im U.N.I.T.Y.-Hangar zur selben Zeit wie Kool Savas auf der Main Stage zu sehen war, verbreitete mit ihrem DJ Radrum einen richtig schönen positiven Vibe. Ihre fast komplett durchgefreestylte Show ließ so einige Herzen höher schlagen lassen. Ganz großes Kino!

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Der Sonntag ging mit einer sehr musikalischen und vielseitigen Show der Roots-Crew um Questlove und Black Though zu Ende. Genial, wie die Band zwischenzeitlich alte HipHop-Klassiker gecovert und ihren größten Hit You Got Me in einer schätzungsweise zehnminütigen Version gespielt hat. Ein sehr gelungener Abschluss zu einem sehr gelungenen Wochenende in der tschechischen Republik, das nächstes Jahr definitiv wieder in Angriff genommen wird!

Kleiner Tipp am Rande: Das Wellness-Bad in der Innenstadt von Hradec Kralove verleiht dem versifften Campen einen Hauch von Luxusurlaub! ;)