Jimmy Eat World (Schlachthof Wiesbaden, 2008)
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Jimmy Eat World (Schlachthof Wiesbaden, 2008) Foto: Marcel Benoit © regioactive.de

"Zu weichgespült" lautete vielfach das Urteil zum aktuellen Album "Chase This Light" von Jimmy Eat World. Eine nachvollziehbare Einschätzung, die jedoch im Vorfeld der aktuellen Tour nicht unbedingt für Bauchschmerzen sorgen musste. Schließlich schaffen es die meisten Bands, derartige Bedenken auf der Bühne hinwegzufegen - nicht so Jimmy Eat World.

{image}Weder unerträglich, noch uninteressant, aber an dieser Position auch nicht besonders toll: Der australische Support-Act Sparkadia lässt sich schwer in bestehende Kategorien pressen. "Psycho-Fun-Pop" könnte man vielleicht dazu sagen – gäbe es denn ein solch widersprüchliches Genre. In der richtigen Situation mag das ja ganz nett sein, hier war die Band jedoch zur falschen Zeit am falschen Ort, den sie aber auch nach weniger als einer halben Stunde schon wieder verließ. Mit Big Casino, dem Opener von Chase This Light, konnten Jimmy Eat World einen durchaus gelungenen Einstieg verbuchen. Obwohl dieses Werk in der Setlist verhältnismäßig schwach vertreten war, konnte man im Folgenden auf der Bühne des ausverkauften Schlachthofs genau das beobachten, was auch schon auf dem Album daneben ging: Eine aalglatte Band, allen Ecken und Kanten beraubt, die zu großen Teilen (eher seichten) Pop darbot. Der Gesang hätte sich meist nahtlos in eine gecastete Boygroup eingefügt. Solange die Instrumente noch für genügend Druck sorgen mag das nicht so schlimm sein, aber bei Stücken wo dem nicht so war, hörte sich das Ergebnis dann auch entsprechend an.

Als Sänger Jim Adkins während einer einzigen Ansage gleich mehrfach ein ebenso kitschiges wie unglaubwürdiges "Thank you soooo much" an das Publikum richtete, konnte man sich schon fast inmitten einer Echo-Dankesrede fühlen und musste fürchten, dem Gerührten würden bald die Tränen kommen. Doch direkt auf diesen Tiefpunkt folgte mit Bleed American das absolute Gegenteil.

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Überhaupt müssen am Ende noch zwei Dinge festgehalten werden: Erstens bewiesen Jimmy Eat World in Wiesbaden, dass sie es durchaus immer noch besser können: Neben den schon genannten Big Casino und Bleed American zeigten sie ihre ursprünglichen Qualitäten auch bei Stücken wie Sweetness, A Praise Chorus oder The Middle. Zuletzt sei auch noch angemerkt, dass die Entwicklung der Band zwar kritisch betrachtet werden kann, sich das Publikum aber scheinbar ebenso gewandelt hat. Der überwiegende Teil der Zuschauer störte sich jedenfalls wenig an der Austauschbarkeit der Band und erfreute sich stattdessen ziemlich unbeschwert an der vorgesetzten leichten Kost.

Setliste: Big Casino – Sweetness – Work – Always Be – For Me This Is Heaven – Disintegration – Bleed American – Blister – Futures – Lucky Denver Mint – A Praise Chorus – Here It Goes – Let It Happen – Pain
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Your House – Hear You Me – Dizzy – The Middle

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