Cavalera Conspiracy 2008
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Cavalera Conspiracy 2008 Foto: Marcel Benoit © regioactive.de

Die zwei gut fest geschraubten Bass-Drums, die jeweils ein "C" zierte, deuteten schon auf das hin, was bevorstehen sollte: Max und Igor Cavalera… nach mehr als einem Jahrzehnt wieder gemeinsam auf der Bühne. Den vorläufigen Endpunkt der wechselvollen Musik- und Familiengeschichte der Brüder wird manch einer aus dem Publikum als einen Höhepunkt des Konzertsommers in Erinnerung behalten.

{image}Auf große Konstanz stößt man kaum, setzt man sich mit der Frage auseinander, mit wem sich die Cavaleras gerade Bühne oder Studio teilen. Begonnen hatte alles mit Sepultura, mit denen das Bruderpaar Anfang der 90er gemeinsam ein Stück metallische Musikgeschichte schrieb. Im Streit stieg Frontmann Max 1996 aus und hat seither mit Soulfly seine eigene Band. Das ist übrigens durchaus wörtlich zu verstehen, so setzte er selbstbewusst auch mal den kompletten Rest der Truppe an die frische Luft. Igor dagegen trommelte bis 2006 weiter bei Sepultura. Lange schien die Kluft unüberwindbar, doch seit letztem Jahr stellen die beiden ihre brüderliche Verbundenheit in der Cavalera Conspiracy wieder voller Pathos zur Schau. Unterstützt werden sie dabei von Marc Rizzo an der Gitarre, der sein Werk auch bei Soulfly gemeinsam mit Max verrichtet. Den Bass bedient normalerweise Gojira-Gitarrist und -Sänger Joe Duplantier, der jedoch gerade mit seiner Stammband im Studio weilt und deshalb auf dieser Tour durch John Chow vertreten wird.

Etwas befremdend war es schon, gegen 20 Uhr noch nicht einmal mehr letzte Spuren vom Support erblicken zu können und stattdessen schon eine startklare Bühne in der nur mäßig gefüllten, dafür aber umso heißeren Festhalle vorzufinden. Der Grund dafür war jedoch profan: die Band hatte wohl noch einen Flug zu erwischen. Trost bot da nur die Vorstellung, dass Max Cavalera an diesem Abend möglicherweise noch einige geschäftsreisende Fluggäste mit seiner Nachbarschaft erfreut hat – bestenfalls auch noch ohne nach dem Konzert geduscht zu haben.

{image}Schwieriger schon, den verhaltenden Zuschauerandrang zu erklären, naheliegend scheint jedoch, die Verantwortung bei dem hohen Ticketpreis von 35 Euro zu suchen. Schade, dass sich genau dieselben beiden Kritikpunkte, nämlich der frühe Zeitpunkt und der hohe Preis, die auch schon beim Soulfly-Konzert im letzten Jahr aufgefallen waren (-> Review), nun wiederholten, auch wenn es dafür zumindest teilweise gute Gründe gegeben haben mag.

So legte die brüderliche Verschwörung dann schon um kurz nach Acht mit Inflikted, dem Titeltrack von Tour und Album, ohne Kompromisse los. Im weiteren Verlauf des Konzerts sollten jedoch eher ältere Sachen eine tragende Rolle übernehmen. Nicht zu knapp bediente man sich aus dem Fundus von Sepultura, während Soulfly-Kracher wie Jumpdafuckup – immerhin war ja die halbe Besetzung auf der Bühne – nicht berücksichtigt wurden. Im Mittelpunkt stand nun einmal die Wiedervereinigung der Cavaleras und die Entscheidung, nur die dazu gehörenden Klassiker zu spielen, ist nachvollziehbar. Das Publikum sah das genauso und bejubelte Werke wie Arise, Chaos A.D. oder Roots, das als letzte Zugabe gespielt wurde.

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Platzmangel herrschte nicht gerade in dem übersichtlichen, aber stets aktiven Pit vor der Bühne. Die Stimmung war eher durch Bewunderung gegenüber den Idolen und der Musik der eigenen Jugend als durch die Lust am ausgelassenen Moshen und Headbangen geprägt. Ganz passend dazu Igor Cavalera, der so souverän auf sein Drumset knüppelte, dass man rätselte, wie er mit einer solchen Erhabenheit so einen Lärm produzieren konnte. Hart und roh wie eh und je Bruder Max, der sich in Karlsruhe in guter Form präsentierte. Es schien den beiden jedenfalls Freude zu bereiten, die Huldigungen ihrer Anhängerschaft entgegen zu nehmen. Die musste nach Konzertende erst einmal blinzeln, als sie – zufrieden gestellt – vor die Festhalle trat, wo es noch taghell war. Das war aber auch der einzige Punkt, bei dem der Abend nicht ganz nach den Erwartungen der Cavalera-Fans verlaufen war.

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