John McLaughlin

John McLaughlin

Da die Musik von John McLaughlin bis heute nichts von ihrer Genialität verloren hat, fand sein Auftritt auf dem BASF-Gutsbetrieb Rehhütte in Limburgerhof die erwartet große Resonanz. Es war der Auftakt des neuen BASF-Kulturprogramms.

{image}John McLaughlins Karriere als einer der bedeutendsten Jazz-Gitarristen begann Ende der 1960er Jahren, als Miles Davis ihn in seine Band holte. Davis hatte gerade damit begonnen, Elemente der Rockmusik in den Jazz zu integrieren. Aus diesen Experimenten entstanden in kurzer Frist eine Reihe von Alben, wie Bitches Brew, die einen neuen Stil prägten: Fusion. McLaughlin begeisterte mit seinem expressiven Gitarrenspiel und seinen anscheinend endlosen Ausdrucksmöglichkeiten. Die Mitwirkung in Miles Davis’ Band inspirierte ihn, wie auch eine ganze Reihe von anderen Musikern, den von Miles Davis aufgezeigten Weg konsequent weiter zu gehen. So spielte er mit Tony Williams und Larry Young in Lifetime und gründete das Mahavishnu Orchestra, eine der legendären Bands dieser Zeit.

Da die Musik von John McLaughlin aus dieser Zeit nichts von ihrer Genialität verloren hat, fand sein Auftritt auf dem BASF-Gutsbetrieb Rehhütte in Limburgerhof die erwartet große Resonanz. Wer mit dem Gelände nicht vertraut ist, dem sei gesagt, dass das Konzert unter freiem Himmel im Innenhof eines ehemaligen Gutbetriebs stattfand. Der Himmel, der noch eine Stunde vor dem Konzert seine Schleusen weit geöffnet hatte, entschied sich glücklicherweise dafür, den Regen zu vertagen und so den knapp 1000 Konzertbesuchern ein unbeschwertes Konzerterlebnis zu ermöglichen.

Wenn man John McLaughlin auf seiner aktuellen Tour erlebt, könnte man zur Auffassung gelangen, dass sich in den vergangenen vierzig Jahren wenig verändert hat. Von seiner intensiven Beschäftigung und Adaption indischer und lateinamerikanischer Musik, ist wenig zu spüren. Was McLaughlin und seine Band 4th Dimension an diesem Abend spielen, ist glasklarer Fusion-Jazz. Die überbordende, feurigen Energie des Mahavishnu Orchestras kann der 66-jährige McLaughlin nicht mehr erreichen, aber das bedeutet nicht, dass sein musikalisches Feuer erloschen ist.

Die Highlights des BASF-Kulturprogramms:

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Im Gegenteil: seine Finger flitzen immer noch die Griffbrett entlang, dass manch junger Gitarrist in Ehrfurcht erstarren würde. Sein Gitarrenspiel ist immer noch beeindruckend schnell, flüssig und energetisch. Er verzichtet weitgehend auf Effekte oder technische Spielereien und so erklingt seine Gitarre in der schönsten Klarheit und Intensität. Zudem findet er in seiner Band 4th Dimension, die sich aus Gary Husband (Keyboards und Schlagzeug), Mark Mondesir (Schlagzeug) und Dominique di Piazza (Bass) zusammensetzt, kongeniale Partner. Zusammen erzeugen sie einen harmonischen, organischen Gesamtklang, dem es nie an Spannung mangelt.

"Mit dieser Gruppe kann ich alle meine Kompositionen spielen", sagt McLaughlin in fehlerlosem Deutsch und erklärt damit die Stärke der Band. Sie bildet eine geniale Ergänzung zu McLaughlins variationsreichem Spiel, da sie aufgrund ihrer herausragenden technischen Fähigkeiten problemlos alle Schwierigkeiten meistern kann. Zudem ist McLaughlin klug und bescheiden genug, allen Mitglieder ausreichend Gelegenheit zu geben, um mit glänzenden Soli zu brillieren. Ein frühes Highlight ist dabei die bekannte McLaughlin Komposition Hijacked, das Bassist di Piazza zu einer ausgedehnten Exkursion am Bass benutzt.

In manchen Augenblicken wirkt die Musik etwas zu glatt, etwas zu ordentlich, etwas zu routiniert. Aber dann stellt sich plötzlich wieder eine umwerfende Spielfreude ein, die die Zuschauer fasziniert, weil sie sowohl leidenschaftlich wie logisch und durchdacht wirkt. Den Höhepunkt des Auftritts bildet ein ausladendes Schlagzeugduett im letzten Stück des regulären Sets, in dem sich Husband und Mondesir ein fabelhaftes "Duell" liefern. Man kann sich über diese hohe Kunst nur begeistert äußern.

Am Ende des fast zweistündigen Konzerts erhebt sich das Publikum und spendet standing ovations. McLaughlin lächelt, winkt von der Bühne, bedankt sich und man hat den Eindruck, dass er rundherum zufrieden ist. Mit Recht.

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