Peter Pan Speedrock

Peter Pan Speedrock © Lisa Klappe

Peter Pan Speedrock haben die Mission, den heiligen Gral des Rock'n'Roll an den Mann zu bringen. Sie bespielten internationale Festivalbühnen und kleine Clubs, teilten sich Bühnen mit Motörhead, Nashville Pussy und Zeke und treten auch nach 14 Jahren immer noch mächtig Arsch. Unkraut vergeht eben nicht. Beim Live-Termin in Weinheim am 6. Juni lockten die Niederländer zahlreiche Fans in das Café Central und sorgten – trotz gefühlter 90 Grad Celsius – für den einen oder anderen Moshpit.

{image}Die Niederlande ist für vieles bekannt: Tulpen, Fußball, Käse, Holzschuhe und legalen Drogenkonsum. Doch Rock'n'Roll zählt nicht gerade zu den Exportschlagern Hollands. Außer einigen nennenswerten Gruppierungen wie The Gathering, God Dethroned, Within Temptation oder Born from Pain, die internationale Erfolge verbuchen konnten, sieht es in der Rocklandschaft unserer holländischen Nachbarn eher mau aus. Doch anno 1996 schoss eine Band aus dem Erdboden, die allen Skeptikern beweisen sollte, dass der tiefergelegte Beneluxstaat doch ordentlich zu rocken weiß. Peter Pan Speedrock waren geboren und enterten nach der Veröffentlichung ihres Debüts Peter Pan die internationalen Festivalbühnen. Schnell wurden sie über die niederländischen Grenzen hinaus bekannt und erspielten sich mit straighten auf-die-Fresse-Riffs und haarsträubend schnellem Punk'n'Roll eine treue Fangemeinde. Am vergangenen Sonntagabend waren die Peter Pan Speedrocker im Rahmen des 15jährigen Café Central-Jubiläums zu Gast in Weinheim und stellten ihr Können und ihre Geschwindigkeit unter Beweis.

{image}Als Anheizer standen jedoch zuerst Torpedohead auf der Bühne. Der Dreier aus Frankfurt rockte sich tapfer durch das Set, während sich das Publikum im Café Central noch äußerst zurückhaltend gab. Die Band, im Posen ganz groß, sorgte mit solidem Rock'n'Roll und coolen Outfits für gute Laune, doch die Weinheimer ließen sich nicht so leicht beeindrucken. Sänger und Gitarrist Sven Spacebrain und Bassist Hardy nutzten den gesamten Platz aus, den die kleine Bühne hergeben konnte und gaben sympathische und sleazig rockende Nummern wie Black Rain und Brave New World zum Besten. Dabei klangen sie ein bisschen wie die Hellacopters und ein bisschen wie Guns'n'Roses; dennoch machen die Jungs ihr eigenes Ding. Im März vergangenen Jahres veröffentlichten sie ihr Debütalbum Lovesick Avenue und kürzlich folgte eine 5-Track-EP, in die es sich lohnt reinzuhören, denn Torpedohead werden sicherlich noch auf der einen oder anderen Bühnen zu sehen sein.

{image}Die im Programm angekündigten James Bondage waren weit und breit nicht zu sehen, weshalb es nach dem Torpedohead-Einheizer gleich mit dem Hauptact des Abends weiterging. Nach einer kurzen Umbaupause zeigte sich das sympathische Holland-Trio auf der Bühne und legte gleich in Schallgeschwindigkeit los. Zwei Dinge fielen gleich zu Beginn des Gigs auf: Es gab erschreckend wenige Turbojugend-Kutten sowie Moshpits zu entdecken. Beides lässt sich jedoch wahrscheinlich auf die Hitze zurückführen, denn immerhin herrschten draußen auch zu später Stunde noch um die 25 Grad. Im Café Central war es wesentlich heißer und als die Peter Pan-Crew aus Eindhoven die Bühne stürmte, war die Luft binnen Sekunden zum Schneiden. Mit Transsylvanian Express und Resurrection legten die Holländer noch ein paar Grad mehr auf das Thermometer und der Schweiß floss nicht nur bei der Band in Strömen. Die Jungs, die offensichtlich Spaß am Spielen hatten, gaben in bester Motörhead-Manier benzingetränkten, dreckigen Rock'n'Roll zum Besten. Bart Geevers aka. Bartmann, der sich am Bass die Griffel wundspielte, sah mit Truckermütze und Vollbart zwar aus wie ein Redneck, jagte mit seinen Tieftönersalven jedoch den Adrenalinspiegel der Gäste in die Höhe und belohnte das Publikum mit einem fetten Basssolo.

{image}Mit den ersten Takten von Go Satan Go löste sich die anfängliche Zurückhaltung in Luft auf und trotz Sauerstoffmangel und drohender Dehydrierung gaben einige der eingefleischten Speedrock-Fans einen gepflegten Pogo zum Besten. Schneller, härter, lauter – das ist die Devise von Hollands rüder Rockbande. Sänger und Gitarrist Peter van Elderen spornte das Publikum an und sorgte mit amüsanten Ansagen für gute Laune. Auch Schlagzeug-Tier Bart Nederhand prügelte sich stets gut gelaunt durch die krachigen Songs. Nach etwa 60 Minuten und einem heißen Heatseeker vom aktuellen Album Pursuit until Capture sowie einigen weiteren Speedrock-Hits neigte sich der Auftritt von "Hollands finest Rockexport" langsam dem Ende zu. Rotzig, blitzschnell und dennoch charmant feuerten die Holländer einen Querschnitt aus der vierzehnjährigen Bandgeschichte ab.

Die neue Scheibe des infernalischen Trios sollte bereits im Mai erscheinen, lässt jedoch noch auf sich warten. Bis es so weit ist, sollte man den Geduldsfaden mit einer Liveshow von Peter Pan Speedrock verlängern, denn auf der Bühne entwickeln die Jungs eine unverschämte Dynamik und Power, die ihresgleichen sucht. Die drei Peter Pans lieferten ohne große Aufmachung und Effekthascherei einen kurzen, aber heftigen und grundsoliden Auftritt ab. Bitte mehr davon!

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