We Have Band

We Have Band © We Have Band

Kreativ klingende Bandnamen erzeugten schon immer Aufmerksamkeit. Aber wie kommt man auf sowas? We Have Band würden wohl sagen, dass sich dafür am ehesten Partys eignen. Denn bei solch einer Gelegeneheit lernten sich die drei Bandmitglieder kennen und entwarfen spontan den ungewöhnlichen Namen. Unser Redakteur traf die Londoner Band in Berlin und sprach mit den Musikern über ihren Sound, das Musikerleben, das Suchen und Finden im Leben und die (Un)Abhängigkeit als Musiker.

{image}regioactive.de: Wie habt ihr euch kennengelernt?
Darren: Wir sind alle schon seit einiger Zeit befreundet und Thomas und Dede noch dazu verheiratet. Auf einer Party hatten beide die Idee für eine Band, und als sie mir den Vorschlag sagten, wie die Band heißen sollte, fand ich das den besten Bandnamen, den ich bis dahin gehört hatte. Und dann haben wir noch am Abend begonnen, gegenseitig unsere musikalischen Vorstellungen auszutauschen und bis zum Ende der Party gemeinsam gefeiert und getanzt.
Thomas: Ich hatte schon damals einiges an Musik-Equipment. So besaß ich z.B. einen Laptop, einige Drum-Machines und eine Bassgitarre. Also griffen wir schon auf dieser Party zum ersten Mal zu den Instrumenten, sammelten einige Ideen und versuchten diese musikalisch umzusetzen. Wir hatten so viel Spaß daran, dass wir beschlossen, definitiv eine Band zu gründen.

{image}Wie kam es zu dem Bandnamen We Have Band?

Dede: Da steckte nicht wirklich eine Idee dahinter. Es war einfach nur eine alberne und scherzhafte Äußerung, die wir so gut fanden, dass wir sie als unseren Bandnamen benutzten.

In einem Song singt ihr: "We were beholding to the way / In which we live in such emotion". Wie war euer Weg zur Musik und was findet ihr daran so faszinierend?

Thomas: Emotionen sind ein Teil von Musik, die von den Gefühlen und Emotionen anderer Menschen oder Musiker geprägt ist und von denen wir alle erst richtig leben. Wir alle spüren Emotionen in der Musik und das ist der Grund, warum die meisten Menschen Musik ja auch so mögen.

Was sind die positiven und negativen Seiten eures Musikerlebens?

Darren: Manchmal sind wir sehr müde, weil wir viel reisen, aber das ist eigentlich trotzdem kein negativer Teil unseres Lebens. Du wählst ja selbst, wie du die Dinge machst und angehst. Wir haben uns selbst ausgesucht, so viele Shows zu geben und live zu spielen, weil wir das einfach immer auch so wollten. In ein paar Jahren werden wir vielleicht wieder weniger Shows geben und mehr Zeit im Studio verbringen, aber im Moment sind wir mit unserer Arbeitsweise sehr glücklich. Wir können uns kontinuierlich auf der Tour ausleben und ausdrücken.

Dede: Es macht einfach Spaß, wenn man sieht, dass die Leute unsere Konzerte besuchen, um uns spielen zu sehen.

Thomas: In der heutigen Musikindustrie und allgemein in der Kreativbranche muss man hart arbeiten – und das machen wir. Als Musiker muss man kreativ sein, versuchen viel zu schreiben und live zu spielen und dann muss man hoffen, dass all die kreativen Sachen, die du entworfen hast, von den Zuschauern angenommen werden. Durch das viele Reisen vermissen wir natürlich unsere Familie und unsere Freunde, aber die wahren Freunde werden auch noch dann für einen da sein, wenn wir die Tour beendet haben und wieder zuhause sind. Wenn man die eigene Arbeit liebt, dann machen einem auch Dinge Spaß, die sehr anstrengend sein können.

{image}Wie würdet ihr eure Musik in eigenen Worten beschreiben?

Thomas: Ich würde es einfach als Popmusik beschreiben, die Elemente von elektronischer Musik und Indie besitzt.

Darren: Ich denke, es ist schwer, unsere eigene Musik zu beschreiben. Wenn wir selbst unsere Musik aufnehmen und anhören, dann denken wir nicht, dass dies oder jenes ein cooler Elektrosound wäre. Wir überlassen die Beschreibung unserer Musik besser den Journalisten.

Welche Bands haben euch beeinflusst?

Thomas: Wir haben viel ESG, diese New Yorker Band aus den achtziger Jahren, gehört. Dann hat uns LCD Soundsystem beeinflusst, aber auch Musiker wie Michael Jackson.

Darren: Wir lieben eine Reihe von Musik. Deswegen denke ich nicht, dass uns eine Musik ganz stark und direkt beeinflusst hat. Es ist zusammengenommen ein gemeinsamer Musikgeschmack, der uns alle beeinflusst hat.

Der Produzent eures Albums war Gareth Jones, der auch schon für Depeche Mode und Grizzly Bear produziert hat. Inwieweit hat er euch geholfen, euren eigenen Musikstil zu finden?

Thomas: Unsere Demos klingen fast genauso wie die Songs auf dem Album. An den Stellen, die auf den Demos noch nicht so stark klangen, half er uns, diese zu verfeinern und komplexer zu gestalten. Er kam zu einigen unserer Liveshows, wo er vor allem die Energie mochte, die wir auf der Bühne versprühten. Er nahm die meisten Gesangparts deshalb nur in einem Take auf, sodass es wie eine Live-Performance klang. Auch das Schlagzeug nahmen wir live auf. Bei einigen Songs hatte er auch gute Ideen für Arrangements, so dass in einigen Songs mehr Effekte stecken als in den anderen Stücken. Insgesamt haben wir das aber alles zusammen aufgenommen.

Darren: Er schätzte das, was wir taten und bestärkte uns, das zu tun, was wir noch umsetzen wollten. Er hörte sich alle Demos an und musste oder wollte nicht mehr viel daran verändern, weil ihm gefiel, wie wir schon damals klangen. Er wollte den Sound unseres Albums uns selbst überlassen und bestärkte uns immer wieder. Wenn uns etwas gefallen hat, sollten wir es auch so machen, anstatt selbst tief in die Musik einzugreifen. Das gefiel ihm und wir fanden das gut und war der Grund, warum wir zusammengearbeitet haben.

{image}In dem ersten Song Piano fragt ihr euch in den Lyrics, ob ihr etwas finden werdet. Ziele zu finden oder die Frage, was man im Leben will, ist ein wichtiges Thema in eurer Musik. Wie wichtig sind Ziele im Leben und wie wichtig ist es nach Dingen zu streben?

Thomas: Nach Dingen oder Zielen im Leben zu suchen ist sehr wichtig. Wenn du nicht nach etwas suchst, dann lebst du nicht richtig. Die Menschen sollten etwas suchen, nach Dingen schauen und Neues entdecken.

Dede: Wenn du nach Dingen suchst, solltest du dich jedoch selbst auch immer wieder stoppen und hinterfragen, ob es das Richtige ist, wonach du gerade suchst. Und wenn du es nicht genau weißt, dann solltest du deinen Suchradius eingrenzen und nur noch nach dem suchen, was für dich essentiell ist.

Darren: Manche Menschen glauben, es wäre eine Schwäche, wenn man immer auf der Suche nach etwas ist. Wir dagegen denken, dass das eine großartige Sache ist. Man kann und sollte nie damit aufhören und niemals den Versuch aufgeben, seine selbst gesteckten Ziele zu erreichen. Das stetige Streben nach Zielen erweitert dein Horizont und deine Persönlichkeit.

Ein anderes Thema auf eurem Album sind die Liebe und die Hoffnung. Was bedeuten euch diese Worte?

Dede: Mit dem Begriff können ganz viele Erfahrungen und Erlebnisse in Verbindung gebracht werden.

Thomas: Für manche ist Liebe etwas Extremes, für andere ist es etwas Behagliches.

Darren: Liebe ist etwas Subjektives. Du liebst Dinge, die dir etwas bedeuten. So kannst du zum Beispiel auch einfach eine TV-Show lieben.

{image}Im Song Hear it in the Cans singt ihr an einer Stelle "We made band with our own hands". Wie wichtig ist Unabhängigkeit im Leben eines Musikers und in welcher Weise fühlt ihr euch selbst unabhängig von der Musikindustrie?

Thomas: Jeder Musiker versucht seine Ideale zu leben. Wir machen die Musik vor allem auch für uns selbst und weil uns das Musikmachen einfach Spaß macht. Aber ich finde, dass man musikalische Unabhängigkeit heutzutage kritisch sehen muss – vor allem in unserer heutigen Zeit. Entweder ist man sehr abhängig von einem großen Label oder man versucht, einer bestimmten Szene zu folgen. Doch leider ist es heutzutage so, dass viele und immer mehr Labels untergehen und auch aufkeimende Szenen sehr schnell wieder sterben. Aber eines ist klar: wenn du nicht du selbst bist, wenn deine Band nicht ihre eigene Sache macht, dann kriegst du Probleme.

Darren: Wenn man manche Bands fragt, wer sie in Deutschland gebucht hat, dann wissen es viele nicht. Wir kennen jeden, der mit uns arbeitet. Das nenne ich Unabhängigkeit. Wir wollen über alles und jeden Bescheid wissen, mit dem wir es zu tun haben.

Viele Musiker haben Probleme, allein mit ihrer Musik ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Wie kann man junge Musiker und Bands besser unterstützen?

Darren: Die Fans sollten zu Konzerten gehen, die T-Shirts und CDs der Band kaufen und einfach alles tun, um die Musik, die sie lieben, weiter zu verbreiten. Zum Beispiel, indem man die Musik auch an Freunde weitergibt.

Dede: Die Leute sollten sich nicht nur die Musik anhören, die in diversen Musikmagazinen rezensiert wird, sondern sollten auch eigenständig auf die Suche nach neuer Musik gehen und versuchen, neue Dinge zu finden.

Vielen Dank für dieses Interview!

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