Die wartende Menge am Bahnhof Hockenheim um ca. 23:30 Uhr

Die wartende Menge am Bahnhof Hockenheim um ca. 23:30 Uhr © Dirk Brünner

Die An- und Abreisesituation rund um das Bruce Springsteen Konzert am Hockenheimring sorgte im Anschluss für sehr viele Kontroversen. Wir haben mit allen Verantwortlichen gesprochen und werfen einen Blick auf die Hintergründe.

Am 21.7.2023 spielte Rock-Legende Bruce Springsteen ein denkwürdiges Open Air-Konzert  in Hockenheim statt. Der Auftritt des U.S. Stars wurde frenetisch gefeiert und die Konzertkritiken überschlugen sich mit Lob und Anerkennung (hier unser Bericht).

Allerdings entpuppte sich die An- und Abreise-Situation für viele Konzertbesucher als extreme Belastung, die das Konzerterlebnis nachhaltig trübte. Die Kritik, die auch schon nach früheren Veranstaltungen dieser Größenordnung am Hockenheim geäußert wurde, schien nach dem Springsteen Konzert ihren vorläufigen Höhepunkt zu finden. Es ist also Zeit für eine genauere Betrachtung der Konzert- und Festivaltauglichkeit des Motodroms.

Weltstars in Hockenheim

Der Hockenheimring ist in allererster Linie eine Rennstrecke und demnach unter Motorsportfans seit vielen Jahrzehnten eine bekannte Austragungsstätte. Der Streckenabschnitt vor der Südtribüne, das sogenannte Motodrom, wird zudem bereits seit den 80ern immer wieder als Location für große Konzerte und Festivals genutzt. 

Weltbekannte Acts wie Michael Jackson (1988, 1997), Genesis (1992), Pink Floyd (1994), AC/DC (2001, 2009 und 2015), Rolling Stones (2003) und Ed Sheeran (2019) traten hier bereits auf.

Viele Verkehrsprobleme

Der Bereich im Motodrom bietet Platz für bis zu 100.000 Fans. Bei dieser enormen Anzahl entstehen Besucherströme, die auch vor und nach der Veranstaltung über entsprechende Verkehrskonzepte und Leitsysteme gelenkt werden müssen, um eine möglichst reibungslose An- und Abreise zu gewährleisten, ohne den üblichen Verkehr zum Erliegen zu bringen. 

Leider kam es in der Vergangenheit nach Großveranstaltungen am Hockenheim immer wieder zu Situationen, die dazu beitrugen, dass viele Besucher zu spät auf dem Konzertgelände eintrafen und/oder mit einer stundenlangen Abreise (sowohl mit dem Auto als auch mit der Bahn) zu kämpfen hatten. 

Riesiger Andrang am Bahnhof

Als besonders heikel stellte sich die Lage rund um den Bahnhof in Hockenheim nach dem Bruce Springsteen Konzert heraus. Hier entstand aufgrund des extrem schleppenden Schienenverkehrs eine Menschentraube, die nach Angaben des verantwortlichen Polizeipräsidiums Mannheim um 23:45 auf 3500 Personen anwuchs. Bis um ca. 3:00 morgens dauerte der Abtransport aller auf die Bahn angewiesenen Konzertbesucher. 

In diesem langen Zeitraum kümmerten sich viele Besucher bereits um Alternativen: So hatten Taxiunternehmen Hochkonjunktur und waren ab Mitternacht quasi nicht mehr erreichbar, weshalb private Anwohner die Gunst der Stunde nutzten und (schwarz) Fahrten bis Mannheim anboten. Viele Konzertbesucher ließen sich von Freunden und Bekannten abholen, die extra aus dem Zielort nach Hockenheim fuhren.

Maximales Chaos

In Hockenheim traf man immer wieder auf fluchende Springsteen-Fans, die abwechselnd über Veranstalter, Bahn, Stadt und die Betreiber des Hockenheimrings schimpften, während sie planlos umherirrten. 

Kreuzte ein Taxi auf, entstand direkt ein wildes Rennen, bevor alle Teilnehmer erkannten, dass bereits Fahrgäste im Auto saßen. Die Situation zwischen Hockenheimring und Bahnhof gestaltete sich maximal chaotisch, was sich auch in zahlreichen Posts in den sozialen Medien niederschlug.

Vorbildliches Handeln der Polizei

Hätte die Mannheimer Polizei nicht geistesgegenwärtig den Zugang zum Bahnsteig abgesperrt und für einen halbwegs geregelten Zugang zu den Zügen gesorgt, hätte der Abend nach unserer Einschätzung noch viel schlimmer enden können. Es waren zwar Bahn-Mitarbeiter vor Ort, aber deren Zahl war viel zu gering, um die Menschenmassen zu leiten.

Im Übrigen scheinen sich alle einig darüber zu sein, dass die Polizei nicht nur am Brennpunkt Bahnhof einen extrem guten Job machte. Sie informierte auch via Twitter über die aktuelle Lage und trug maßgeblich zur Deeskalation bei.

Auf Ursachenforschung

Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen? Letztlich muss es doch ein Verkehrs- sowie Sicherheitskonzept geben, das wenigstens einen halbwegs geregelten Ablauf gewährleistet und gefährliche Situationen wie am Bahnhof vermeidet. Wer hat diese Veranstaltung genehmigt und wie konnte es dazu kommen, dass der Schienenverkehr so schleppend vonstattenging?

Grundsätzlich ist die Stadt Hockenheim die genehmigende Behörde für Veranstaltungen am Hockenheimring. Die Stadt arbeitet nach eigenen Angaben eng mit den Veranstaltern (in diesem Fall Live Nation) und anderen beteiligten Behörden (u. a. der Polizei Mannheim) zusammen. Das erarbeitete Sicherheits- und Verkehrskonzept wird durch einen Fachanwalt für Veranstaltungsrecht geprüft und im besten Fall bestätigt, bevor es vom Ordnungsamt der Stadt Hockenheim abgenommen wird.

Der ursprüngliche Zeitplan

Das über Monate im Voraus zwischen Veranstalter und Bahn vereinbarte Verkehrskonzept sah vor, ab 0:00 Uhr zusätzliche Kapazitäten für den Schienenverkehr zur Verfügung zu stellen, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Der Zeitpunkt war so gesetzt, da die Veranstalter davon ausgingen, dass Bruce Springsteen bis 23:00 Uhr spielen würde. 

Laut Veranstaltungsleiter Marten Pauls sei es üblich, dass Künstler Auftritte bis zum spätesten erlaubten Zeitpunkt planen, zu dem laute Musik über die Beschallung emittiert werden darf, um so einen möglichst großen Anteil der Show in Dunkelheit zu performen. 

Hätte das Konzert also um 23:00 Uhr geendet, wären die ersten Besucher um ca. 23:45 Uhr am Bahnhof angekommen und die gewaltige Menschenansammlung rund um den Bahnhof hätte evtl. verhindert werden können. 

Übrigens ging man bei der Planung wohl auch noch von einer Vorband aus, da der Beginn der Veranstaltung sonst nicht, wie auf den Tickets kommuniziert, bereits um 19:00 Uhr gewesen wäre. Dass Springsteen alleine keine vierstündige Show abliefern würde, müsste allen an der Planung beteiligten Verantwortlichen klar gewesen sein.

Der neue Zeitplan

Wie das tatsächliche Setup zu diesem Zeitpunkt der Springsteen-Tour aussah, muss spätestens seit dem Gig in Hamburg am 15.7., also 5 Tage vor dem Auftritt in Hockenheim, jedem klar gewesen sein: keine Vorband und pünktlicher Start um 19:00 Uhr bei einer Spielzeit von maximal 3 Stunden und somit ein Konzertende um 22:00 Uhr.

Laut Pauls wurden diese abweichenden Zeiten selbstverständlich registriert und direkt am Montag dem 17.7. entsprechend an die Bahn kommuniziert, in der Hoffnung, dass die Planung der Sonderzüge auf die Zeit zwischen 22:00 Uhr und 0:00 Uhr vorverlegt werden könne. 

Zudem wurde nach Absprache mit dem Künstlermanagement der Beginn des Konzerts auf 19:30 Uhr verlegt, um die Lücke zwischen Planung und Realität etwas zu schließen. Dass dadurch auch dem Frust vieler Gäste begegnet wurde, die aufgrund der anspruchsvollen Anreise zu spät aufs Konzertgelände kamen, war sicherlich ein willkommener Nebeneffekt.

Wann erfolgte die Information der Bahn?

Allerdings decken sich Pauls Aussagen hinsichtlich der Mitteilung der geänderten Zeiten nicht mit denen der Bahn. Laut Wenke Böhm vom Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg wurde diese Information und wohl auch der damit verbundene Wunsch, die Zugverbindung anzupassen, erst einen Tag vor der Veranstaltung bei der Deutschen Bahn gemeldet. Somit seien alle bisherigen Planungen obsolet gewesen. 

Diese sahen für die bestehenden S-Bahnen eine Kapazitätsaufstockung auf 3 Triebwagen vor, um die maximale Bahnsteiglänge von 210 Meter voll ausnutzen zu können. Zusätzlich wurden Sonderzüge in den Fahrplan eingearbeitet. Aufgrund der kurzfristigen Planänderung, habe die DB-Leitstelle mehrere Maßnahmen getroffen, um das Gröbste zu retten und innerhalb eines Tages, so Böhm, so viel geändert, wie es innerhalb dieser kurzen Zeitspanne noch möglich war. 

Update, 29. Juli: Inzwischen liegt uns zu diesem Punkt eine Stellungnahme von Marten Pauls vor:

"Die Ordnungsbehörde wurde am Dienstag, 14.07., unmittelbar nach meiner Inkenntnissetzung durch den Veranstalter, von mir über die veränderte Anfangszeit informiert. Die Behörde hat einen Verteiler, über den im Verwaltungsverfahren solche Informationen verteilt werden. In diesem Verteiler befinden sich auch die Bundespolizei und die DB Sicherheit, die für die Sicherheit auf den Bahnanlagen zuständig ist. Daran wiederum hängt informativ auch die Netzplanung der Bahn. Erst, als Veranstalter bis Donnerstagmorgen keine weitere Rückmeldung der Bahn erhalten hat, haben wir über unseren Verkehrsplaner direkt beim Netzplaner der Bahn nachgefragt."

Daraus lässt sich schließen, dass die Netzplaner der Bahn erst am Donnerstag, also einen Tag vor dem Konzert informiert wurden. Wir können nicht beurteilen, wer für die verzögerte Information der Netzplaner der Bahn verantwortlich sind. Die sowieso schon kurzfristige Änderung der Planung wurde dadurch noch kurzfristiger.

Problematische kurzfristige Änderungen

Aufgrund der Komplexität des Eisenbahnbetriebs auf der Strecke Mannheim-Hockenheim-Karlsruhe erlauben kurzfristig nur sehr geringe Spielräume. Hinzu kämen die festen Dienstpläne des Personals, die ebenso nur bedingt flexibel gestaltbar seien. Frau Böhm betont, dass die Abreise geordnet erfolgt wäre, wenn die ursprünglichen geplanten Zeiten eingehalten worden wären.

Offensichtlich scheinen hier unterschiedliche Wahrnehmungen hinsichtlich der Kommunikation zwischen Veranstalter und Bahnbetreiber vorzuliegen, was natürlich bei einer Veranstaltung dieser Größenordnung in einer Location mit einer äußerst gewöhnungsbedürftigen Verkehrsinfrastruktur sehr problematisch ist und zu unvorhersehbaren Konsequenzen führen kann.  

Hoher Anteil an Bahnreisenden

Immerhin reisten ca. 12.000 Menschen mit der Bahn an, was im Vergleich zu früheren Events ein überdurchschnittlich hoher Wert ist. Nur beim letztjährigen Download Festival mit Metallica wurde diese Anzahl von Bahnreisenden laut Pauls mit 20.000 Besuchern übertroffen. 

Da die zunehmende Beliebtheit der Bahn als Anreiseoption bei Konzerten vor allem auch auf Produkte wie das "9-Euro Ticket" und das "Deutschland-Ticket" aber nicht zuletzt auch auf die exorbitanten Parkgebühren mit z. T. bis zu 50 Euro pro Stellplatz zurückzuführen sind, sollte dieser Aspekt wenig überrascht haben und entsprechend im Rahmen der Planung des Verkehrskonzepts berücksichtigt worden sein. 

Laut Christoph Henninger, dem persönlichen Referenten des Oberbürgermeisters der Stadt Hockenheim, war "in den Mittagsstunden ersichtlich, dass deutlich mehr Menschen den ÖPNV nutzen, wie es normalerweise üblich ist. Die Deutsche Bahn hat hier dann nicht mehr darauf reagiert, bzw. reagieren können." Diese Aussage lässt vermuten, dass die Anzahl der Bahnreisenden im Vorfeld nicht rechtzeitig richtig eingeschätzt wurde. 

Update, 29. Juli: Auch hierzu erreicht uns eine Stellungnahme von Herrn Pauls: 

Die Parkgebühr von 50 EUR wurde nur für Parken auf der Rennstrecke erhoben, mit einem sehr günstigen Anfahrtweg über die B291, alle anderen Parkflächen kosteten 25 EUR [oder 37,50 Euro, wenn man das Ticket erst vor Ort erworben hat, Anmerkung der Redaktion]. Hintergrund der am Hockenheimring erstmalig erhobenen Parkgebühr ist die verursachungsgerechte Umlage der mit der Einrichtung und dem Betrieb der Parkflächen und der Verkehrsabwicklung verbundenen Kosten.

Dazu gehören u.a. die Anmietung der Flächen, die Einrichtung von Zu- und Abfahrten, die Einrichtung einer dynamischen Beschilderung von Anfahrtrouten und die Parkeinweiser. Mit der Erhebung dieser Parkgebühren ist keine Gewinnerzielungsabsicht verbunden, sondern es soll lediglich eine Deckung der Kosten erreicht werden.

Bei allen bisherigen Konzerten und Motorsportveranstaltungen am Hockenheimring wurden diese Kosten auf sämtliche Veranstaltungsbesucher im Ticketpreis umgelegt mit 7-10 EUR je Veranstaltungsticket. Für dieses Konzert wurde erstmals entschieden, die Kosten nicht pro Besucher, sondern pro Fahrzeug zu erheben. Ein mit der Bahn anreisender Besucher trägt somit die zusätzlichen Kosten für ein Zugticket, während ein mit dem PKW anreisender Besucher die zusätzlichen Parkgebühren zu tragen hat.

Damit findet eine faire Verteilung der jeweiligen Kosten auf den einzelnen Besucher statt, der selbst über seinen Anreiseweg entscheiden kann. Der im Vergleich zum Vorverkaufspreis erhöhte Vor-Ort-Preis hat einen deutlichen Anreiz gesetzt, ein Parkticket im Vorverkauf zu erwerben. Dies ermöglicht dem Betreiber der Parkflächen eine vorausschauende Auslastungsplanung und Vorbereitung der Parkflächen und eine angepasste Personalplanung.

Weiterhin deckt der Zuschlag für den Vor-Ort-Verkauf die zusätzlichen Kosten ab, die mit der Erhebung der Parkgebühren vor Ort verbunden sind. Auch hier hat der Besucher die Wahl, das Ticket rechtzeitig und günstiger zu erwerben. Der überwiegende Anteil der mit dem PKW angereisten Konzertbesucher hat ein Parkticket im Vorverkauf erworben.

Ältere Zielgruppe

Ebenso sollte im Vorfeld bereits klar gewesen sein, mit welcher Zielgruppe man es zu hat und dass die Zeit für die Fußwege rund um den Hockenheimring bei einem Ü50 oder sogar Ü60/70 Publikum unterschiedlich ausfallen kann als beim Metallica bzw. Ed-Sheeran Publikum.

Vor dem Hintergrund der Spekulation rund um die Veranstaltungsdauer und -Zeiten, der Anzahl der Bahn-Reisenden sowie der Besonderheiten der Zielgruppe, wäre es durchaus ratsam gewesen ausreichend Puffer im Verkehrskonzept zu berücksichtigen und die Kommunikation zwischen Veranstaltungsmanagement und der Bahn zu optimieren.

Dass der Hockenheimring ein schwieriger Veranstaltungsort ist, der Besuchern viel Planung sowie die Bereitschaft, lange Fußwege in Kauf zu nehmen, abverlangt, scheint hinlänglich bekannt. Doch gilt das tatsächlich auch für die ältere Springsteen-Fangemeinde und kann ein Veranstalter, der am Hockenheimring Konzerte dieser Größenordnung durchführt, davon ausgehen, dass die meisten Besucher wissen, worauf sie sich einlassen?

Informationen auf allen Kanälen

Diese Frage ist natürlich nur schwer bis gar nicht zu beantworten. Das liegt auch daran, dass das Publikum bei Springsteen sehr heterogen war und sicherlich auch einen weiten Einzugsbereich abdeckte. Um die Fans vorab über die Besonderheiten bei An- und Abreise möglichst zielgerichtet zu informieren, wurden laut Pauls mehrere Kanäle bespielt. 

Einerseits wurden PR-Maßnahmen angeschoben und über Online- sowie Printmedien über Bahnverbindungen, lange Anreisezeiten, Parkplatzgebühren informiert. Zudem wurden über die Ticketpartner via Mail die Käufer angeschrieben, um über spezielle Infoseiten detailliert aufklären zu können. So haben z. B. Kunden, die via Eventim Tickets erwarben Links zu Fahrplänen [PDF] und einer Übersicht der Parkflächen [PDF] erhalten. 

Kunden von Ticketmaster haben diese Mail möglicherweise nicht erhalten – zumindest konnte keiner unserer Mitarbeiter Entsprechendes in seinem Postfach finden. 

Update, 31. Juli: Wie Marten Pauls mitteilt, sollten auch Ticketmaster-Kunden entsprechende Mails erhalten haben.

Auch die Bahn hat nach eigenen Angaben über die kurzfristigen Planänderungen Info-Meldungen platziert und alles getan, um die Konzertbesucher auf dem Laufenden zu halten. Die Meldungen wurden, so Böhm, "mit höchster Priorität aktiviert, in der Hoffnung, dass dies bei den Fahrgästen noch ankommt."

Eine schwierige Location

Trotz dieser Maßnahmen blieb es nicht aus, dass Konzertbesucher viel zu spät auf das Konzertgelände kamen und aufgrund der Abreise-Situation sowie der grundsätzlich in Hockenheim vorherrschenden extrem langen Laufwege entsetzt waren. Hatten Sie sich einfach vorher nicht richtig informiert oder ist das Expectation Management aufgrund unzureichender Kommunikation in Richtung Konsument auch an seine Grenzen gestoßen? 

Auch diese Frage lässt sich wohl nicht eindeutig beantworten. Fest steht: Aufgrund früherer Events kann sich jeder vorab über die Besonderheiten des Hockenheimrings informieren. Kein Konzertgänger sollte sich demnach über die grundsätzlichen Gegebenheiten rund um den Hockenheimring beschweren. Der Ring ist und bleibt wohl auch immer eine sehr anspruchsvolle Location – für alle Beteiligten.

Nadelöhr am Bahnhof

Was selbstverständlich unter allen Umständen zukünftig vermieden werden muss, sind Gefahrensituationen wie die am Bahnhof. Schlechte Kommunikation sowie unsaubere Verantwortungsbereiche konnten nur durch den beherzten Einsatz der Polizei, die eigentlich laut Pauls im Gegensatz zur Bahn nicht für die Sicherung des Bahnsteigs zuständig ist, kompensiert werden. Auch das Einrichten größerer zeitlicher Puffer sollte je nach Zielgruppe und Erfahrungswerte in Betracht gezogen werden. 

Bleibt zu hoffen, dass die beteiligten Stakeholder (Veranstalter, Bahn, Behörden) einen guten Weg finden, diese Aufgaben in Zukunft zu meistern. Vor allem der Flaschenhals Schienenverkehr wird in diesem Kontext eine große Rolle spielen, da der Trend eher in Richtung ÖPNV zeigt und weniger auf die Straße.

Laut Christoph Henninger von der Stadt Hockenheim steht bereits fest, dass in Zukunft eine gemeinsame Lösung mit der DB gefunden werden solle. Bislang habe man keinen Zugriff auf das Nadelöhr am Bahnhof gehabt, das auf dem DB-Gelände liegt. An der grundsätzlichen Problematik, dass der Bahnhof der Kleinstadt Hockenheim zu klein für solche Besuchermassen ist, wird sich aber so leicht nichts ändern lassen.

Neue Konzepte für die Zukunft

Inwieweit ein Konzertbesucher die Hockenheimring für derlei Veranstaltungen in Zukunft meidet und wie z. T. geschehen von Mannheim auf München ausweicht, da An- und Abreise entspannter ausfallen, bleibt jedem selbst überlassen. 

Klar ist, dass noch mehr Konzertbesucher aufgrund des Springsteen-Konzerts zukünftig nach alternativen Locations Ausschau halten werden. Doch machen wir uns nichts vor: die Anzahl von Konzerten mit Stars dieser Kategorie wird auch in Zukunft so bemessen sein, dass selbst ein Hockenheimring gute bis sehr gute Besucherzahlen verzeichnen wird.

Sollte also zukünftig alles wie geplant ablaufen und die Kommunikation ideal vonstattengehen, darf sich auch keiner mehr beschweren. Dennoch bleibt zu hoffen, dass sich rund um den Hockenheimring auch Maßnahmen durchführen lassen, die der gesamten Infrastruktur positiv Rechnung tragen. Wir wünschen allen Beteiligten gutes Gelingen und allen Fans schöne sowie entspannte Konzerterlebnisse.

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