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Der Tante Renate (live in Dresden, 2011) © Susanne Hasse

Ab sofort und in regelmäßigen Abständen präsentieren wir euch in der Rubrik "aufgelegt" wichtige und interessante Neuerscheinungen auf dem Tonträgermarkt. Den Anfang machen die schon längst zu Dauerläufern mutierten Spaßmacher von Tomahawk, Plus, The Twilight Sad, NQ und Der Tante Renate.

NQ – Purple Skies | Label: Kitty Yo Digital

Klanglandschaften, zwitschernde Vögel und knisternde Beats gefällig? Nils „NQ“ Quak liefert hier ein wunderschönes Album ab, das trotz der Anwendung von modernster Software und Audio-Technologien nie zu kalt oder zu überladen klingt. Es dominieren wundervolle Klangteppiche, wie man sie früher bei Autechre oder Freeform vorgefunden hatte und die heute jeden Electronica-Fan in leichter Nostalgie schwelgen lassen. Zuvor hat NQ auf Labels wie Tonatom oder „I Can’t Break You Break“-Records veröffentlicht und bereits dort für Furore gesorgt. Nun meldet er sich auf dem Berliner Label „Kitty Yo Digital“ zurück. Eine gelungene Mischung, die er auf Purple Skies präsentiert – gefüllt mit lebendigen Synthesizern und kühlen Beats. Ein Soundtrack für den Sommer und vernebelte Tage zugleich.

Wertung: + + +

Bereits zu kaufen gibt es das Album bei iTunes.

Tomahawk – Anonymous | Label: Ipecac

Mike Patton, John Stanier und Duane Denison sind zurück. Nach knapp vier Jahren Veröffentlichungspause haben sich Tomahawk wieder zusammengefunden und ein Album in die Verkaufsregale gestellt, das in bester Voodoo-Manier Angst und Freude zugleich hervorruft. Auf Anonymous wird sich nicht nur beim Rock-Repertoire bedient: Im Mittelpunkt des Silberlings stehen diesmal die Indianer. Das vertrackte Schlagzeugspiel von Stanier, bei dem man klar die Wurzeln seiner neuen Band Battles hört, trifft auf den Gesang von Mike Patton. Dieser gibt durchweg wilde Stammesgesänge von sich, die in ihrer Verrücktheit wohl höchstens von Duanes Gitarrensoli übertrumpft werden. Gleich mehrere Höhepunkte finden sich auf dieser Produktion: Großartige Breaks und Melodien, gepaart mit Synthie-Attacken, gibt es wirklich in jedem Song und sie erzeugen eine sehr eigene Atmosphäre. Tomahawk sind eindeutig eines der besten Projekte von Mike Patton und sie machen, zumindest mit diesem Album, ihrem Namen endlich alle Ehre.

Wertung: + + + +

Plus – is it or is it not goin’ to melt? | Label: Eigenvertrieb

Plus sind eine junge und frische Band aus Mainz. Sie bescheren uns mit ihrem neuen Longplayer is it or is it not goin’ to melt einen echten Lichtblick im Kosmos der Newcomer. Erwähnenswert ist vor allem das hervorragende Songwriting und die charakteristische Stimme von Sänger Oliver Burghardt, die dem Mix aus Indie- bis Folk-Rock eine ganz eigene Note verleiht. Auch wenn sich die Texte von Oliver stets im Zentrum befinden, an dem sich der Rest des Quintetts orientiert, so wirken diese dennoch nie zu aufdringlich. Es bleibt Raum für musikalische Überraschungen an allen Ecken und Enden. Nach einer zwei Jahre andauernden Schaffensphase in Eigenregie – wohlgemerkt in den eigenen heimischen vier Wänden – wurde das Album in einem professionellen Studio gemischt und gemastered. Dadurch stimmt neben dem grandiosen Cover-Artwork und dem netten Booklet auch die Soundqualität. Für Fans von Calexico oder Tunng bieten Plus ein wahres Schmankerl. Überzeugt euch selbst: Plus findet ihr auch in unserem Künstlerindex.

Wertung: + + +

The Twilight Sad – Fourteen Autumns and Fifteen Winters | Label: Fat Cat

Lasst uns auf den Boden starren!? Tatsächlich fällt es einem schwer, Alben wie Loveless von My Bloody Valentine oder Rides Nowhere aus dem Schrank zu holen, ohne sich die folgende Frage zu stellen: Wie konnten dermaßen geniale Bands nur von der nachtrödelnden Brit-Pop-Szene überholt werden? Für alle Fans des verträumten Rock ist es eben umso schöner, wenn Bands wie The Twilight Sad das traditionelle „Shoegazing“ wieder auferstehen lassen und laute Noise-Passagen mit schwelgerischen Melodien vermengen. Den gigantischen Krach- und Effekt-Passagen steht Sänger James Graham gegenüber, der durch seine unverwechselbaren Gesangseinlagen alles zusammenhält. Für Fans von Mogwai und MBV ist dieses Album ein absoluter Tipp und gleichzeitig eines der bisherigen Highlight der ersten Jahreshälfte 2007 – genialer Pop in laut.
Anm.: Ein Interview mit The Twilight Sad folgt demnächst.

Wertung: + + + +

Der Tante Renate – Simplex | Label: Audiolith rec.

Nein – es handelt sich nicht um einen Schreibfehler: Der Tante Renate heißt genau so und Der Tante produziert ziemlich genialen Synthie-Pop irgendwo zwischen LCD Soundsystem und Talk Talk. Bei Simplex, erschienen auf Audiolith rec. in Hamburg, handelt es sich um ein richtig buntes Album: Neben Hymnen, die jedes Club-Thermometer nach oben treiben und die Tanzfläche in einen Dschungel verwandeln, gibt es auch Titel wie Statsynth, die ganz klar 10 Punkte auf der Kopfnick-Skala verdient haben. Elektronische Sounds und Beats, die direkt aus dem Moog oder Juno stammen könnten, sind typisch für das ganze Album und bilden die Basis für 43 Minuten vollstem Tanz- und Hörgenuss, wie man ihn leider immer seltener findet.

Wertung: + + +

 

So werten wir:

 

schnell auf ebay damit, bevor es jemand merkt

++

hier mangelt es an so einigen Ecken und Enden

+++

das kann sich wirklich hören lassen

++++

ein TOP-Album

+++++

das hier kann dir die große Liebe ersetzen

 

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der tante renate plus tomahawk aufgelegt