Phrasenmäher live in Heidelberg

Phrasenmäher live in Heidelberg © Daniel Nagel

Phrasenmäher schweben auf einer Erfolgswelle durch das Jahr 2011. Gerade läuft ihre zweite Deutschlandtour "Sympathie ist der Teufel", bei der nicht weniger als 29 Konzerte auf dem Programm stehen. Am 4. September machten sie Station in der Heidelberger Halle01, der kleinen Schwester der großen Halle02, wo sie ihre enthusiastische Fangemeinde begeisterten.

{image}Den Auftakt macht aber die Mannheimer Band Signalis, die vom Veranstalter über eine Ausschreibung in Backstage PRO als Vorgruppe ausgewählt wurde. Ihr kompetenter epischer Indie-Rock stößt beim Publikum auf Zuspruch, leidet diesmal aber an der weniger überzeugenden Leistung des Sängers, der im Gegensatz zu seinen Mitmusikern offensichtlich nicht seinen besten Tag erwischt hat. Dem guten Start in den weiteren Konzertabend tut dies jedoch kein Abbruch. Das Publikum ist aufgewärmt und worauf es nun wartet, ist keine offene Frage: Phrasenmäher haben trotz des für viele ungünstigen Termins am späten Sonntagabend eine nicht allzu große, aber enthusiastische Fangemeinde in Heidelberg versammeln können.

{image}Ein stattlicher Teil der geschätzt einhundert Fans singt die Texte mit und sorgt für eine exzellente Stimmung. Die erkennbar gut gelaunte Band greift die fröhliche Atmosphäre dankbar auf und spielt eine engagierte hundertminütige Show, in der sich die Songs und kurze, humorvolle Dialoge der Bandmitglieder abwechseln.

Phrasenmäher sehen sich selbst als Geschichtenerzähler. Sie schreiben Songs über kleine Erlebnisse und Begebenheiten, in denen sich jeder wiederfinden kann. In ihrer Musik spiegelt sich die breite musikalische Bildung der Bandmitglieder – sie verbinden gekonnt unterschiedliche musikalische Stilrichtungen, eine vielschichtige Rhythmik und mehrstimmigen Gesang. Ihr Musik bleibt aber stets eingängig und direkt, überzeugt durch ihre Vielfalt, ihren Unterhaltungswert und ihren Humor.

{image}Phrasenmäher wissen, dass man jede Komödie auch als Tragödie erzählen kann. Nirgends ist das deutlicher als in Vater, eine eigentlich amüsante Geschichte über einen Vater, der mit seinem Sohn in einer Coverband spielen will – und damit beim ihm panische Ablehnung auslöst. Am Ende steht aber die bittere Erkenntnis, dass der Vater planlos einem Traum hinterherjagt, um seine Einsamkeit zu überwinden und dazu seinen Sohn zwangsverpflichten will. Es sind diese gut beobachteten Geschichten, an die sich der Zuhörer auch noch am nächsten Tag erinnert.

{image}Nicht nur Vater bietet solche Momente, auch andere Lieder überzeugen mit Tiefgang unter der humorvollen Oberfläche, so zum Beispiel Tanz Noch Mal, der Abgesang auf eine traumatisch beendete Beziehung oder die leise Liverollenspieler-Ode Jemand Zum Schnacken. Phrasenmäher verstehen es auch ihre Songs auf der Bühne gekonnt zu inszenieren, wie beispielsweise das folkoristische Seemannslied Käpt'n Krück oder das a-capella vorgetragene Gemäßigt Satanisch. Dennoch besitzen nicht alle Lieder diesen Unterhaltungswert, manches wirkt zu banal, zu oberflächlich und schlichtweg zu harmlos.

Wenn Phrasenmäher das Abgründige noch stärker ausloten und noch mehr mit Inhalt und Bedeutungsebenen spielen würden, dann wäre ihre Musik noch eindrücklicher, ohne damit notwendigerweise an Unterhaltungswert einzubüßen. So erhält man gelegentlich den Eindruck, dass die Band ein wenig zu stark damit beschäftigt ist, sich selbst zu unterhalten.

Phrasenmähers Setlist in Heidelberg:

Tanz Noch Mal - Jemand Zum Schnacken - Gemäßigt Satanisch - Aufgebraucht  - Der Jogger - Bäcker - Kühlschranklied - Stagediverin - Knuzibär - Der Bruder Von Ole - Käpt'n Krück - Im Sog Der Breitnis - Husti-Boy - Kurzer Moment - Hochklappdings - König Vom Balkon - Sympathie Ist Der Teufel

Zugabe: Kastriert - Vater

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