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Impressionen vom Nachtwandel im Jungbusch Mannheim 2017 © Torsten Reitz

Der dritte Nachtwandel im Jungbusch wartete mit 32 Stationen, prall gefüllt mit Kunst, Kultur & Musik, auf. Alte und neue Bestandteile des Hafenviertels zeigten sich im besten Licht und das bei Temperaturen, um die man im August froh gewesen wäre.

Dementsprechend hatten alle Freiluftaktivitäten rund um die neu gestaltete Uferpromenade gute Karten. Feuerspucker, Trommler und alle anderen Attraktionen zwischen Tanke und Popakademie hatten ihr Publikum am frühen Freitagabend.

In der Jungbuscharena, die für Konzerte mindestens genauso tauglich ist wie für die Übertragung einer Sommernachtstraum-WM, gingen Von Luft und Liebe den Abend in gewohntem Chanson-Schongang an. Die Band unter dem Würfel in der Mitte des Raumes platziert, wo auch die Fußballübertragung in alle vier Himmelsrichtungen stattfand – eine Location mit Atmosphäre aus der sich einiges machen lässt.

Musik aus der Tanke

Neue oder andere Plätze zur musikalischen Darbietung gab es einige zu entdecken – die Waschstraße der Tanke an vorderster Front. Hier gaben Steffen Rosskopf, David Hagen und Gilbert Kuhn recht unermüdlich ihre Version von Jazz, die sich sogar den Unterboden gewaschen hatte, zum Besten.

Locations mit Aufmerksamkeitswert waren auch nötig, um spezielles Interesse zu sichern, denn ansonsten liefen die musikalischen Darbietungen Gefahr, vom allgemeinen Trubel geschluckt zu werden. Das Bild in der Jungbuschstraße insgesamt das, was man sich unter großstädtischem Nachtleben vorstellt: Menschen schieben sich durch die Straßen und bilden Trauben vor den diversen Lokalitäten, aus denen Musik der verschiedensten Couleur live oder aus der Konserve schallt.

Abwechslung

Das Gemeinschaftszentrum präsentierte von Panda Playschool über die Multi Relax Foundation bis zu The Schogettes an zwei Tagen das klassisch-gute Jungbusch-Underground-Aufgebot, nebenan Kontrastprogramm in der Oriental Lounge. Ingos Oldie Kiste wurde zum Beatkeller aus dem die Songs der vier Liverpooler schallten, im Nelson gab es Lesungen, Live Musik und anschließend DJs, Blau und Cäsar ließen sich ebenfalls nicht lumpen.

Ungewohnte Klänge auch im Performance Raum des Musikparks, wo DJ Loaded Northern Soul und Ska auf die Plattenteller hievte. Samstags stieg auch der zweite „große“ Akteur des so genannten „neuen“ Jungbuschs in den Ring: Die Popakademie klinkte sich mit ihrem Tag der offenen Tür ein, gekrönt von einem Konzert der "Frische Töne"-Tour des Popakademie Bandpools: Pillow Fight Club und Torpedo Schönfeld wärmten den frühen Samstagabend auf. Wer direkt vor Ort blieb, konnte dann mit den Elektropoppern Bullmeister einen der Nachtwandel-Höhepunkte in der Jungbuscharena erleben.

Gestiegene Nachfrage

Alles in allem ein gefühlt größerer Zuschauerzuspruch als in den Vorjahren. Der Samstag ging ein wenig traniger an, was am ausgiebigen Nachtwandeln am Vorabend gelegen haben mag. Unterm Strich bleibt da der Wunsch, dieses Bild würde sich im Jungbusch öfter bieten: Reger Fußgängerverkehr auf den Straßen, Musik aus allen Ecken und von allen Seiten, außergewöhnliche Locations ...

Und da kommt man schon mal ins Spinnen, ob es denn Sinn machen würde, dass eine Veranstaltung wie der Nachtwandel mehr als einmal im Jahr stattfindet oder noch besser, sich einige der Programmpunkte quasi verselbständigen.

Regelmäßige Veranstaltung?

Wenn man mal träumen darf: Man stelle sich einen regelmäßigen (monatlichen?) Nachtwandeltermin vor, sodass sich dieses außergewöhnliche Event über die Stadtgrenzen hinaus herumspricht und damit auch regelmäßig Menschen aus der Region in den Jungbusch zieht. Was daraus entstehen könnte, wäre unter Umständen genau das, was in Mannheim immer wieder angemahnt wird: Ein regelmäßig buntes und geballtes Nachtleben mit diversen musikalischen Angeboten – die auch genutzt werden.

Potential

An Musikern und sonstigen Kreativen dürfte es nicht fehlen, bislang eher an den entsprechenden Plätzen UND dem Publikum – was sich in einem Stadtviertel, in dem sich zumindest am Wochenende die Alternativen überschlagen, aber entwickeln könnte, wie das auch in anderen Städten der Fall ist. Sicher, die Sperrstunden, die Anwohner, das Risiko der Veranstalter ... Aber man wird mal träumen dürfen ... Zumindest die Waschstraße könnte man abends wohl kaum einem besseren Zweck zuführen und dann könnte sich ein hoffnungsvoller Jungregisseur auch an „Nachttanke II“ heranwagen.

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