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Fotos: Marcel Benoit © regioactive.de

Oktober in Deutschland. Der Sommer ist vorbei, draußen ist es grau, kalt und nass. Ein guter Zeitpunkt, um sich wenigstens in musikalischer Hinsicht noch einmal der Sonne zuzuwenden. Das Gastspiel von Deutschlands Jamaikaner Nummer eins, Gentleman mitsamt seiner Far East Band, in der ehrwürdigen Liederhalle zu Stuttgart, schien dafür eine geeignete Gelegenheit zu bieten.

Den Anfang an diesem Abend machte Jahcoustix. Bedauerlicherweise war der sympathische Dreadhead ohne seine Stammband Dubios Neighbourhood gebucht worden. Auch wenn er nur mit Gesang und Gitarre durchaus überzeugen konnte, ist es nun mal sehr schwer, das Publikum ohne die Unterstützung einer Rhythmusabteilung in Bewegung zu bringen. Reizvoll wäre es auch gerade im Hinblick auf den folgenden Auftritt von Gentleman gewesen, da es ihm gerade mit seiner Band in den vergangenen Jahren spielend gelungen war, die Schranken einer reinen Reggae-Show hinter sich zu lassen. Es traf sich der HipHop- mit dem Rockhörer und am Ende sahen beide so aus, als wären sie zusammen auf einem Punk-Konzert gewesen – nämlich erschöpft und glücklich.

Zu Beginn war auch in Stuttgart die Stimmung ausgelassen, denn gleich am Anfang gab es mit Different Places eine Single vom aktuellen Album Another Intensity zu hören. Mit zunehmender Dauer des Auftritts flaute die Laune des Publikums jedoch wieder etwas ab, was sich über weite Strecken des Konzertes auch nicht mehr änderte. Das lag unter anderem an der oben angesprochenen Situation: Ein Teil des Publikums erwartete sicherlich wieder rockigeres vom Gentleman und seiner Band, doch was auf der Bühne produziert wurde, war zwar feiner Reggae, ging aber nicht besonders steil nach vorne und wäre bisweilen wohl auch auf einer Karibik-Kreuzfahrt gut angekommen. Dabei gab es durchaus einige bemerkenswerte Ausnahmen: Bei Runaway oder Leave us alone stand der Laden wie zu alten Zeiten Kopf und der Protagonist des Abends bewies eindrucksvoll, dass er es definitiv auch nicht verlernt hat, sein Publikum mitzureißen. Zwar waren für diese Höhepunkte meist ältere Stücke verantwortlich, aber mit Round the World fiel immerhin auch ein Stück von der aktuellen Scheibe in diesem Sinne positiv auf.

Die Bewertung des Konzerts fällt also etwas durchwachsen aus, was aber sicherlich auch stark abhängig von den individuellen Vorlieben der Besucher war. Wer auf chilligen und entspannten Reggae steht, für den blieb kaum ein Wunsch unerfüllt. Wer jedoch mit der Erwartung angereist war, mal wieder gezeigt zu bekommen, dass Reggae auch rocken kann, der wurde eher enttäuscht zurück in den Herbst geschickt.

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